15 Jahre lang saß Harald Gutemann im Hagnauer Gemeinderat. Nun widmet er sich anderen Dingen. „Für mich ist es an der Zeit, das Leben zu genießen, meinem Hobby, der Fotografie, nachzugehen und mich um meine Gesundheit zu kümmern“, sagt Gutemann. Er habe immer viel gearbeitet, schon früh im elterlichen Betrieb in den Reben geholfen, „später war ich 17 Jahre lang als Kellermeister für den Ausbau der Weine des Staatsweinguts Meersburg zuständig.“ Im August geht Gutemann in die passive Altersteilzeit, Ende Juli wurde er im Gemeinderat verabschiedet.

Kritik an ausufernder Bürokratie

„Es waren 15 schöne Jahre, ich habe dieses Ehrenamt sehr gern gemacht“, resümiert Harald Gutemann. 2009 trat er erstmals zur Wahl an. „Damals gestalteten sich viele Entscheidungen einfacher als heute“, sagt Gutemann. „Was mich in den letzten Jahren gestört hat, war die ausufernde Bürokratie.“ Es werde immer mehr Arbeit von Berlin, Stuttgart und dem Landratsamt auf die kleinen Kommunen abgewälzt. Das erschwere die Gemeindearbeit erheblich, obendrein benötige man wesentlich mehr Personal. „2009 hatten wir Personalkosten von 1 Million Euro, jetzt sind wir bei fast 2,5 Millionen. Obwohl wir ein gutes Team an Gemeindemitarbeitern haben, schieben sie dennoch stets einen Berg Arbeit vor sich her.“

Als Ratsmitglied viel gelernt

Das eigene Dorf mitzugestalten, empfand Harald Gutemann als Ehre. Zudem habe er als Ratsmitglied viel gelernt, sei es über Haushaltsführung, Finanzen oder kommunales Satzungsrecht. „Unter Bürgermeister Simon Blümcke gab es 2014 den Bürgerentscheid, bei dem die Hagnauer gegen die Umgestaltung des Uferparks stimmten“, erinnert er sich. Vielleicht sei da die Zeit noch nicht reif gewesen. Er persönlich wäre froh gewesen, die Gemeinde wäre die Umgestaltung zum damaligen Zeitpunkt angegangen, da sie über 1,8 Millionen Euro Zuschuss vom Land erhalten und lediglich 600.000 Euro hätte zurückzahlen müssen.

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Letztendlich sei 2021, als es abermals einen Bürgerentscheid zum Hafen gab, alles um einiges besser vorbereitet gewesen, sodass sich mit 72 Prozent der Stimmen auch eine eindeutige Mehrheit für die Hafenerweiterung aussprach. „Ich hätte mich gefreut, wenn der neue Hafen noch zu meiner Zeit als Ratsmitglied fertiggestellt worden wäre“, bedauert Gutemann, „das Projekt lag mir sehr am Herzen.“

Hagnau hat die meisten Zuschüsse für Projekte erhalten

Überhaupt habe man in den vergangenen 15 Jahren viel bewegt. „Für die Renaturierung des Uferparks, die zunächst ebenfalls auf Kritik stieß, musste die Gemeinde nur ein Viertel der Kosten selber tragen, die verbleibenden 300.000 Euro wurden vom Land bezuschusst“, berichtet Gutemann. „Hagnau ist die Gemeinde, die die meisten Zuschüsse für ihre Projekte erhalten hat.“