Es scheint wie immer: Nach dem Gottesdienst an Dreikönig treffen sich die Hagnauer Schneller auf dem Löwenplatz, um die Fastnacht offiziell einzuläuten oder besser: einzupeitschen. Traditionell noch ohne Häs kann man hier schon einmal für den Ernstfall üben: das Preisschnellen am Fastnachtsdienstag.
Doch die scheinbare Normalität trügt. „Das wird wohl die einzige normale Fastnachtsaktion bleiben in diesem Jahr“, befürchtet Michael Heitele, der Chef der Hagnauer Eulen. „Mindestens bis Ende Januar bleibt der harte Lockdown. Wie es dann weitergeht, weiß noch niemand.“ Alle Veranstaltungen sind jedenfalls abgesagt, wie etwa der Mexican Ball oder die beliebten Eulenspiele.
Narrenblättle soll ein paar Einnahmen bringen
„Wir versuchen, ein Narrenblättle zu machen und zu verkaufen; allerdings ist auch der Haustürverkauf kaum möglich. Da müssen wir uns noch etwas überlegen. Aber mit dem Blättle hätten wir wenigstens ein paar Einnahmen.“
Für Dreikönig haben die Elfer eingeladen, dass jeder Narr, der eine Karbatsche zu Hause hat, vor seiner Haustür ab 11.30 Uhr schnellen sollte. Doch aus alter Gewohnheit wählten gut zwei Dutzend Schneller aller Altersgruppen den Weg zum Löwenplatz und beginnen pünktlich nach Ende des Gottesdienstes mit ihrem Geschäft.
Abstand lässt sich beim Schnellen einhalten
Mit Corona-Regeln haben aktive Schneller ja sowieso kein Problem: Den Mindestabstand sichern sie sich automatisch mit der Reichweite ihrer Karbatsche. Trotz des nasskalten Schneewetters sind auch einige Zuschauer gekommen, die sich ebenfalls weitestgehend an die Mindestabstände halten und von denen viele eine Maske tragen.

Sie alle wollen sich zumindest dieses kleine Stück Fastnacht erhalten und die Gelegenheit nutzen, sich gegenseitig noch ein gutes neues Jahr zu wünschen, wo das bisher den reduzierten Kontakten zum Opfer gefallen war.
Richtig lustig scheint unter diesen Umständen allerdings kaum einer. Und so ist die Fastnacht an Dreikönig das, was sie auch in früheren Zeiten häufig war, wenn es galt, den bedrohlichen Winter zu vertreiben oder sich gegen einen willkürlichen Herrscher aufzulehnen: eine todernste Angelegenheit, verbunden mit der Hoffnung auf bessere Zeiten.