Gerade in den Sommermonaten ist die Parksituation in Hagnau angespannt, da Tagestouristen ihre Fahrzeuge bevorzugt in der Ortsmitte sowie in den angrenzenden Wohngebieten abstellen, statt die gebührenpflichtigen Parkplätze an den Ortsrändern zu nutzen. Die zentralen Parkplätze mit Parkdauerbeschränkung sind dementsprechend in der Saison stark ausgelastet. Zusätzlich sind diese Parkplätze kostenfrei, jene am Ortsrand hingegen kostenpflichtig. Um den ruhenden Verkehr in Zukunft auf den großflächigen Parkplätzen P1 West, P4 Badestelle und P5 Ost zu konzentrieren, soll das Parken dort preislich günstiger werden als auf den Parkplätzen im Zentrum.
Die Gemeinde Hagnau beauftragte daher im Jahr 2022 das Freiburger Planungs- und Beratungsunternehmen Rapp, ein Parkraumkonzept für die Lösung dieses Missstandes zu erarbeiten. Das Konzept soll das Ortszentrum und die umliegenden Wohnbereiche vom Such- und Parkverkehr entlasten und so die Attraktivität des Ortskerns stärken.
Mehr Kontrollen zur Reduzierung von Parkverstößen
Vorgabe war auch, eine Verlagerung des ruhenden Verkehrs in die Wohngebiete zu vermeiden, die Aufenthaltsqualität des Straßenraums zu erhöhen sowie die Bedürfnisse älterer Menschen, von Kindern, Fußgängern, Fahrradfahrern und Menschen mit Behinderung zu berücksichtigen. Zudem sollen mehr Kontrollen zu einer Reduzierung von Parkverstößen führen.

Bürger durch zwei Infoveranstaltungen beteiligt
Die Erstellung des Konzepts wurde von einem umfassenden Beteiligungsprozess begleitet. Bei zwei Informationsveranstaltungen konnten die Bürger Vorschläge, Erfahrungen und Anregungen einbringen. Bemängelt wurden der hohe Parksuchverkehr durch fehlende Beschilderung, die Verlagerung des ruhenden Verkehrs in das Wohnviertel westlich der Kapellenstraße sowie auf den Seitenstreifen des Gemeindeverbindungswegs zwischen Meersburg und Hagnau sowie die Parkproblematik bei Veranstaltungen in der Umgebung des Gwandhauses und Rathauses. Zudem wurde der Löwenplatz wegen des Verkehrs als unsicher empfunden.
Kurzparkzeit von 30 Minuten für Besorgungen
Um das Verkehrsaufkommen in der Ortsmitte zu reduzieren, sollten allenfalls Dauerparkplätze für Anwohner und Übernachtungsgäste vorgesehen werden. Der Leitsatz „Außen lang – innen kurz“ beinhaltet auch eine Kurzparkzeit von 30 Minuten, um den Einzelhandel bequem erreichen zu können. Überdies fand ein Experten-Workshop mit Vertretern der Verwaltung, der unteren Verkehrsbehörde, der Polizei, der Tourist-Information, der Gastronomie und von Hotelbetrieben sowie des Gemeinderates statt.
Wolfgang Wahl vom Verkehrsplanungsunternehmen Rapp bemängelte in der jüngsten Gemeinderatssitzung: „Das stehende Auto braucht zu viel Raum.“ Mit der Einführung von flächendeckenden Parkleitsystemen könnte der innerörtliche Suchverkehr reduziert und an verkehrstechnisch geeignete Orte verlagert werden, sagte Wahl, „wobei schon bei der Anfahrt auf eine entsprechende Zielführung des motorisierten Verkehrs zu achten ist“. Dabei sei es wichtig, den Nutzern die Parkraumregelungen leicht verständlich zu machen.
Erhebung an einem Samstag in den Sommerferien
Eine umfängliche Analyse der Parkraumsituation erfolgte an einem Samstag während der Sommerferien. Allerdings konnten die zuvor beschriebenen Defizite aufgrund des schlechten Wetters am Erhebungstag nur teilweise beobachtet werden. Dennoch waren vor allem die zentralen Parkplätze stark ausgelastet, auf denen keine Gebühren erhoben werden, sondern Beschränkungen der Parkdauer gelten. Auf den unweit vom Zentrum liegenden kostenpflichtigen Parkplätzen West und Strandweg waren hingegen etliche Stellplätze frei.

Um den Ortskern zu entlasten, müssten die Parkplätze P1 West, P4 Badestelle und P5 Ost in das dynamische Parkleitsystem eingebunden werden. Die Zu- und Abfahrt zu den Parkplätzen P4 und P5 sollte ausschließlich über die B31 erfolgen, um den Durchgangsverkehr innerorts zu vermeiden. Gleichzeitig regte das Planungsbüro an, den Parkplatz P1 West in Parkplatz Zentrum umzubenennen, da die Bezeichnung West suggeriert, dass der Parkplatz weit entfernt vom Zentrum liegt.
Nach Grundsatzbeschluss erneut Abstimmung mit Gemeinderat
Der Gemeinderat schlug hingegen vor, anstelle von Parkplatz Zentrum den Begriff Parkplatz Zentral zu verwenden. Außerdem sollten Stellplätze für Wohnmobile und Motorräder ausgeschildert werden. Wolfgang Wahl sagte: „Jetzt geht es um den Grundsatzbeschluss und die konkrete Ausgestaltung, die anschließend erneut mit dem Gemeinderat abgestimmt wird.“ Von den entwickelten Maßnahmen haben die Parkraumbewirtschaftung, das Leitsystem und die Überwachung die höchste Priorität und Wirksamkeit.
Der Gemeinderat fasste den Grundsatzbeschluss für das Parkraumkonzept mit den darin enthaltenen Maßnahmen einstimmig. An die Verwaltung ging der Auftrag, die Maßnahmen zu konkretisieren, um sie anschließend erneut mit dem Gemeinderat abzustimmen.