Sie wollen weder der Modernisierung des Hafens entgegenstehen noch wollen sie die Bürger gegeneinander ausspielen. Das sagen die acht Hagnauer Bürger, die sich als Initiatoren der Bürgerinitiative „Hafen mit Herz“ in Hagnau vorstellen. Aber: „Wir halten die geplante signifikante Hafenvergrößerung unter Einschluss des Bojenfelds für einen nicht zu verantwortenden Eingriff in die Natur und Umwelt“, schreiben sie in einer Pressemitteilung.

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Den Erhalt des Hagnauer Häfeles, der Wiese, der Trauerweide und der vier Hängeulmen sowie eine umweltfreundliche Gestaltung des Bojenfelds hätten sie sich als Ziel gesetzt. Genauso aber auch die Sanierung des Hafens und die Modernisierung des bestehenden Sanitärgebäudes. Doch nicht in den vorgesehenen Ausmaßen. Dazu haben sie eine Unterschriftenaktion auf den Weg gebracht, um gegebenenfalls einen Bürgerentscheid zu erwirken.

Martin Gutemann zeigt den Blick auf den See, wo die neue lange Spundwand geplant ist. Die Hängeulmen müssten der Hafenumgestaltung weichen.
Martin Gutemann zeigt den Blick auf den See, wo die neue lange Spundwand geplant ist. Die Hängeulmen müssten der Hafenumgestaltung weichen. | Bild: Lorna Komm

Die Ankündigung des Bürgerentscheids stoppte den Beschluss des Gemeinderats für das Projekt „Auf zum neuen Ufer! Gemeinsam Hagnau gestalten!“ bereits auf der Zielgeraden. Über die weitere Planung an Land konnte nur beraten, aber nicht beschlossen werden. Auch der Architektenvertrag wurde nicht abgeschlossen.

Ein ähnliches Vorhaben zur Sanierung des Hafengeländes wurde 2013 schon einmal durch einen Bürgerentscheid gekippt. Deswegen wurde diesmal im Vorfeld ein Bürgerbeteiligungsverfahren unter Moderation von „translake“, einer darauf spezialisierten Firma, eingeführt.

Ein Großteil der Mitglieder der Bürgerinitiative (von links): Gudrun Welker-Mumm, Horst Giesen, Martin Gutemann, Ralph und Ursula Speck, ...
Ein Großteil der Mitglieder der Bürgerinitiative (von links): Gudrun Welker-Mumm, Horst Giesen, Martin Gutemann, Ralph und Ursula Speck, Herbert Neuland sowie Hubert und Inge Spahlinger. Das Foto entstand im Freien. Alle Personen gaben an, komplett durchgeimpft zu sein. | Bild: Lorna Komm

„Die Bürgerbeteiligung für den Hafen war eine Farce“, sagt Herbert Neuland. Er habe von Anfang an versucht, sich in den Dialog einzuschalten. Er habe die Zettel ausgefüllt, die an den Informationstafeln an Land hingen, habe im Online-Workshop seine Meinung geäußert und er habe einen Leserbrief geschrieben, von „translake“ aber nie eine Antwort erhalten. „Die Hafengestaltung war von vornherein abgeschlossen, da war keine Beteiligung möglich“, sagt Neuland und fügt an: „Eine Beteiligung hat es nur für die Ufergestaltung gegeben.“

Ralph Speck: „Im Online-Workshop hieß es, die Planung für den Hafen ist fix“

Ralph Speck teilt die Meinung. „Im Online-Workshop hieß es, die Planung für den Hafen ist fix.“ Das habe ihn geärgert. Den Workshop-Teilnehmern sei der signifikant vergrößerte Hafen als fertig präsentiert worden. Vorplanungen und erforderliche Genehmigungen seien abgeschlossen, habe es geheißen. „Vielen Bürgern sind die Konsequenzen gar nicht bewusst“, meint Speck, denn eine Visualisierung des Hafenneubaus einschließlich der langen Spundwände aus der Perspektive von Land her sei bisher nicht erfolgt.

Bild 3: Bürgerinitiative setzt sich für kleiner dimensionierte Hafensanierung ein – im Notfall mit Bürgerentscheid
Bild: Schönlein, Ute
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“Wenn ich mit den Bürgern rede, sind viele erstaunt über die Größe und die Dimensionen des Hafens“, erzählt Speck, der seit 2009 in der Gemeinde Hagnau wohnt. Bisher hat der Hafen 35 Liegeplätze zuzüglich Bootsvermietung. Im vorgelagerten Bojenfeld im See stehen 44 Plätze zur Verfügung.

Die geplante Spundwand würde ungefähr bis Höhe des roten Bootes (rechts im Bild) rausreichen. Der neue Hafen solle etwa 107 Liegeplätze ...
Die geplante Spundwand würde ungefähr bis Höhe des roten Bootes (rechts im Bild) rausreichen. Der neue Hafen solle etwa 107 Liegeplätze bieten. Die Mitglieder der Bürgerinitiative stehen knapp auf der Hälfte des Schiffsanlegers | Bild: Lorna Komm

Inge Spahlinger hat die Plätze für den neu geplanten Hafen anhand der Pläne gezählt. „Da kommen 107 Liegeplätze rein“, erklärt sie. Abgesehen davon, dass die finanziellen Mittel der Gemeinde auf Jahre hinaus für das Projekt gebunden seien und auch eine detaillierte Machbarkeitsstudie nicht gemacht worden sei, wäre ihr zufolge auch eine umweltfreundliche Neugestaltung des Bojenfelds möglich. Eine dahingehende Studie sei dem Bürgermeister vorgelegt worden, sagt Spahlinger. Die 107 Liegeplätze würden auch die Verkehrssituation im Bereich Meersburger-, Kappellen- und Seestraße verschärfen, nimmt die Hagnauerin an.

Der Verkehrsknotenpunkt Meersburger-, Kapellen- und Seestraße bietet schon jetzt Konfliktsituationen zwischen Auto-, Rad- und ...
Der Verkehrsknotenpunkt Meersburger-, Kapellen- und Seestraße bietet schon jetzt Konfliktsituationen zwischen Auto-, Rad- und Fußgängerverkehr. Sollte der Hafen stark vergrößert werden, geht die Bürgerinitiative hier von noch mehr Verkehr aus. | Bild: Lorna Komm (lko)

„Wir wollen bewusst machen, wie riesig das wird“, berichtet Spahlinger, die sich mit ihrem Ehemann Hubert anhand von Stangen mal selber angeschaut hat, welche Ausmaße das neu geplante Servicehaus bei Umsetzung hätte.

Für die favorisierte Variante „Miteinander“ soll das neue Servicehaus parallel zur Meersburger Straße platziert werden. ...
Für die favorisierte Variante „Miteinander“ soll das neue Servicehaus parallel zur Meersburger Straße platziert werden. Martin Gutemann und Ralph Speck markieren etwa das eine Ende, Inge und Hubert Spahlinger hinten am blauen Schild das andere Ende des geplanten Gebäudes. | Bild: Lorna Komm

Bürgermeister Volker Frede bezieht Stellung

„Das Bürgerbegehren ist das einzige demokratische Mittel, das jetzt noch bleibt“, erklärt Inge Spahlinger. Am 27. April 2021 wurde der Grundsatzbeschluss zur Realisierung des Projekts im Gemeinderat gefasst. „Bereits im Mai haben wir ein vierseitiges Schreiben mit unseren Vorbehalten an die Verwaltung geschickt“, erklärt Hubert Spahlinger.

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Sieben Prozent der Wahlberechtigten müssen für Entscheid unterschreiben

Ein Bürgerbegehren sei anvisiert worden, aber keiner der Beteiligten habe zu dem Zeitpunkt gewusst, wie langwierig so ein Verfahren ist. „Wir brauchen 83 Unterschriften Hagnauer Bürger. Das entspricht den erforderlichen sieben Prozent der wahlberechtigten Bürger“, sagt Hubert Spahlinger. Man sei auf einem guten Weg dahin. Genaue Zahlen lägen aktuell nicht vor, da mehrere Listen im Ort unterwegs seien. „Wir wollen nicht als Blockierer dastehen“, betont Spahlinger: „Aber Hagnau ist ein Dorf und soll es auch bleiben.“

Die Notwendigkeiten der Sanierung der Hafenmauern und des Toilettenhäuschens seien unbestritten. „Aber man kann aus dem Konglomerat keine Einzelpunkte herausnehmen. Wenn, dann muss das ganze Projekt angegangen werden“, verdeutlicht er das Dilemma, in dem sich die Bürgerinitiative sehe.

Es sei unbestritten, dass die Hafenmauer saniert werden muss. Bei dem Vorort Termin weisen die Mitglieder der Bürgerinitiative auf ...
Es sei unbestritten, dass die Hafenmauer saniert werden muss. Bei dem Vorort Termin weisen die Mitglieder der Bürgerinitiative auf Löcher und Risse in der Mauer hin. | Bild: Lorna Komm

„Der Hafen muss im Verhältnis zu den gewachsenen Strukturen bleiben“, sagt Ralph Speck zum Abschluss. Für die Beschaulichkeit des Ortes solle das Häfele bleiben und keinem Yachthafen weichen.

Hubert Spahlinger, Ralph Speck, Inge Spahlinger und Martin Gutemann (von links) vor dem Hafenplatz mit Blumenbeet, Hängeulme und ...
Hubert Spahlinger, Ralph Speck, Inge Spahlinger und Martin Gutemann (von links) vor dem Hafenplatz mit Blumenbeet, Hängeulme und Trauerweide. | Bild: Lorna Komm