Im Luftkurort scheint Wunschdenken zur Realität zu werden. Die Einrichtung eines Dorfladens mit Treffpunkt für die Bevölkerung geht mit großen Schritten voran. Aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) wurde ein Zuschuss von 60.750 Euro genehmigt. Doch das genügt nicht als Startkapital. Kredite und Bürgerbeteiligung sollen da helfen. Anregungen gab Unternehmensberater Wolfgang Gröll vom Bundesverband der Bürger- und Dorfläden.

Bürgergesellschaft tritt als Betreiber auf

Da ein solcher Laden eine ordentliche Buchführung braucht, steht die Gründung einer Bürgergesellschaft im Raum. Sie soll als Betreiber des Ladens auftreten und eine Geschäftsführung anstellen. Jeder, der möchte, kann sich als stiller Gesellschafter in finanzieller Form beteiligen, egal ob Privatpersonen, Unternehmen, Vereine oder auch die Gemeindeverwaltung. Diese direkte finanzielle Bürgerbeteiligung bildet das Startkapital für die weitere Finanzierung.

Wolfgang Gröll vom Dorfladen-Netzwerk.
Wolfgang Gröll vom Dorfladen-Netzwerk. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Beteiligung ab 300 Euro möglich

Dorfladenexperte Gröll hob in seinem Vortrag hervor, dass dieses Konzept schon vielfach und erfolgreich umgesetzt wird. Damit könne ein Ladengeschäft aufgebaut werden, das letztendlich in Bürgerhand und Bürgerbesitz bleibt – auch dann, sollte die Leitung des Dorfladens einmal wechseln. Beteiligungen sollen ab 300 Euro möglich sein.

Carolin Ast möchte erste Ladenchefin werden

Carolin Ast wird wohl die erste Ladenchefin sein. „Der Dorfladen ist für mich eine Herzensangelegenheit“, machte sie deutlich. Sie hat das Projekt auch vorangetrieben und den ELR-Antrag gestellt. Der Laden wird aber nicht privatwirtschaftlich betrieben, sondern soll von der breiten Bürgerschaft getragen werden. Ast ist überzeugt, dass dadurch auch eine enge Verbindung zum Dorfladen aufgebaut wird. Der vorgestellte Entwurf zur Innenraumgestaltung kam beim Publikum an. Neben den Einkaufsmöglichkeiten soll es auch ein kleines Bistro geben. Kleinere kulturelle Veranstaltungen sind angedacht.

Initiative sieht sich in ihren Plänen bestärkt

Thomas Hinke, Vorsitzender der Zukunftswerkstatt Heiligenberg, machte gegenüber dem SÜDKURIER deutlich: „Herr Gröll hat der Sache die Professionalität gegeben, die viele brauchen, die sich vielleicht nicht vorstellen können, dass Quereinsteiger einen erfolgreichen Dorfladen aufbauen können.“ Grölls Erfahrungen seien sehr wertvoll, er habe auf jede Frage eine Antwort gegeben. „Wir haben das Gefühl, dass das Projekt, bezogen auf Glaubhaftigkeit und Durchführbarkeit, damit auf eine andere Ebene gehoben wurde“, sagte Hinke.

So stellen die Initiatoren sich den Dorfladen in Heiligenberg vor. Er soll Einkaufsmöglichkeiten und einen Treffpunkt bieten.
So stellen die Initiatoren sich den Dorfladen in Heiligenberg vor. Er soll Einkaufsmöglichkeiten und einen Treffpunkt bieten. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Mischung aus Laden und Treffpunkt „nahezu einmalig“

Wolfgang Gröll sagte, das Konzept für Heiligenberg mit einer Mischung aus Laden und Treffpunkt sei „nahezu einmalig“ in der Dorfladenszene. Durch die vielen Vorarbeiten sei man auf einem sehr guten Weg. „Die Chancen in Heiligenberg sind echt gut“, machte der Unternehmensberater Mut. In den vergangenen Jahren seien mehr als 350 Bürgerläden entstanden, die funktionieren. Wolfgang Grölls Fazit: „Wenn die das geschafft haben, dann schafft ihr das auch.“

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Rund 300.000 Euro Investition zum Start

Jetzt geht es um die Finanzierung. In der Diskussion wurde deutlich, dass der Zuschuss aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum keineswegs reichen wird. 90.000 Euro zusätzlich werden als Mindestsumme angesehen, die jetzt aufgebracht werden muss. Insgesamt müssen in Einrichtung und Wareneinkauf rund 300.000 Euro investiert werden, so die Einschätzung.

Frank Amann und Denis Lehmann unterschiedlicher Meinung

Immer noch offen ist die Frage, ob sich die Gemeinde in Form einer Bürgschaft und eines Zuschusses an dem Projekt beteiligt. Bürgermeister Frank Amann hatte mehrfach betont, dass man unterstütze, wo man könne, aber nicht mit Geld. „Der Markt muss es regeln“, lautete sein Credo. Bürgermeisterkandidat Denis Lehmann erklärte hingegen, er könne sich vorstellen, dass die Gemeinde Anteile an der Unternehmensgesellschaft zeichnet. Auf jeden Fall sei der Dorfladen ein wichtiges Projekt für Heiligenberg.

Die Sparkasse Salem-Heiligenberg will die Filiale in Heiligenberg verlegen. Im Gebäude könnte der Dorfladen eingerichtet werden. Die ...
Die Sparkasse Salem-Heiligenberg will die Filiale in Heiligenberg verlegen. Im Gebäude könnte der Dorfladen eingerichtet werden. Die Verhandlungen laufen seit einiger Zeit. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Bei der Sparkasse Salem-Heiligenberg wird derzeit noch an den Konditionen für die Verpachtung der Ladenfläche im früheren Sparkassengebäude gefeilt. „Momentan müssen noch Verträge und Anträge finalisiert werden“, teilte Pressesprecher Stefan Haug auf Anfrage mit.

Möglicher Nahversorger keine Konkurrenz

Die Frage nach der Zukunft geht in den Köpfen vieler Heiligenberger um. Was, wenn der geplante Nahversorger im neuen Baugebiet beim katholischen Kindergarten realisiert werden kann? Bislang waren zwar die Gespräche der Gemeindeverwaltung bei entsprechenden Firmen nicht erfolgreich. Es könnte aber derzeit Bewegung in die Frage kommen, wie immer wieder von unterschiedlichen Seiten zu hören ist. Wolfgang Gröll sieht da keine Probleme. „Ich kenne viele Dorfläden, die sich ganz nahe bei Supermärkten und Discountern befinden und trotzdem gut laufen“, machte er Mut. Es komme auf das Angebot an. Und da sei Regionalität ein ganz wichtiges Merkmal.