Nach mehreren Weltrekorden in Feuerwehrschutzkleidung bereitet sich Feuerwehrmann und Ultraläufer Kai Eichler auf seine nächste große Herausforderung vor. Diesmal geht es nicht um einen Weltrekord und er will auch nicht in Feuerwehrschutzkleidung laufen. Dafür will er eine besonders weite Strecke zurücklegen: von Immenstaad bis zum Roten Rathaus in Berlin. Eichlers Ziel ist Aufmerksamkeit für die katastrophalen Zustände bei der Feuerwehr in Berlin und Unterstützung für deren Protestaktion unter dem Slogan "Berlin brennt".

Eichler arbeitete viele Jahre in Berlin

Warum gerade das? Kai Eichler erzählt, dass er, bevor er an den Bodensee kam, lange in Berlin gearbeitet hat und zu seinem Freundeskreis dort auch Feuerwehrleute gehören. Jetzt arbeitet er bei der Werksfeuerwehr der MTU und gehört der Freiwilligen Feuerwehr Immenstaad an. "Die Berliner Feuerwehr hat es nicht so gut wie die Feuerwehr hier im Bodenseekreis", erklärt er. "Die Feuerwehren hier sind sehr gut ausgestattet, außerdem wird hier auch sehr viel für die Feuerwehr getan." In Berlin sehe das ganz anders aus: "Sie haben veraltete Technik und zu wenig Personal. Seit vielen Jahren wurde dort auch viel zu wenig investiert."

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In der "Berliner Zeitung" war vor wenigen Tagen zu lesen, dass nach Angeben der Innenverwaltung allein im Fuhrpark der Berliner Feuerwehr ein Investitionsstau von 160 Millionen Euro bestehe. Bereits im April startete die Berliner Feuerwehr die Protestaktion "Berlin brennt". Dabei versammelten sich Feuerwehrleute wochenlang Tag und Nacht zu einer Mahnwache um ein brennendes Ölfass vor dem Roten Rathaus.

Am 3. Dezember 2016 fällt Kai Eichler nach 100 Kilometern erschöpft aber glücklich auf die Knie. Weltrekord!
Am 3. Dezember 2016 fällt Kai Eichler nach 100 Kilometern erschöpft aber glücklich auf die Knie. Weltrekord! | Bild: Gisela Keller

Kai Eichler fragte sich: "Was kann ich mit meinen beschränkten Mitteln tun, um den Berliner Kameraden zu helfen?" Er besuchte seine protestierenden Kameraden vor dem Roten Rathaus und erzählte ihnen von seiner Idee eines Langstreckenlaufs. "Wir haben ausgemacht, dass mich die Kameraden dort empfangen werden, wenn ich es schaffe – wovon ich ausgehe."

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Auf kürzestem Weg sind es zu Fuß von Immenstaad zum Roten Rathaus 690 Kilometer, aber Eichler wird etliche mehr zurücklegen, weil die Übernachtungsmöglichkeiten meist nicht an der kürzesten Strecke zu finden sind. Mindestens 50 Kilometer hat er sich für jeden Tag vorgenommen. Gelingt das, könne er das Ziel in 14 Tagen erreichen: "Plus X – Ich weiß ja nicht, ob es unterwegs auf der Strecke Probleme gibt."

Start am 23. Februar 2019 um 6 Uhr

In Immenstaad starten will Eichler am 23. Februar 2019 um 6 Uhr früh in der Jahreszeit entsprechender Kleidung und mit Wanderschuhen und einem Rucksack mit Wechselkleidung und allem, was er sonst unterwegs benötigen wird. Alles Weitere soll sich unterwegs ergeben. "Der Plan ist, dass es eigentlich keinen Plan gibt", erklärt er. Übernachtungen wird er nur kurzfristig organisieren können: "Ich weiß ja nicht, wie weit ich bis wann komme." Jeden Tag will er sich ein neues Ziel stecken – etwa, es am zweiten Tag bis Ulm zu schaffen. Bei der Orientierung will er sich nicht ausschließlich auf GPS verlassen, sondern zusätzlich Karten und Kompass mitnehmen. Feuerwehren an der Strecke habe er noch nicht kontaktiert, erzählt Eichler, aber er könne sich vorstellen, das kurzfristig zu tun.

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"Ich denke, die Sache ist machbar, wenn man von Tag zu Tag und in Etappen denkt", sagt er. "Das ist anders als bei den Sachen, die ich bisher gemacht habe." Es gebe im Ultralauf-Bereich zwar Läufe über viele Tage, aber für ihn persönlich sei es Neuland. Ein weiterer Unterschied: Bei den organisierten Läufen haben die Läufer Betreuung und Verpflegung unterwegs und müssen viel weniger tragen. Eichler wird nun aber ohne Begleitung unterwegs sein und unerwartet auftretende Probleme selbst lösen müssen. Dabei gehe es ihm auch um ein Stück Abenteuer und darum, die Komfortzone zu verlassen. "Bisher hatte ich immer die Möglichkeit, dass mich meine Kameraden und meine Familie unterstützen konnten, wenn ich Probleme bekam."

Kai Eichler beim Training für seinen dritten Weltrekord. Hier ging es um einen 48-Stunden-Lauf in Feuerwehr-Ausrüstung.
Kai Eichler beim Training für seinen dritten Weltrekord. Hier ging es um einen 48-Stunden-Lauf in Feuerwehr-Ausrüstung. | Bild: Gisela Keller