Schrumpelige Äpfel, steinharte Brötchen und Gummimöhren – das will niemand essen. Die schwäbische Küche hält für solche Fälle Lösungen bereit: Kinder lieben Ofenschlupfer, den süßen Auflauf aus altem Brot, Äpfeln, Eiern und Milch. Erwachsene mögen Flädlesuppe mit den Pfannkuchen von gestern. Die evangelische Kirchengemeinde Immenstaad hat solche Rezepte für ihr Gemeindefest gesammelt, darunter Klassiker wie Semmelbrösel aus altem Brot oder Neues wie Mousse au Chocolat aus Bananen und Schokopulver.
Praktische Tipps für den Alltag
„Wir halten es für ganz wichtig, mit Lebensmitteln achtsam umzugehen. Das muss in den Köpfen anfangen“, sagt Kirchengemeinderatsvorsitzende Angelika Eckstein. Im Eingang gibt eine Ausstellung praktische Tipps. Die Konfirmanden verkaufen selbstgebackene Brote, der Erlös geht an Bildungsprojekte im Süden. „Das schafft Respekt vor Lebensmitteln“, sagt Pfarrer Martin Egervari.

Über globale Auswirkungen im Umgang mit Lebensmitteln informiert David Jans vom Verein Foodsharing die Gemeinde. „Wir haben keine Nahrungsmittelknappheit auf der Erde. Wir produzieren genug Lebensmittel für 12 Milliarden Menschen. Trotzdem hungern 800 000 bis zwei Millionen“, sagt er. Jedes Lebensmittel verbraucht Ressourcen: Land und Arbeitskraft, Energie für Heizung und Transport und Wasser. Eine Tomate braucht 13 Liter bis zur Reife, ein Rindersteak 7000. Auch die werden mit dem weggeworfenen Essen entsorgt.
Jans zeigt auf, wie Kunden auch indirekt beteiligt sind: „Wenn Sie nur die Milch mit dem längsten Mindesthaltbarkeitsdatum kaufen, landet die andere irgendwann im Müll“, sagt er. Die meisten Lebensmittel seien weit über das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) hinaus genießbar. Misstrauisch wird er, wenn das MHD eines Schokonikolauses kurz vor dem nächsten Advent liegt. Der Verein organisiert Internetplattformen, über die jeder Reste weitergeben kann: wenn vor dem Urlaub noch Milch im Kühlschrank wartet zum Beispiel. Die Lebensmittelretter holen bei Landwirten nicht normgerechte Feldfrüchte und bei Supermärkten das, was ausgemustert würde.
Foodsharing in Friedrichshafen
Auch in Friedrichshafen gibt es Foodsharing. „Wir gehen regelmäßig auf den Wochenmarkt in Friedrichshafen, dienstags, freitags und samstags und holen dort Lebensmittel ab, die nicht mehr verkauft werden können, weil sie zu klein oder zu groß sind oder kleine Mängel haben“, sagt Michaela Nohejlova. Die Lebensmittel bringen sie in die Herberge oder verteilen sie unter Interessenten. Der Rest kommt in den „Fairteiler“, ein Regal auf dem Gelände der Blauen Blume im Fallenbrunnen. Dort kann jeder hineinstellen, was übrig ist, oder herausholen, was er braucht. Ausgeschlossen sind hygienisch riskante Lebensmittel.

Auch die Tafel nimmt in ihrem Laden in der Keplerstraße gern Spenden von Privatleuten entgegen. „Wir freuen uns sehr über länger haltbare Produkte wie Nudeln, Reis, Salz, Mehl, Zucker, Öl, Fischkonserven, Kaffee, H-Milch und so weiter. Solche Produkte sind bei uns sehr gefragt und komplettieren unser Angebot. Auch gespendetes Obst und Gemüse, zum Beispiel eine Kiste Äpfel sind willkommen“, sagt Vereinsvorsitzender Dieter Stauber. Nicht annehmen darf die Tafel Selbstgemachtes, Kühlprodukte und Artikel, bei denen das MHD überschritten ist.
Tipps im Internet
Nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung wirft jeder Deutsche pro Jahr mindestens 55 Kilogramm Lebensmittel weg. In Privathaushalten landen insgesamt 4,4 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Tipps, um das zu vermeiden, gibt es im Internet:
www.bodenseekreis.de/umwelt-landnutzung/abfallentsorgung-privat/abfallvermeidung/
www.facebook.com/groups/foodsharing-friedrichshafen-471313326303843