Aus der Vogelperspektive ist es mit einem Blick zu erkennen: Die Bundesstraße 31 verhindert eine Weiterentwicklung Immenstaads in Richtung Norden. Seit dem Bau der Umgehungsstraße in den 1950ern ist die Bebauung nahe an den Straßenbogen herangewachsen. Was aber wäre, wenn aus der internationalen Fernstraße, über die im Schnitt täglich mehr als 19.000 Fahrzeuge rollen – darunter etwa 2300 Lastwagen – eine simple Ortsdurchfahrt würde im Zuge des Ausbaus der B31-neu? Möglicherweise ließen sich dann einige Probleme lösen, die derzeit schwierig bis nicht lösbar erscheinen.
Die Gemeinde ist gezwungen, wichtige Projekte abzuspecken, zu verschieben oder ganz zu streichen, wenn sie ihre Verschuldung nicht enorm in die Höhe treiben möchte. Millionen-Projekte stehen kurz vor der Umsetzung: der Neubau des Bauhofs und der Neubau der Kita Seegaddel. Auch die Sanierung und Erweiterung der Grundschule – mit gut 5 Millionen Euro veranschlagt – steht mittelfristig auf dem Plan. Ein eher langfristiges Projekt muss angesichts der Finanzlage der Bau einer Sport- und einer Festhalle bleiben: Die Linzgauhalle wird aller Voraussicht nach noch viele Jahre in Doppelfunktion durchhalten müssen. "Es darf auch einmal über einen alternativen Standort des Schulareals nachgedacht werden", sagte Gemeinderat Alexander Mohr (CDU) in seiner Rede zum Haushalt 2018, "diese Vision, die während unserer Klausurtagung entstanden ist, würde viele unserer Probleme lösen".

Auf Nachfrage erklärt Bürgermeister Johannes Henne: "Wenn aus der B31 eine Ortsdurchfahrt würde, wäre das für Immenstaad eine tolle Geschichte mit Blick auf die Ortsentwicklung." In diesem Zusammenhang sei im Rathaus die Idee entstanden, das Schulareal an eine andere Stelle zu verlegen. Daraus habe man auch bei der Klausurtagung mit dem Gemeinderat eine Vision entwickelt. "Das bereits entwickelte städtebauliche Konzept für das Schulareal steht und hat erst einmal Bestand", dämpft Henne zu große Erwartungen, "aber im Sinn einer Vision können wir ja durchaus auch andere Optionen betrachten." Entstünde durch einen Rückbau der B31 die Möglichkeit, das Schulareal an anderer Stelle zu bauen – ohne in die freie Natur ausweichen zu müssen – hätte das mehrere Vorteile: "Eine Festhalle, die vielleicht sogar ein Kulturzentrum werden soll, würde die Anwohner nicht so strapazieren, wenn sie nicht mitten im Ort liegt", nennt Henne einen. Noch größer wiegt der zweite Vorteil: Mitten im Ort würde eine große Fläche frei. Alexander Mohr sagte dazu in seiner Haushaltsrede: "Innerorts könnten Bauflächen für Familien und Senioren entstehen, der Außenbereich des Kinderhauses könnte erweitert werden und durch den Verkauf von Grundstücken könnten unsere zukünftigen Projekte zum großen Teil auch finanziert werden."
Dass die Vision einen langen Atem braucht und nur dann Wirklichkeit werden kann, wenn die Trasse der neuen B31 tatsächlich ins Hinterland verlegt wird, ist allen bewusst. Henne: "Ein Ausbau der bestehenden Trasse wäre für Immenstaad fatal und würde der Gemeinde ein enges Korsett anlegen."
Planungsstand
Wo der neue Abschnitt zwischen Meersburg und Immenstaad genau verlaufen soll, ist noch offen. Beim Regierungspräsidium wurden zahlreiche Vorschläge hierzu eingereicht. Projektleiter Matthias Kühnel erklärte jüngst: „Ziel ist es, dass wir bis im Herbst/Winter bei diesem Sammelsurium an Ideen die Spreu vom Weizen getrennt haben.“ Mit der Planfeststellung rechnet das Regierungspräsidium Tübingen einer eigenen Webseite zum Projekt zufolge derzeit „nicht vor 2023“. (böm)