Schon von weitem leuchtet Besuchern am Hafen in Immenstaad der Rumpf entgegen: Der Nachbau des historischen Lastenseglers Lädine hat einen neuen Unterwasseranstrich bekommen, das sogenannte Antifouling ist feuerrot. Es soll das Holz gegen Bewuchs schützen, wenn das Schiff im Wasser liegt. Auch die Planken darüber sind frisch lackiert.
Hinter dem Schiff fährt der Ausleger des Autokrans hoch. Die Lädine soll nach ihrer Landrevision, wie die Schönheitskur fachmännisch heißt, wieder ins Wasser gesetzt werden. Als erstes nehmen die Helfer die Planen herunter, welche das Schiff den Winter über vor Regen und Schnee geschützt haben.
Das Deck gleicht noch einer Werkstatt
Das Deck des Lastenseglers hat immer noch etwas von einer Werkstatt. Statt Tischen und Bänken stehen hier noch Werkzeugkästen, Eimer und Holzreste und zeugen von der Arbeit der vergangenen Wochen.
Die Mitglieder des Lädinenvereins haben in dieser Zeit Holz geschliffen und lackiert, Metall poliert und den Motor gewartet. Das Cockpit ist überholt, kleinere Risse im Holz sind mit Epoxid-Harz verfüllt worden.
Mit Hauruck wird das Seitenruder wieder angebracht
Der Kran hebt das historische Seitenruder des Lastenseglers vom Deck hoch und manövriert es an die passende Stelle, wo Franz Josef Mayr es am Rumpf der Lädine befestigt.
Am oberen Ende hängt Markus Weber die Pinne ein. Das Ruder ist nicht nur ein Zugeständnis an die historische Bauform, sondern eine nützliche Ergänzung des Maschinenruders. „Bei hohen Geschwindigkeiten steuert es sich damit viel feinfühliger“, erklärt Lädine-Pächter Benno Lindenkamp. Auch die Schiffschraube strahlt wieder in hellem Bronzeton.

„Wir haben sie repariert, geschliffen und vorn eine neue Opferanode draufgesetzt“, sagt Vorsitzender Heiner Kemmer. Letztere verhindert, dass die Schraube rostet, indem sie schneller Elektronen abgibt als das höherwertige Bronze. „Die ist hier im Süßwasser aus Magnesium“, sagt Kemmer.
Dann heißt es „alle Mann von Deck“
Zwischenzeitlich führen die Helfer zwei große Tragegurte unter dem Schiffsrumpf hindurch. Benno Lindenkamp und Heiner Kemmer befestigen diese Gurte an Ketten, die vom Kranhaken herabhängen.
„Alle Mann von Deck!“, ruft Lindenkamp. Langsam hebt der Kran das über 19 Tonnen schwere Schiff an, beobachtet von den Helfern an Land und Schaulustigen. Scheinbar mühelos gleitet die schwere Fracht durch die Luft, sogar über die Laterne am Hafenbecken hinweg. Als die Lädine sich ins Wasser senkt, ächzen die Planken kurz, dann schwimmt der Lastensegler wieder im See.
Künftig kommt die Lädine auch unter Brücken durch
Als nächstes wird der Mast der Lädine, 14 Meter hoch und 300 Kilo schwer, wieder an Deck aufgestellt. Dieser lag über den Winter auf mehreren Böcken an Land. Vorher hat Matthias Sedlmayer noch kleinere Schäden im Holz mit Pinsel und Lack ausgebessert.
Der Mast hat im Winter eine neue Jüt-Vorrichtung bekommen, mit der er sich ohne Kran legen lässt. So kann die Lädine auch ohne Probleme unter Brücken durchfahren. „Wir wollen ja auch mal auf dem Unterrhein segeln und da sind viele Brücken“, erklärt Benno Lindenkamp.
Jetzt hebt der Kran den Mast von den Böcken an, schwenkt ihn über den Platz und lässt ihn senkrecht über dem Schiff herabsinken. Dann ist genaues Zielen angesagt: Mit Kraft und Geschicklichkeit manövrieren Heiner Kemmer und Fanz Josef Mayr an Deck den Mast in den Mastschuh. Nachdem auch die Wanten gespannt sind, ist die Lädine startklar für die neue Saison.