Da liegen sie auf Paletten auf dem Boden der Werft: blank poliert, goldglänzend und erstaunlich klein für ein 45,90 Meter langes Fahrgastschiff. Es sind die zwei Propeller der „Lindau“, die den Stahlkoloss bald wieder durchs Wasser des Bodensees schieben werden. Die neue Schiffssaison steht bevor und die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) haben die Winterzeit genutzt, um die Flotte auf Vordermann zu bringen.
„Schwaben“ als schwimmendes Kleinod
Richtig viel Arbeit wurde von Oktober bis Dezember 2024 in das Motorschiff (MS) „Schwaben“ gesteckt. Das Schiff, Baujahr 1937, steht inzwischen unter Denkmalschutz und gilt als schwimmendes Kleinod im Art-déco-Stil der 30er Jahre. Es ist weiterhin zwischen Konstanz und Bregenz unterwegs.
Ende Dezember bis Ende Januar war das MS „Baden“ in der Häfler Werft. Gearbeitet wurde an einer Klimaanlage im Steuerhaus, einer Kälteanlage für die Theke samt neuem Büffet-Bereich. Für die Antriebsmotoren gab‘s eine große Überholung.
Experten aus Linz am Werk
Kaum war die „Baden“ in der Fasnetswoche wieder im Hafen, wurde an Rosenmontag die „Lindau“ über das schräge Gleis auf einem großen Schlitten in die Werft gezogen. Das Schiff wurde im Jahr 2006 in Dienst gestellt, nun steht erstmals ein Tausch der Wellenanlage an. Zlotan Karpati und Markus Schönberger wissen, wo sie hinlangen müssen. Die zwei Fachleute von der Linzer Schiffsbauwerft Öswag sind mit dem Tausch des Antriebsstrangs betraut.
Die zwei neuen Wellen, jeweils eine auf jeder Seite, sind schon eingebaut. Nun gilt es, die tonnenschweren Propeller aus einer Bronze-Messing-Legierung wieder zu montieren. Mit einem Flaschenzug werden die fünfflügeligen Bauteile hochgezogen, danach kommen die Ruder wieder dran. Werftleiter Wilfried Groß geht den zwei Experten zur Hand. „Die Arbeiten sind aufwändig“, sagt er. Auch alle Lager werden getauscht. Die beiden alten, sechs Meter langen Wellen werden nicht entsorgt, sondern aufgearbeitet. „Die kommen dann bei uns ins Lager“, sagt Groß.

Gleichzeitig gibt‘s für die „Lindau“ die Standard-Winterwartung: Alle elektrischen Anlagen werden überprüft, genauso die Motoren. Das Unterwasserschiff ist per Hochdruckreiniger von Algen und Quagga-Muscheln befreit worden. „Einen neuen Anstrich braucht‘s nicht“, sagt Groß und blättert in den Unterlagen: „Das haben wir schon im Januar 2023 gemacht.“
In ein paar Tagen ist die „Lindau“ wieder flott. Danach kommt ein Schiff eines privaten Unternehmens in die Werft. Anfang April steht dann Katamaran „Ferdinand“ auf dem Trockenen und bekommt einen Unterwasseranstrich. An Palmsonntag, 13. April, ist Saisonstart der Weißen Flotte. Wer nicht so lange warten möchte, kann ab 29. März bei Ausflugsfahrten ab Lindau in See stechen.