Herr Hämmerle hat ein Problem: Wäre er drei Minuten später an der Bushaltestelle erschienen, wäre seine Frau schon weg gewesen und er hätte sie nicht kennengelernt. „Aber ich Seckel war pünktlich. Die drei Minuten kann ich mein Leben lang nicht reinholen.“ Seine Frau verstehe ihn nicht. Sein Konzept zu bügeln sei ihr fremd: „Ein Mann zieht sein feuchtes Hemd an und glättet es mit Innendruck.“ Er wiederum verstehe ihre Aufräumidee nicht. „Ein Mann kann nicht aufräumen, er sorgt dafür, dass aufgeräumt werden muss.“ Selbst die Paarberatung bei der rotlockigen Frau Dr. Schöntal habe nicht gefruchtet: „Da habe ich erst begriffen, was ich für einen Kruscht zu Hause habe.“ Dabei schlummere in jedem Schwaben ein Vulkan. „Wir sind voller Magma: Mal mag ma, mal mag ma net.“

Herr Hämmerle heißt eigentlich Bernd Kohlhepp und ist Kabarettist. Er bringt beim Neujahrsempfang der Gemeinde Immenstaad sein Publikum zum Lachen, ob mit Nachhilfeunterricht im Geschlechterkampf, mit Liedern übers Umkleiden und Heißklebepistolen oder mit Nachrichten aus Bempfingen: „Wissen Sie, wo das ist? Ich weiß es, denn ich muss da wieder hin.“
Bürgermeister wird ernst
Nicht viel zum Lachen bieten die Ansprachen von Bürgermeister Johannes Henne und dem stellvertretenden Bürgermeister und Gemeinderat Andreas Graf. Sie stehen eher unter dem Motto „Houston, wir haben ein Problem“, wie es Andreas Graf formuliert. Er zählt aktuelle internationale Konflikte auf – die Auseinandersetzungen im Roten Meer beeinträchtigten Lieferketten, der Ukraine-Krieg bedrohe Europa. Das Schicksal Israels schließlich könne Christen nicht gleichgültig lassen: „Wir haben gerade Weihnachten gefeiert. Maria, Josef und das Christuskind waren Juden.“

Deutschland erlebe eine Politik, die immer weniger Rückhalt bei den Menschen finde und die durch Bürokratie und Regelungswut sowohl Bauern als auch Verwaltungen ihre Arbeit erschwere, sagt Graf. Er ruft dazu auf, wie die Techniker in Houston zu handeln, die die Astronauten der Apollo 13 auf die Erde zurückholten: „Nicht lange streiten, warum etwas nicht funktioniert, sondern schnell eine Lösung finden.“ Das habe bisher im Gemeinderat gut funktioniert und er hoffe, dass trotz anstehender Kommunalwahl Parteiideologien außen vor bleiben: „Auch wenn wir nicht einer Meinung sind, müssen wir uns austauschen, so funktioniert Demokratie.“
Dazu mahnt auch Bürgermeister Johannes Henne: „Besser machen statt besser wissen ist das Motto im Jahr der Kommunalwahl.“ Kriege und Krisen wie Inflation, Migration, schwindende innere Sicherheit und knappe Finanzen im Bund wirkten sich auf die Gemeinde aus. „Wir Kommunen müssen uns als Krisenmanager bewähren. Wir haben dafür Sorge zu tragen, dass es den Menschen gut geht und dass der Staat erreichbar und erfahrbar bleibt.“ Angesichts wachsender Aufgaben und geringerer Spielräume seien allerdings die Grenzen des Machbaren an einigen Stellen überschritten.

Immenstaad hat viel vor
Trotzdem habe Immenstaad viel erreicht und viel vor: die Planung für die Sanierung von Stephan-Brodmann-Schule und Linzgauhalle stehe, bei Verkehrskonzept, Lärmaktionsplan und Friedhofskonzept gehe es voran, und mit European Energy Award und freiwilliger kommunaler Wärmeplanung bleibe der Klimaschutz auf der Agenda der Gemeinde.
Er stehe hinter dem Entschluss, für die Bauphase der Linzgauhalle eine Interimshalle anzuschaffen: „Sport kann eine wichtige Rolle für die Verbesserung des Lebens jedes einzelnen spielen und fördert das Miteinander und das gegenseitige Verständnis.“ Der Bürgermeister ruft zu aktivem Engagement auf, ob in Vereinen, Kirchen oder Gemeinde- und Ortschaftsrat: „Ein Staat ist nur so gut wie seine Gesellschaft, eine Gemeinde ist nur so gut wie ihre Gemeinschaft. Unsere Jahrhundertaufgaben schaffen wir nur, wenn wie als Gemeinde zusammenhalten.“