Aus durcheinander rennenden Kindern werden Zweierreihen und dann herrscht auf einmal konzentrierte Ruhe. Keines der Jongliersäckchen soll auf den Boden plumpsen. Klassenlehrerin Katharina Grieshaber gibt den Takt vor. Und tatsächlich: Beim vierten Versuch fällt kein Ball mehr auf den Boden, der Jubel ist groß. Als Nächstes dürfen die Kinder der Klasse 2c Seile aus dem großen Zirkuskoffer holen. Überhaupt hat dieser Koffer einiges zu bieten.
Im März kommt das Zirkuszelt
Grieshaber hat bis November normalen Sportunterricht mit den Kindern gemacht, dann kam der Zirkus ins Spiel. „Ich war als Schülerin Trainerin in einem Zirkusprojekt in Überlingen“, sagt sie, als Lehrerin sei das nun ihr erstes Mal Zirkus. „Es ist wunderschön, weil hier Künstlerisches und Koordination zusammenkommen“, schildert sie. Man wisse ja, dass das auch Einfluss aufs Lernen habe. Die Rechts-Links-Koordination zu stärken, wirke sich etwa positiv aufs Rechtschreiben aus. Auch ließen sich die Zirkusübungen gut in der kleinen Turnhalle umsetzen, die ihnen aufgrund der Schließung der Linzgauhalle derzeit nur zur Verfügung stehe.

Zum Schluss der Stunde schießen noch einmal alle Zeigefinger in die Höhe, als Grieshaber fragt, welches der Kinder etwas aufführen möchte. So endet die besondere Schulstunde mit Applaus. Und sie war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was die gesamte Schule im März erleben dürfen wird. Dann nämlich soll ein echtes Zirkuszelt aufgebaut werden. Es gibt echte Kostüme für alle und ein Zirkusteam – der „Projektcircus Montana“ aus Lörrach – kommt zu Besuch und leitet die Kinder an, um am Ende eine eigene Zirkusshow auf die Beine zu stellen. Wobei es genau genommen zwei Shows sein werden, da die 210 Schüler der Stephan-Brodmann-Schule zu viele für eine einzige Aufführung sind.
Das sagt der Schulrektor
Auch Schulrektor Burkhard Zapkau freut sich schon. „Das toppt alles bisher Dagewesene“, sagt er zum anstehenden Projekt, das er als sportliches Highlight des Jahres bezeichnet. Der frühe Termin sei ebenfalls ein Vorteil: „So kann das Zirkusthema noch weiterwirken; man kann das Thema in vielen Fächern aufgreifen.“ Auch handle es sich bei der Stephan-Brodmann-Schule um eine „bewegte Schule“, da passe es gut ins Konzept: „Vor allem, da die Statik der Linzgauhalle unserem Ansatz als Schule eher gegenläufig entgegensteht.“

Stefanie Lamparski, die in Immenstaad die ausgelagerte Klasse der Schule am See leitet, wird mit ihren Schülern ebenfalls teilnehmen. „Natürlich kann man etwa im Rollstuhl nicht alle Zirkusnummern mitmachen, aber es gibt genug passende Gruppen zur Auswahl“, sagt sie. Die Schule am See habe bereits Erfahrung mit Zirkusprojekten, in Fischbach hätten sie schon Artistik mit den dortigen Schülern erprobt. So ist für alle Schüler – mit oder ohne zusätzlichen Betreuungsbedarf – geplant, dass sie sich selbst aussuchen können, welche Zirkusnummer sie aufführen möchten. Trapez, Seiltanz und Tücherjonglage nennen die Organisatorinnen als Beispiele.

Kinder sollen gestärkt werden
Das Zirkusteam werde den Kindern am Auftakt-Tag alles genau vorstellen und natürlich auch darauf achten, dass alles altersgerecht zugeht. Selbst wählen zu dürfen, sei Teil des Ansatzes. „Starke Kinder – wir wollen Kinder stärken“, erklärt Beyer und blickt dann aufs gesamte Projekt: „Wir suchen zwar aktuell noch weitere Sponsoren, hatten aber sonst keinen Sand im Getriebe – oder spüren Sie welchen?“ Der so angesprochene Schulrektor schüttelt den Kopf.
Auch die Gemeinde steht hinter dem Projekt. Bürgermeister Johannes Henne bezeichnet es als „großartige Sache“. Als Vater eines Schulkindes wisse er, wie wichtig es sei, dass man nicht nur lesen und schreiben lernt, sondern auch Kreativität und sportliche Fähigkeiten entwickeln darf. „Das Zirkusprojekt ermöglicht es den Kindern, diese Fähigkeiten zu erproben und besondere Begabungen ausfindig zu machen.“ Die Gemeinde unterstütze das Projekt natürlich gerne mit der Zurverfügungstellung des roten Platzes hinter der Stephan-Brodmann-Schule. Zur Finanzierung des gesamten Vorhabens erhalte der Förderverein der Schule außerdem eine finanzielle Unterstützung aus dem Topf der Verfügungsmittel des Bürgermeisters.