Ittendorf und Riedheim waren zwei von 3379. Zwei von jenen über 3000 Kommunen in Baden-Württemberg, die zwischen 1968 und 1975 in größeren Gemeinden aufgingen. Im Falle von Ittendorf und Riedheim war es das nahe Markdorf, mit dem sie sich nun als dessen neue Teilorte zusammenschlossen. Den Eingemeindungsvertrag für Riedheim unterzeichneten im Februar 1978 Riedheims Bürgermeister Josef Lohr und Gerhard Thiede, der Bürgermeister von Markdorf. Emil Lang schildert in seinem Ittendorf-Aufsatz im Band „Markdorf – Geschichte und Gegenwart“, dass die Ittendorfer im März 1972 vor die Wahl gestellt wurden. Die Ausgangsfrage lautete: „Sind Sie für die Eingliederung der Gemeinde Ittendorf in die Stadt Markdorf? ja – nein“.

Von den 339 Stimmberechtigten nahmen 224 an der Abstimmung teil. Und eine deutliche Mehrheit von 179 Wählern sprach sich für die Eingemeindung Ittendorfs aus. Diesem Votum folgte anschließend der Ittendorfer Gemeinderat. Sodass aus Ittendorfs ehemals eigenem Bürgermeister fortan ein Ortsvorsteher und aus dem Gemeinderat ein Ortschaftsrat wurde.
Anfangs auch viele Vorbehalte
In Baden-Württemberg begann im September 1968 die Gemeindereform. Abgeschlossen war sie erst im Januar 1975. Ihr lag das Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden aus dem Jahre 1967 zugrunde.
Ganz ohne Vorbehalte konnte die kommunale Gebietsreform freilich nicht ablaufen. Viele befürchteten, der Zusammenhalt in den gewachsenen Ortsgemeinschaften könnte schwinden. Auch argwöhnte mancher, der Einfluss auf Entscheidungen werde verloren gehen.

Teils regeln es die Eingemeindungsverträge, dass sich die Stadt Markdorf verpflichtet, die Aufgaben in den Teilorten hinreichend zu erfüllen. Zugesichert ist auch, dass das kulturelle Eigenleben fortbestehen kann. Im jüngsten Amtsblatt heißt es in der Rubrik Amtliche Bekanntmachungen: „Die gegenseitige Zusammenarbeit zwischen der Gesamtstadt Markdorf und den Ortschaften Riedheim und Ittendorf ist bestens.“
Am Sonntag, 4. September wird um 11 Uhr bei einer Feier in der Leimbacher Mehrzweckhalle an den Zusammenschluss der Stadt mit Riedheim erinnert. Die Eingemeindung Ittendorfs wird am 11. September um 11 Uhr im dortigen Bürgerhaus gefeiert.
Die Gebietsreform
Das Ziel war eine Modernisierung – in Markdorf, in Baden-Württemberg, in der gesamten Bundesrepublik. Der Wunsch, die öffentliche Verwaltung zu reformieren, hatte die Bundes- und Landespolitiker bereits in den 1960er Jahren umgetrieben. Nicht zuletzt sollten die Ämter und Behörden den immer komplexer gewordenen Aufgaben der jungen Bundesrepublik besser gerecht werden. Und eine Neuordnung, eine Neuaufteilung in größere Verwaltungseinheiten versprach da mehr Schlagkraft. Bundesweit dauerte die kommunale Gebietsreform von 1967 bis 1978. Auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik ging die Zahl der kreisangehörigen Gemeinden von 24 371 im Jahre 1960 auf 8505 zurück, die der kreisfreien Städte von 141 auf 91. Gesellschaft und Wirtschaft hatten sich verändert. Immer mehr Menschen wohnten nicht länger dort, wo sie arbeiteten. Und die Gemeinden abseits der Zentren vermochten die Kosten für Schulen, Straßen, Kindergärten kaum mehr zu schultern. Von Anfang an sollte die Verwaltungs- und Gebietsreform die Lasten neu verteilen, gleichzeitig die Gegensätze zwischen den wirtschaftsstarken Kommunen und den ländlich geprägten Gemeinden lindern.