Derzeit liegt das Gelände enttlang der Bahnlinie brach. Vorhandene Gebäude wurden bereits abgebrochen. Es gab aber zeitliche Verzögerungen aufgrund der Ansiedlung von Zauneidechsen sowie der Feststellung eines gering erhöhten Mineralölgehaltes im Grundwasser. Letzteres hat nach bisherigen Erkenntnissen aber voraussichtlich keine gravierenden Einschränkungen für das Baugebiet. "Wir haben es hier aber mit einem schwierigen Baugrund zu tun, so dass jeder Bauherr ein eigenes Baugrundgutachten erstellen muss", sagte Planer Werner Plösser bei der Vorstellung des Entwurfes. Das Plangebiet, mit einer Größe von 2,56 Hektar, weist eine Gewerbe- beziehungsweise Mischnutzung auf. Das bedeutet, dass zum Beispiel keine Vergnügungsstätten zulässig, aber Betriebswohnungen generell möglich seien, erläuterte Plösser.
Im westlichen Bereich des Plangebietes werden den bestehenden Gewerbetreibenden Erweiterungsflächen angeboten, im östlichen Bereich entstehen Flächen für kleine und mittelgroße Betriebe. Zu diesem Zweck wird die Trasse der Eisenbahnstraße verlegt und über den Bebauungsplan planungsrechtlich abgesichert. Werner Plösser fasste auch eine schalltechnische Untersuchung für das Gebiet zusammen, die ergeben habe, dass der Verkehrslärm hoch und der Gewerbelärm nicht relevant sei.
Aufgrund der Ansiedlung der Zauneidechse auf diesem Areal mussten die Bebauungspläne auf Eis gelegt werden. Für das streng geschützte Reptil mussten Ausweichquartiere gefunden werden, die nach langer Suche auf der anderen Seite der Bahngleise eingerichtet werden konnten. "Wir haben mit schonenden Maßnahmen dafür gesorgt, dass der alte Bereich für die Zauneidechse zum Bleiben nicht mehr interessant ist und sie abwandert", erklärte Daniel Sauter vom Überlinger Landschaftsbüro 365° freiraum + umwelt. Die zwei neuen geeigneten Flächen haben nun alles, was die Tiere zum Leben brauchen: Sonnenplätze, Sand zum Graben, Steine, dichte Vegetation und Rückzugsplätze. Ob die Maßnahmen erfolgreich waren, muss noch durch Kontrollen festgestellt werden. Sollten dann noch einzelne Zauneidechsen entdeckt werden, werden diese eingefangen und umgesiedelt. Hier gab es Nachfragen der Stadträte, ob die Zauneidechse erneut für Verzögerungen sorgen könnte. "Wir können zwar nicht sicherstellen, dass alle abgewandert sind, aber wir haben alle Möglichkeiten abgearbeitet", so Sauter.
Uwe Achilles wies darauf hin, dass die Lastwagen, die am Obstgroßmarkt in der Eisenbahnstraße stehen und warten, auch nachts und am Wochenende durch laufende Aggregate Lärm machen würden. Dem SPD-Fraktionsvorsitzenden fehlten entsprechende Messungen in der Lärmuntersuchung. "Hier sollte nachgearbeitet werden, da sich direkt nebenan eine Wohnbebauung befindet." Bürgermeister Georg Riedmann bestätigte, dass man dort Probleme mit den wartenden Lastwagen habe und gemeinsam mit dem Betreiber nach Lösungen suche. Markus Brutsch (FW) meinte zu dem Thema, dass die Stadt dieses Problem generell angehen müsse, um den Betrieben mehr Möglichkeiten zu geben.
Dietmar Bitzenhofer, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, regte an, ein Baufenster für ein Parkhaus einzuplanen. "Wer den ÖPNV stärken möchte, der braucht Parkflächen." Diese Möglichkeit werde man in Ruhe prüfen, so Matthias Schäfer vom Stadtbauamt. Kerstin Mock (CDU) fragte nach, ob bereits Flächen vergeben seien. "Es gibt formlose Anfragen, aber verbindlich fixiert ist noch nichts", antwortete Bürgermeister Georg Riedmann.
Der Entwurf wird nun von Ende April bis Ende Mai offen gelegt. Die Abwägung der eingangenen Stellungnahmen könnte dann im Gemeinderat im Juli erfolgen. Die Stadtverwaltung geht aufgrund der Komplexität des Bebauungsplanes von Änderungen und einer erneuten Entwurfsoffenlage aus.
Ausgangssituation
Die Stadt Markdorf hat das ehemalige Bahngelände zwischen Eisenbahnstraße und Bahnline erworben, hier soll ein kleines Gewerbegebiet entwickelt werden. Der Aufstellungsbeschluss wurde im Frühjahr 2014 im Gemeinderat gefasst. Durch das Verkommen der Zauneidechse auf dem Gelände verzögerte sich das Verfahren, da diese einheimische Reptilienart streng geschützt ist. Es mussten Ausweichquartiere gefunden und eine Umsiedlung durchgeführt werden. Des Weiteren wurden bei einer Bohrung in etwa elf Meter Tiefe ein leichter Ölgeruch und ein gering erhöhter Mineralölgehalt im Grundwasser festgestellt. Aufgrund der bisherigen Untersuchungen und Erkenntnissen werden sich voraussichtlich keine gravierenden Einschränkungen für das Baugebiet ergeben. (shn)