Um die fortgeschrittene Innenstadtsanierung von Markdorf zu präsentieren, den Beteiligten zu danken und den über 70 Vereinen der Stadt eine Plattform zu geben, schlug 1976 der damalige Markdorfer Bürgermeister Eugen Baur vor, ein dreitätiges Stadtfest zu veranstalten.

Vollgepackt mit unterschiedlichsten Aktionen der Vereine
Die Ratsmitglieder waren begeistert, ein Termin schnell gefunden und der Einladung des Stadtoberhaupts folgten viele Besucher und Ehrengäste. Vom 20. bis 22. Mai 1977 wurde ausgelassen gefeiert, wenn auch am Feiersamstag das Wetter nicht so mitspielte, so war das Festprogramm vollgepackt mit den unterschiedlichsten Aktionen der Vereine.

Auch der unkomplizierten Herangehensweise der Stadt ist die erfolgreiche Umsetzung des ersten Stadtfestes zu verdanken. Der Gemeinderat gab den Vereinen freie Hand mit ihren Aktionen sowie eine Zusage zu einer Art Laubenverschlag für den Verkauf von Köstlichkeiten – und das komplett gebührenfrei. Zusätzlich wurden Strom und Wasser kostenlos zur Verfügung gestellt.
Markdorfer erinnern sich an das erste Stadtfest
So kam das Stadtfest zu seinem Strom
„Die Vereine kostete der Strom nichts, dafür aber die unmittelbaren Anwohner des Stadtfestes“, weiß Elektriker Michael Maldoner zu berichten. „Denn die Stromversorgung der Vereinshütten wurde allein durch die anliegenden Häuser des Marktplatzes und der Marktstraße gesichert“, erklärt Maldoner weiter.
Mit seinem Kollegen Sebastian Keim verkabelte er von Anfang an das gesamte Stadtfest. Heute steht ein großer Verteilerkasten auf dem Platz, „damals klingelten wir an den Haustüren und fragten nach verfügbaren Steckdosen, in denen wir die Stromkabelkabel anschließen konnten“, erinnert sich Maldoner lachend. „Das wäre heute undenkbar, mit all den Auflagen und den hohen Strompreisen.“
Über allem stand ein Für- und Miteinander
Diese Solidarität, dieses Für- und Miteinander machte die Bürger von Markdorf aus, berichten Zeitzeugen. Herman Zitzlsperger beschreibt das Stadtfest in seinen Anfängen als ein großartiges Treffen des Mittuns durch Vereine und Bürger in einer Art Riesenclique. „Jeder kannte sich und freute sich, so ein tolles Fest miteinander auf die Beine zu stellen“, erzählt der Markdorfer heute noch begeistert. Über 40 Vereine und Organisationen aus Markdorf und den Stadtteilen Riedheim und Ittendorf beteiligten sich auf irgendeine Art am Stadtfest 1977.
Markdorfer Weißwein „Wanger Halde“ kam prima an
Für die Bewirtung standen insgesamt 30 Lauben und Stände vom Marktplatz bis zum Untertor im gesamten inklusive des Schlossbereichs zur Verfügung. Sie hatten Gewann-Namen wie beispielsweise „Schlosswache“, „Zum Zunfthaus“, „Kanonenbühl“, „Zum Ahnenkeller“ oder „Zum Zunfthaus“.
Neben Hexenwecken, Dinnele oder Schlosssüpple war ein anderer Gaumengenuss der Markdorfer Weißwein „Wanger Halde“, der ausgesprochen gut bei den Besuchern ankam. Was nicht nur an der Qualität des Weines gelegen haben sollte, sondern auch der Tatsache, dass er von den traditionell gekleideten Damen der Trachtengruppe kredenzt wurde, die auch heute noch in ihren Trachten die Bewirtung in der „Zunftstube“ bei der Touristeninformation vornehmen.

Kinder durften die gesamte Kirchgasse mit Kreide bemalen
Bewusst gegen eine Laube entschied sich beim ersten Stadtfest die KJG Markdorf. „Wir wollten lieber Aktionen starten und bemalten so beispielsweise gemeinsam mit den Kindern die gesamte Kirchgasse mit Kreide“, erinnert sich Claudius Beck, ehemaliger Leiter der katholischen Jugendgruppe.
„Außerdem gab es einen Bauspielplatz. Und unser KJG-Kinderflohmarkt, ein altes Relikt von 1977, ist bis heute fester Bestandteil auf dem Markdorfer Stadtfest“, sagt Beck stolz. Des Weiteren machten Aktionen wie Schutzhunde-Vorführungen, Demonstration eines Raketenwerfers, Judosportdarbietungen oder auch Feuerwehrfahrten das erste Stadtfest zu einem Publikumsmagneten.