Vor 50 Jahren grenzte in Markdorf „Im Winkel“ an das „Schwaderloch“: Der „Winkel“ war eine zusammengewürfelte Ansammlung von Häusern zwischen der Hauptstraße und der heutigen B 33, das „Schwaderloch“ reichte südlich der B 33 bis zum Hof Zurell. Der Name „Schwaderloch“ ist dabei ein wenig irreführend, denn eigentlich hieß es statt Loch Loh und eine Lohe war die Gerbrinde, die zum Gerben von Tierhäuten verwendet wurde.
Folglich gab es im „Schwaderloch“ viele Gerbereien, deren Lohe in Gruben eingelagert war und die ihr Wasser zum Wässern und Reinigen der Häute aus dem angrenzenden, damals noch offenen Ochsenbach entnahmen. Dieses Handwerker-Dorfidyll bestand noch bis weit in die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Heute ist das „Schwaderloch“ das Wohngebiet südlich der Bundesstraße und der „Winkel“ ist der Ochsenplatz.

„Stück für Stück tabula rasa“
„Das war eine Lücke, die eine Bebauung geradezu herausgefordert hat“, erinnert sich Ernst Arnegger (74) an die beginnenden 70er-Jahre. Arnegger, später Landtagsabgeordneter, war damals CDU-Stadtrat in Markdorf: „Stück für Stück ist an der Hauptstraße tabula rasa gemacht worden, das waren natürlich damals teils auch schwierige Verhandlungen mit den Grundstücks- und Hauseigentümern.“ Häuser wurden abgerissen, Grundstücke versiegelt und gepflastert. Wo heute das Parkhaus Post steht, war damals der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Maier, der für den Bau des Parkhauses nach Riedern ausgesiedelt wurde, wo er heute noch ansässig ist.


Sammelsurium von Hinterhofecken
Aus dem Sammelsurium von Hinterhofecken, Häusern und Schuppen wurde in der zweiten Hälfte der 70er der heutige Ochsenplatz, eingeweiht zum fünften Markdorfer Stadtfest 1981. Heute ist der Ochsenplatz mit seiner klotzigen Architektur, dem Beton und dem kahlen Innenhof ganz unverkennbar ein Kind der 70er-Jahre – und schon wieder altmodisch. Damals, im Trend der Beton-Sachlichkeit, galt er als ein hochmodernes Beispiel geglückter Innenstadtentwicklung im Bodenseekreis.

16 Millionen D-Mark wurden investiert
16 Millionen D-Mark wurden in den Umbau der „Ochsenlücke“ investiert, eine damals immense Summe. Dem Ziel einer „lebens- und liebenswerten Stadt“ sei man mit dem neuen Wohn- und Geschäftszentrum Ochsenplatz „ein großes Stück“ nähergekommen, schrieb der damalige Bürgermeister Eugen Baur in der 1981 erschienenen Festschrift der Stadt. Und der seinerzeitige Landrat Bernd Wiedmann, später Oberbürgermeister in Friedrichshafen, schrieb gar: „Markdorf hat durch diese Maßnahmen ein lebenswertes, menschliches Stadtzentrum geschaffen.“ Es sei „festzustellen, daß Bau und Gestaltung des „Ochsenplatzes„ Vorbildcharakter für andere Stadterneuerungen haben kann“.
Ihre Bilder und Geschichten
- Ihre Bilder: Wir suchen Ihre Bilder und Geschichten aus den 70er-Jahren. Wie sah das Leben in den Dörfern und Städten damals aus? Schicken Sie uns Ihre Erinnerungsschätze und Fotos und wir begeben uns für Sie auf Spurensuche. SÜDKURIER Medienhaus, Lokalredaktion Markdorf, Hauptstraße 4, 88677 Markdorf, Tel. 0 75 44/95 22 59 42, E-Mail: markdorf.redaktion@suedkurier.de
- Unsere Serie: In der großen SÜDKURIER-Sommerserie „Gedächtnis der Region“ blicken wir in unseren Lokalteilen zurück in die 70er Jahre und zeigen Ihnen anhand von Bildern und Geschichten, wie sich das Leben in unserer Region verändert hat. Alle Folgen der Serie im Internet: www.suedkurier.de/geschichte