Markdorf – Was in Markdorf zwar geplant, aber noch mit einem ganzen Sack voller Fragezeichen versehen ist, befindet sich eineinviertel Autostunden entfernt bereits im Bau: In Feldkirch, der zweitgrößten Stadt des österreichischen Bundeslandes Vorarlberg, entsteht derzeit zwischen Bahnhof und Innenstadt ein neues Stadtquartier, das Quartier am Jahnplatz. Die Prisma-Unternehmensgruppe (Dornbirn), die mit dem Competence-Park und der Seestatt auch in Friedrichshafen als Investor engagiert ist, und die Immobiliengesellschaft ZM3 (Feldkirch) realisieren dort auf 5050 Quadratmetern zwei Stadthäuser mit Wohn- und Büroflächen, Einzelhandel und Gastronomien.

Als Ziele nennt man in der Feldkircher Stadtverwaltung eine weitere Attraktivierung der Innenstadt und die Erweiterung des Einkaufs- und Verweilbereiches Innenstadt in Richtung Bahnhof. Das ist vergleichbar mit Markdorf: Auch hier soll das neue Rathausareal, das nach dem geplanten Umzug der Verwaltung ins Bischofsschloss realisiert werden soll, für mehr Attraktivität und Frequenz in der Altstadt rund um Marktstraße und Marktplatz sorgen. Susanne Backmeister, Sprecherin der Stadt Feldkirch, bezeichnet das Vorhaben als einen "nötigen Lückenschluss" für die Stadt und spricht von einem "City-Erweiterungsbereich". Das Projekt sei ein rein privates Investitionsvorhaben von Prisma und ZM3, städtebaulich aber abgestimmt mit dem Rathaus. Gernot Schweigkofler, Redakteur der Vorarlberger Nachrichten in Feldkirch, berichtet im Gespräch mit dem SÜDKURIER von einer seit Jahren bereits verfolgten "umfangreichen Quartiersplanung".

Ein Mix von Wohnflächen und kommerziellen Nutzungen sei stets die Maßgabe gewesen. "Die Konzepte funktionieren ja, die Investoren machen das nicht zum ersten Mal", verweist Schweigkofler auf ein vergleichbares Stadtquartierprojekt von Prisma und ZM3 am Garnmarkt im benachbarten Götzis. Auch dort sorge das neue innerstädtische Zentrum mit seinem Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeiten und Einkaufen für zusätzliche Frequenz und Belebung.

Bei Prisma selbst will man Quartiersprojekte dieser Art nicht unbedingt als Allheilmittel zur Innenstadtbelebung sehen, wohl aber als Erfolgsmodelle, die sich an verschiedenen Standorten bereits bewährt hätten. Der Entwicklung eines passenden Angebots-Mixes für solche Quartiere gingen immer mehrjährige Entwicklungsprozesse voraus, sagt Prisma-Sprecher Alexander Frischmann. Ein pauschales Erfolgsrezept gebe es nicht. "Aber wir haben grundsätzlich sehr gute Erfahrungen mit durchmischten Nutzungen in innerstädtischen Bereichen gemacht", sagt Frischmann. "Mononutzungen" hingegen würden nicht funktionieren, dies zeige die Erfahrung. Für jedes Projekt, so der Sprecher, analysiere Prisma den individuellen Bedarf vor Ort. Dass der dreigeteilte Nutzungsmix aus Arbeiten, Wohnen und Einkaufen/Gastronomie dann häufig die favorisierte Variante sei, zeige, dass der Bedarf in den meisten Städten ähnlich sei, gehe es um das Thema Frequenzsteigerung.

Auf diesen Dreier-Mix setzen die Verantwortlichen auch in Feldkirch. Im der Innenstadt zugewandten Neubau "Jahnplatz 1" sollen Büros, Einzelhandelsflächen, Gastronomien und Wohnungen angesiedelt werden, im dem Bahnhof zugewandten Gebäude "Wichnergasse 5" die selben Nutzungen, jedoch ohne Gastronomie.

Das neue Innenstadtquartier soll im Frühjahr 2019 bezugsfertig sein. Insgesamt entstehen 2200 qm Büromietflächen, 1900 qm Einzelhandelsflächen, 300 qm Gastronomieflächen und 48 Wohnungen. Als einzige feste Vorgabe der Stadt sind, wie in Markdorf, die Tiefgaragenplätze gesetzt. 240 Plätze auf zwei Ebenen sollen bereitgestellt werden, davon sollen 145 öffentlich sein.

Das wird in Feldkirch gebaut

Das ist in Markdorf geplant

  1. .Das Projekt: Am Rande der Feldkircher Altstadt entstehen am Jahnplatz und in der Wichnergasse die beiden Stadthäuser "Jahnplatz 1" und "Wichnergasse 5". Das 5050 Quadratmeter große Baustellenareal befindet sich zwischen dem Bahnhof und der Innenstadt. Wie der Bahnhof liegt es nördlich der L 190, die Feldkirch durchschneidet. Die Altstadt ist südlich der Landesstraßen-Ortsdurchfahrt. Mit der Entwicklung des Areals soll einerseits die Innenstadt weiter attraktiviert, andererseits aber auch die Achse Bahnhof – Innenstadt besser an die Innenstadt angebunden werden. Das Quartier ist bislang noch nicht entwickelt, es dominieren mehrgeschossige, ältere Wohnhäuser.
    Eventuell könnte nach der Fertigstellung auch die Fußgängerzone auf die Bahnhof-Seite der L 190 erweitert werden, heißt es.
  2. .Die Planung: Geplant sind zwei große Stadthäuser, in denen unterschiedliche Nutzungen integriert werden. Das Gebäude "Jahnplatz 1" soll rund 1050 qm Büromietflächen bekommen, rund 600 qm Einzelhandelsflächen, 280 qm Gastronomieflächen und 24 Mietwohnungen. Im Gebäude "Wichnergasse 5" sind 1250 qm Büromietflächen, 1180 qm Einzelhandelsflächen und 26 Mietwohnungen vorgesehen. Beim Gebäude "Jahnplatz 1" haben kürzlich mit den Arbeiten an der Bodenplatte die Hochbauarbeiten begonnen, am Gebäude "Wichnergasse 5" läuft derzeit noch der Aushub.
  3. .Die Investoren: Die Prisma Holding AG (Dornbirn) und die Immobiliengesellschaft ZM3 (Feldkirch) investieren 33 Millionen Euro in das Vorhaben. Das Projekt ist städtebaulich abgestimmt mit der Stadtverwaltung Feldkirch, doch die Investoren entscheiden über den Nutzungsmix und die Mieter. Die Investoren haben die Grundstücke, teils von der Stadt, teils aus privater Hand, aufgekauft. Das Bauvorhaben wurde laut Stadtverwaltung vorab von einem städtischen Architektur-Fachbeirat beurteilt. Das neue Innenstadtquartier soll im Frühjahr 2019 fertiggestellt sein. (gup/gms-VN)
  4. .Das Projekt: Das Vorhaben "Nachnutzung Rathausareal" soll nach dem geplanten Umzug des Rathauses ins Bischofsschloss den Bereich ums derzeitige Rathaus, den Hexenturm, die Weinsteig und die B-33-Ortsdurchfahrt für die Zukunft fit machen.
    Im Frühjahr 2021 soll der Rathausumzug vollzogen werden, der Baubeginn fürs neue Rathausareal ist Stand jetzt auf den Herbst 2021 terminiert. Das gesamte Areal soll dann einer neuen Nutzung zugeführt werden. Als Maßgabe hat die Stadtverwaltung vorgegeben: "Die östliche Marktstraße mit Marktplatz soll durch diese Nutzung eine Aufwertung erfahren." Zuerst soll die Neugestaltung des Rathausareals angegangen werden, dann die des Marktplatzes. Mit der städtebaulichen Projektentwicklung der Nachnutzung des Rathausareals wurde das Stuttgarter Büro Baldauf beauftragt.
  5. .Die Planung: Die Planung für das Rathausareal ist heute wieder offener, als sie es schon einmal gewesen ist. Denn zumindest zwei der drei vom Büro Baldauf entwickelten Varianten sind bei der Bürgerbeteiligung Ende März durchgefallen und auch im Gemeinderat auf keine allzu große Gegenliebe gestoßen. Vorgelegt hatte das Büro Baldauf Anfang März folgende drei Optionen: a) Wohnen (evtl. plus Hotel), b) Vollsortimenter (Supermarkt) plus Pflegewohnen und c) Vollsortimenter plus Pflegeheim. Rundweg abgelehnt wurde von den Bürgern das Thema Pflege, hier zeigte sich auch die Ratsmehrheit skeptisch. Geteilte Reaktionen erntete der Supermarkt-Vorschlag.
  6. .Der aktuelle Stand: Über potenzielle Nutzungen für das Areal soll nun nochmals neu nachgedacht werden. Bürgermeister Georg Riedmann sondiert derzeit das Interesse möglicher Betreiber für einen Supermarkt, das Kieler Büro Cordes und Rieger hat mit der Arbeit an einer Machbarkeitsstudie für ein Hotel begonnen. Beides hatte der Gemeinderat in der Sitzung am 18. Juli beschlossen, als es zuletzt um das Thema Rathausareal ging. Alles andere ist derzeit noch offen. (gup)