Kein Stadtfest ohne Aufführungen für Kinder. Dieses Mal ist wieder die Musikschule dran, die im zweijährlichen Wechsel mit Marianne Walters Kindertheater-Truppe Musicals inszeniert. Margit Koch-Schmidt, Gesangs-Pädagogin und Chorleiterin, und Regisseur Wilfried Klöck studieren zusammen mit 20 Schauspielern, 15 Kinderchor-Sängern sowie acht jungen Tänzern aus dem Ensemble von Bianca Kummer ein Musical ein, das vom 1. bis zum 3. Juni in der Markdorfer Stadthalle aufgeführt wird. Es ist "Der Zauberer von Oss" nach dem 1900 erschienenen Kinderbuch "The Wonderful Wizard of Oz" von L. Frank Baum. Für Margit Koch-Schmidt wird es das dann zwölfte Musical sein, das sie im Laufe von 24 Jahren für die Musikschule auf die Bühne bringt. Zuletzt hat sie "Joseph" inszeniert, ein Großprojekt, an dem 120 Sängerinnen, Tänzer und Schauspielerinnen mitgewirkt haben und das mit dem baden-württembergischen "Leuchtturm-Preis" ausgezeichnet wurde.
- Was erwartet die Zuschauer? "Den Zauberer von Oss wollen wir etwas kleiner machen", erklärt Margit Koch-Schmidt, die zusammen mit Regisseur Wilfried Klöck am Wochenende mit den Spielproben für das Musical begonnen hat, nachdem die Schauspielerinnen und Schauspieler ihre Rollen bisher nur vorzulesen brauchten. Zwei Dinge haben Koch-Schmidt und Klöck besonders am Herzen gelegen: Nach der Riesen-Inszenierung "Joseph" wollten sie einen Gang zurückschalten, ein etwas kleineres, doch ebenso feines Projekt gestalten. Und es sollte ein Klassiker sein, wie Margit Koch-Schmidt es ausdrückt. Wobei Regisseur Klöck die 118 Jahre alte Geschichte in die Gegenwart transformiert hat. Außerdem hat er den Schauplatz verlegt. Aus der Einöde von Kansas, wo "Zauberer"-Autor L. Frank Baum sein Kinder-Märchen ansiedelt, brachte er es nach Europa. Verändert hat er außerdem die Musik – genauer: die Interpretation. Den effekt-übersättigten Musical-Ton hat er auf ein schlichteres Maß heruntergefahren.
- Ist das ein Musical für Kinder oder für Erwachsene? Die Antwort lautet: für beide. Wobei Choreografin Bianca Kummer erklärt, dass Erwachsene doch mit einem anderen Anspruch in eine Musical-Aufführung gehen. Während sich die kleinen Zuschauer schlicht an der Bewegung freuen, wollen Ältere dann doch eher eine aufwendigere Choreographie sehen. Allzu großen Aufwand könne auf dem in der Markdorfer Stadthalle zu Verfügung stehenden Bühnenraum ohnehin nicht betrieben werden. Um so präziser gelte es zu tanzen. Im Blick hat Bianca Kummer vor allem die Kinder. Ein Zuviel an tänzerischem Ausdruck würde diese verwirren. Gleichwohl solle die Choreographie für die Mütter und Väter im Publikum spannend sein.
- Was ist die Botschaft des Stücks? Mehr Nachsicht mit anderen und mit sich selbst üben, damit ein besseres Miteinander gelingt. So bringt es Regisseur Klöck auf den Punkt. Hexen-Darstellerin Dörte Krahn ist sich sicher, dass sich die Erwachsenen sehr wohl von der Botschaft des Musicals ansprechen lassen.
- Wo liegen die Herausforderungen für die Inszenierung? Keineswegs leicht wird es werden, das passende Bühnenbild zu finden. Stellen bereits die Kostüme eine Herausforderung dar, so werden die Kulissen zur wahrhaften Herausforderung. Angetreten mit dem Ziel, eine weniger aufwendige Inszenierung zu gestalten, muss Regisseur Klöck nun Lösungen für Ballon-Fahrten, für Wanderungen über den Regenbogen oder für widerspenstige Brücken finden. Bisher plant er – ähnlich wie beim "Joseph" -, mit Projektionen zu arbeiten – neben einer reduzierten Kulisse. Als nicht ganz einfach erweist sich auch die Übertragung der amerikanischen Texte ins Deutsche. Wie Sängerin Paula Stützenberger berichtet, seien die fremdsprachigen Musical-Originale zum Teil derart vertraut, dass es regelrecht Mühe macht, bei der deutschen Übersetzung zu bleiben. Was ihr bei den Proben auffiel: "Vieles ergibt sich unmittelbar aus der Spielhandlung", sodass eigenes Textlernen überflüssig wird. Solche Selbstverständlichkeit, ja Leichtigkeit wird das Publikum zwangsläufig bezaubern müssen.
Das Stück
Das Musical "Der Zauberer von Oss" wird am Freitag, Samstag und Sonntag, 1. bis 3. Juni, in der Stadthalle aufgeführt – jeweils um 17 Uhr. Der Eintritt ist wie immer frei. Musikalische Leiterin ist Margit Koch-Schmidt, Regisseur Wilfried Klöck, Choreographin Bianca Kummer, die Logistik verantwortet Reinhard Nedela, Kostüme und Requisite Susanne Priebe. (büj)