So schwierig das Jahr 2018 mit dem Bürgerentscheid zum Bischofsschloss für die Stadt Markdorf geendet hatte, so schwierig setzte es sich 2019 fort, jedenfalls mit Blick auf die großen „Leuchtturmvorhaben“ der Kommunalpolitik. Die Vorzeichen vom Dezember 2018 wirken heute, im Dezember 2019, noch nach. Die hauchdünne Mehrheit von fünf Stimmen, die den schon weit fortgeschritten geplanten Rathausumzug ins Schloss wieder kippte, sorgte dafür, dass sowohl die Pläne fürs Rathaus wie auch jene fürs Schloss wieder auf Anfang gestellt werden mussten. Arg viel weiter ist man bei beiden Vorhaben inzwischen noch nicht gekommen. Während die Zukunft des Schlosses noch komplett im Ungefähren liegt, ist in Sachen Rathaus immerhin schon entschieden, wohin die Reise gehen soll: Eine abgespeckte Sanierung des Bestandes plus ein Anbau, so lautet die Marschroute. In die konkrete Planung werden Gemeinderat und Verwaltung sehr bald schon einsteigen, schließlich geht es um Zuschüsse, die die Stadt nicht verlieren möchte. Dort wird sich also bald schon etwas tun, das ist die gute Nachricht.

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Die großen Baustellen 2019 wird es auch 2020 noch geben

Verworfen werden musste auch eine andere große und ambitionierte Planung, die bereits weit vorangetrieben war: Weil die prognostizierten Kosten aus dem Ruder gelaufen waren, musste die Sanierung mit Erweiterung der Jakob-Gretser-Grundschule auf Eis gelegt werden. Auch dort ist die Zukunft ungewiss. Einig ist man sich im Rat, dass die Sanierung der Schule nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden soll. Doch in welchem Umfang saniert werden soll und ob und wie die Pläne für einen dritten Grundschulstandort im Süden der Stadt noch dazwischengeschoben werden, auch das wird der Rat in den kommenden Wochen noch entscheiden müssen. Die großen Baustellen der Stadt, die es bereits 2019 gab, wird es auch 2020 noch geben.

Ein schwieriges, aber kein schlechtes Jahr für die Stadt

Wir blicken also auf ein schwieriges Jahr zurück. Doch der Anschein trügt, denn Stillstand herrschte keineswegs in 2019. Auch wenn es ein schwieriges Jahr war, war es kein schlechtes Jahr für die Stadt. Im Süden wurde der neue Kindergarten auf den Weg gebracht, die Kreuzgasse wurde fertigsaniert, in Möggenweiler und in der Eisenbahnstraße geht es mit den Erschließungen spürbar voran, für den Bahnhof wurde eine neue öffentliche Nutzung auf den Weg gebracht und vor allem im Tiefbau – Kanalisation, Wasserversorgung – wird die Stadt viel investieren und die Infrastruktur fit für die Zukunft machen – letzteres, wie immer in solchen Fällen, unter dem Radar und somit weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit.

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Der Gemeinderat wird gefordert sein wie kaum zuvor

2019 war also kein schlechtes Jahr. Dass man dies auch am Ende der kommenden Jahre behaupten kann, dafür werden allerdings noch weit größere Anstrengungen vonnöten sein als bisher. Und der Gemeinderat wird dabei gefordert sein wie kaum zuvor. Mit dem neuen Haushaltsverfahren der Doppik, die zum Januar umgesetzt wird, wird das Schulden machen respektive das großangelegte Investieren ohne umgehende Erlösaussichten sehr viel schwieriger werden. Was investiert wird, muss zeitnah abgeschrieben und so quasi gegenfinanziert werden.

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Ein Lernprozess, der jetzt starten muss

Was das bedeutet? Der Gemeinderat wird sich deutlich stärker disziplinieren müssen als bisher. Die Räte werden sehr viel härter abwägen müssen zwischen dem Notwendigen, das machbar ist, und dem Wünschenswerten, das die freudige Kür darstellt, wenn die Einnahmen wider Erwarten stärker fließen als gedacht. Dass der ein oder andere Stadtrat damit noch seine Schwierigkeiten hat, wurde in den vergangenen Wochen in den Beratungsrunden zum Haushalt deutlich: Denn dass sich auch leichter Hand geforderte Zusatzausgaben im vier- oder fünfstelligen Bereich im doppischen System ungut summieren – diese Erkenntnis muss sich im Ratssaal erst noch durchsetzen. Will die Stadt gesund bleiben, muss dieser Lernprozess jetzt beginnen.