Anwohner der Trendsportanlage an der Ensisheimer Straße haben sich in den vergangenen Wochen bei der Stadt über Ruhestörungen beschwert. Das bestätigt Jürgen Hess, Ordnungsamtsleiter auf SÜDKURIER-Nachfrage.

Massive Beschwerden von Anwohnern
"Aufgrund der massiven Beschwerden hat die Stadtverwaltung beschlossen, dass die Mietung des Raumes bis auf Weiteres ausgesetzt ist", so Hess, der aber gleich betont, dass der Raum nicht grundsätzlich geschlossen sei. Die Vermietung für private Partys an Jugendliche und junge Erwachsene habe erstmal nicht funktioniert. "Hier müssen wir ein Konzept für die künftige Planung entwickeln", so Hess.

In Markdorf beklagen sich die Jugendlichen, dass es kaum Möglichkeiten für sie gebe, sich zu treffen. Daher hat Jugendreferent Jan Hendrick Münzer das städtische Jugendvereinsheim an der Skater-Anlage unter dem Namen "Skates-Open" wieder belebt.
Keine Probleme beim offenen Jugendclub
Dieses ist nun als offener Jugendclub mittwochs und freitags von 15.30 Uhr bis 20.30 Uhr auf. "Das wird auch weiterhin der Fall sein, hier gab und gibt es keine Probleme", sagt Münzer, dem es wichtig ist, die Situation richtig zu bewerten.
Der Raum kann seit Juli 2018 von Privatpersonen gemietet werden – das reicht von Kindergeburtstagen unter der Woche bis zu Feiern älterer Jugendlicher am Wochenende. Bei der Nutzung, die 50 Euro Miete beinhaltet, gebe es klare allgemeine Vorgaben, an die sich alle halten müssen. "Wir klären auf, dass nicht über die Stränge geschlagen wird", so Münzer.
Nachtruhe muss eingehalten werden
Die Nachtruhe muss eingehalten werden – spätestens um 1 Uhr ist Schluss. Jan Hendrick Münzer bestätigt, dass es Beschwerden von Anwohnern gegeben hatte, denen man nachgegangen sei und das Gespräch gesucht habe.

In den Gesprächen mit den Nachbarn habe sich gezeigt, dass die Trendsportanlage, die direkt vor dem Jugendraum liegt, sehr gut frequentiert sei, nicht nur von Skatern und nicht nur tagsüber.
"Das ist ein öffentlicher Platz und liegt außerhalb der Zuständigkeit des Jugendreferates", sagt Jan Hendrick Münzer. Die Beliebtheit des Platzes kann auch Jürgen Hess bestätigen, allerdings nicht nur zu den erlaubten Zeiten. "Der Außenbereich wird länger genutzt als nur bis 22 Uhr", so der Ordnungsamtsleiter.

Mit der Nutzung kommen die Beschwerden. Müll, Glasscherben und Zigarettenstummel bleiben liegen. Darüber ärgern sich nicht nur die Benutzer der benachbarten Tennisschule, sondern auch die Skater, die die Anlage zum Trainieren nutzen.
Ruhe ins Thema bringen
Jan Hendrick Münzer legt Wert darauf, Ruhe in das Thema zu bringen und zu differenzieren – zum einen zwischen den Jugendlichen, die den Jugendraum nutzen und zum anderen zwischen den Personen, die für die massiven Störungen an der Trendsportanlage verantwortlich sind.
Für den Jugendraum werde die Nutzergruppe laut Münzer nun eingeschränkt, bis eine Lösung gefunden ist. Bedeutet im Klartext: Zielgruppen, die länger bleiben und das Potenzial haben, zu feiern, bleiben erst mal außen vor. Es werde vorerst keine Überlassung mehr an Gruppen geben, bei denen kein Erziehungsberechtigter dabei ist, so Jan Hendrick Münzer. Im Schnitt hätten zwei Mal im Monat Partys von über 16-Jährigen stattgefunden.
"Es ist der Wille der Stadt und der Gemeinderäte, dass die Jugendlichen einen Raum zum Feiern haben", so Münzer. Es müsse eine gemeinschaftliche Lösung mit allen Beteiligten gefunden werden. Eine Lösung finden möchte auch Joachim Mutschler, Vorsitzender der Umweltgruppe, der sich für die Jugend in der Stadt einsetzt. "Es ist nicht die richtige Reaktion, das Angebot zu entziehen", lautet seine Meinung. Als Kommune müsse man sich überlegen, wie man mit der Situation umgehe.
Security oder Überwachungskameras
Es sei traurig, dass sich einige Jugendliche nicht zu benehmen wissen, Flaschen zerschlagen und teilweise randalieren. "Eine Lösung ist nicht einfach", so Mutschler, der auch als Tennisspieler viel von der Problematik mitbekommt. Es müsse aber gelingen, das Angebot aufrecht zu erhalten. "Dann muss man das zum Beispiel mit Security oder Überwachungskameras in den Griff bekommen".
Wenn der private Mieter des Jugendraums allerdings noch für Sicherheitspersonal zahlen muss, sei das Angebot nicht mehr so attraktiv. "Aber wir können es auch nicht so weiter laufen lassen. Dann ist die Nachfrage vielleicht nicht mehr so hoch, aber es ist geregelt", sagt Joachim Mutschler.

Vorsitzender Umweltgruppe | Bild: Jörg Büsche
Die Polizei habe nicht die Kapazitäten, um dort regelmäßig zu kontrollieren, sagt Joachim Mutschler. Bei der Polizei sind laut Polizeisprecher Markus Sauter in diesem Jahr acht Vorfälle in Zusammenhang mit Ruhestörungen am Skaterplatz aktenkundig.
"Wenn wir wüssten, dass sich dort regelmäßig eine Szene trifft, bei der Drogen im Spiel sind oder die den Platz entsprechend vermüllt hinterlassen, würden wir öfter kontrollieren", so Sauter. Dies sei momentan nicht der Fall.
Anwohner sollen sich bei der Polizei melden
Dennoch empfiehlt er allen Anwohnern, die sich belästigt fühlen, sich bei der Polizei zu melden. Auch wenn der Polizeiposten Markdorf am Wochenende und nachts nicht besetzt sei, könnte immer ein Streifenwagen der Reviere Überlingen oder Friedrichshafen in der Nähe unterwegs sein.

"So funktioniert das Miteinander nicht"
Das sagt Jens Goldmann, Tennislehrer und Betreiber der benachbarten Tennisschule Rockstroh & Goldmann, zu der Situation an der Trendsportanlage.
Herr Goldmann, Sie beobachten schon länger die Ereignisse an der Trendsportanlage. Was ist Ihnen aufgefallen?
Seit der Jugendraum wieder in Betrieb ist, hat sich der Platz an der Trendsportanlage herumgesprochen und es ist wieder mehr los. Das ist gut, dass dort wieder was aufgebaut wird. Leider haben aber auch Müll, Vandalismus, Glasscherben und Zigarettenstummel in den vergangenen Monaten verstärkt zugenommen.
Die Tennishalle und der Jugendraum teilen sich einen Eingang und liegen direkt nebeneinander. Wie funktioniert die Nachbarschaft?
Leider funktioniert die gerade nicht. Hier baut sich wieder eine illegale Szene von Jugendlichen auf, die aber zum größten Teil nicht aus Markdorf kommen und mit den Skatern nichts zu tun haben. Die Tennisschule befindet sich im gleichen Gebäude wie der Jugendraum. Da auch abends trainiert wird, ist immer wieder Musik und Lärm zu hören.
Stört Sie das?
Nein, die Jugendlichen und die Musik sind nicht das, was mich hauptsächlich stört. Ich habe viel mit Jugendlichen zu tun und ich weiß, wie wichtig es ist, dass sie einen Ort haben, an dem sie sich treffen können. Mich ärgern die Personen, die sich nicht zu benehmen wissen. So funktioniert das nicht. Da werden Mitglieder von uns blöd angemacht und die Frauen, die abends trainieren, schließen ab, weil sie Angst haben. Ich möchte aber nochmal betonen, dass dieser Personenkreis nichts mit den Skatern oder den Jugendlichen zu tun hat, die den Raum normal nutzen.
Anwohner beschweren sich über Motorenlärm. Bekommen Sie das mit?
Selbstverständlich. Mit Autos und Motorrädern wird die Trendsportanlage über den Fußweg von der Ensisheimer Straße angefahren, obwohl dort eigentlich ein Poller steht. Der ist allerdings immer kaputt und wenn nicht, wird er innerhalb kürzester Zeit kaputt getreten. Hier sollte die Stadt Geld in die Hand nehmen und in etwas Richtiges investieren, damit Unbefugte nicht herunterfahren können.
Wie könnte Ihrer Meinung nach eine Lösung aussehen?
Ich würde mir zwischen dem Weg zur Tennishalle und der Anlage einen Zaun wünschen. Dann hätten wir einen getrennten Eingang, das würde uns schon sehr helfen. Dann wäre die Trendsportanlage über den Sportplatz erreichbar. Den Eingang des Jugendraums könnte man eventuell auf die andere Seite legen, wenn das baulich möglich wäre. Schade, dass da noch nie mit uns drüber gesprochen worden ist.
Was halten Sie von einer Überwachung?
Wie gesagt, man darf nicht alle Jugendlichen über einen Kamm scheren. Aber nachdem hier nicht kontrolliert wird, hat sich das zu einem Warm-Up-Platz vor dem Weggehen entwickelt. Es gibt schließlich ein Jugendschutzgesetz und hier sind auch nach 22 Uhr einige Jugendliche unter 16 Jahren dabei.
Wie geht es nun weiter?
Das ist schwierig zu sagen. Ich habe Verständnis dafür, dass sich die Jugendlichen treffen. Wenn die sich wenigstens benehmen würden, dann würde es auch ein Miteinander geben.