43 Jahre für den SÜDKURIER – das ist mehr als ein durchschnittliches halbes Menschenleben. So lange hat Winfried Thum als Redakteur des Medienhauses seine Leser in Konstanz und später in Markdorf unterhalten, hat ihnen spannende Geschichten geliefert und ihnen Einblicke in das lokale und regionale Geschehen gegeben. In seinen "Storys" stand immer der Mensch im Mittelpunkt, sein Gespür und sein Blick für Details waren seine Spezialität: Er hatte buchstäblich die Geschichte hinter der Geschichte im Blick. Sein journalistisches Gespür wird Thum auch künftig noch dem SÜDKURIER zur Verfügung stellen, nur nicht mehr an seinem Arbeitsplatz in den Räumen der Redaktion in der Markdorfer Hauptstraße: Zum 30. September ist er in den Ruhestand gegangen. Doch die Leser der Zeitung werden nicht für immer auf ihn und sein Kürzel "thu" in der Zeitung verzichten müssen: Nach einer Pause, die er für Reisen und Besuche nutzen möchte, wird Winfried Thum im nächsten Jahr wieder in die Tasten greifen, dann aber als freier Mitarbeiter der Redaktion. Loslassen wird den 63-Jährigen seine Passion für den Journalismus also nicht, er wird sie sich nur flexibler für sich einteilen können. "Ich habe mit 20 Jahren als Verlagslehrling angefangen und fast 13.000 SÜDKURIER-Ausgaben später bin ich plötzlich 63 und Rentner. Es ist unglaublich schnell gegangen und war nie langweilig. Im Gegenteil!", sagt er selbst.
Zum Journalismus war Winfried Thum erst über einen Umweg gekommen: Zunächst absolvierte er eine Ausbildung als Verlagskaufmann, dann war er Anzeigensachbearbeiter in Konstanz, bevor er 1977 seinen Zivildienst im Krankenhaus Markdorf antrat, seiner Heimatstadt. Dort kam er in Kontakt mit dem damaligen Lokalredakteur Wolf Zimmermann, der Thum als jungen freien Mitarbeiter in die Tageszeitungsmaterie einführte. Das blieb offenbar nicht ohne Wirkung: Nach einem Volontariat trat der Jungredakteur 1983 seine erste Redakteursstelle in der Lokalredaktion Konstanz an. Dort berichtete er über den Bau und die Eröffnung von Euro-Disney in Konstanz Partnerstadt Fontainebleau ebenso wie über die Entstehung der Imperia von Bildhauer Peter Lenk. Für weitere sechs Jahre war Thum schließlich verantwortlich für die Bodensee-Zeitung, die Regionalseite des SÜDKURIER für alle Seeausgaben. 1993 übernahm er dann die Redaktion seiner Heimatausgabe Markdorf, als Zimmermanns Nachfolger. Nicht immer war sein zuweilen auch kritischer Geist wohl gelitten: So erinnert er sich daran, dass in den 90ern der damalige Bürgermeister Bernd Gerber einmal bei der Chefredaktion seine Versetzung gefordert hatte – natürlich vergebens. Vor zehn Jahren zwang ihn ein schweres Magengeschwür zu einem langen Krankenhausaufenthalt. Seither arbeitete er mit reduzierter Arbeitszeit an drei Tagen in der Woche.
Privat liebt Thum das Reisen: Fast alle Karibikinseln hat er besucht, neun Mal ging es in und durch die USA und zuletzt und bis heute ein gutes Dutzend Mal Teneriffa, wo er immer seinen alten Freund Edi Reiser besucht und einen neuen Freund gewonnen hat: Denn Reiser ist Gärtner und Hausmeister beim Tigerenten-Erfinder und Buchautor Janosch, den er wiederum schon einige Male im Markdorfer SÜDKURIER-Lokalteil auftauchen ließ.
"Ich mag den Menschenschlag der Region und skizziere die Charaktere und ihre Eigenschaften gerne in der Zeitung", sagt Thum über sich selbst. Kuriosa und Lesestoff im Blatt war ihm immer ebenso wichtig wie die sachliche Nachricht. 23 Jahre lang hat er die Politik in der Stadt begleitet, drei Bürgermeister miterlebt und seither an mehr Gemeinderatssitzungen teilgenommen als jeder amtierende Stadtrat. Sein Faible speziell für stadthistorische Themen konnte er zuletzt in der Serie "Gedächtnis der Region" ausleben, die er federführend für die Redaktion betreute. Nun wird er mit seiner Frau Monika mehr Zeit für noch mehr Reisen und für die Gäste aus aller Welt haben, die ihn regelmäßig im Haus am Fuß des Gehrenberg besuchen – und natürlich für seinen geliebten Garten mit dem meterhohen Bambusdschungel.