Statt der im November veranschlagten 23 Millionen Euro wird der Umbau mit Erweiterung der Jakob-Gretser-Grundschule nach der aktuell nun vorliegenden Kostenberechnung auf 28,4 Millionen Euro taxiert (wir berichteten gestern). Aus diesem Grunde legte die Verwaltung dem Gemeinderat am Dienstagabend drei Alternativ-Optionen zu den bisherigen Plänen vor. Letztere werden auf den Prüfstand gestellt, nach der Sommerpause sollen die Beratungen fortgesetzt werden. Auch Bürgermeister Georg Riedmann warnte davor, dem Projekt, das am Ende auch bei 30 Millionen landen könnte, ohne „Innehalten“ den Segen zu erteilen.

Am Dienstag gab‘s noch keine Antworten

Noch im Gemeinderat hatten mehrere Stadträte nach den Gründen für die Kostensteigerung angefragt. Antworten gab es am Dienstag aber noch keine. Nach der Sommerpause will die Verwaltung die detaillierte Kostenberechnung vorlegen. Zwei wesentliche Faktoren habe es gegeben, die den deutlichen Sprung von der Kostenschätzung zur Kostenberechnung verursacht hätten, sagt Afshin Arabzadeh von der Geschäftsleitung des beauftragten Architekturbüros weinbrenner.single.arabzadeh (Nürtingen) auf Anfrage des SÜDKURIER.

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Baugründung wäre eine extreme Herausforderung

Besonders heikel sei das Thema Baugründung, das für die Kostenschätzung noch nicht eingehender untersucht worden war – eine komplexe tragwerkstechnische Thematik, für die laut Arabzadeh eine „Wahnsinns-Ingenieursarbeit“ aufgewendet werden müsse. Schwierig sei die Hanglage und vor allem der unsichere Baugrund mit zahlreichen unterirdischen Wasserläufen. Wie sichere man die Bauwerke, wie gründe man sie, seien die zentralen Fragen. Bauwerke bei einem solchen Untergrund etwa gegen Abrutschen zu sichern, sei ein aufwändiges und kostspieliges Unterfangen.

Aktuelle Kostenberechnung umfasst 90 Seiten

„Der Untergrund ist schwierig, es fließen überall Wasserlinien“, sagt Arabzadeh. Zudem rede man von einer Baugrube von 13 bis 14 Metern Tiefe, für die der Bestand wie auch die Nachbarbebauung in einer „extrem hohen Komplexität“ gesichert werden müsse. In diesem Zusammenhang verweist der Architekt auf die mit 90 Seiten sehr umfangreiche Kostenberechnung. Die Kostenschätzung vom November 2018, die im Februar im Rat präsentiert wurde, habe demgegenüber nur wenige Seiten umfasst.

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Sanierung des Altbaus aufwändiger als gedacht

Als zweiten Kostentreiber nennt Arabzadeh die Sanierung des Altbaubestandes. Auch deren Aufwand lasse sich in einer Kostenschätzung noch nicht zuverlässig beziffern. Eine Sanierung des Hauptbaus werde sich aber ebenfalls sehr aufwändig gestalten. Dies habe sich nun nach der Öffnung von Böden, vor allem im Obergeschoss gezeigt. Hier spiele auch das Thema Brandschutz eine große Rolle, der höhere Investitionen erfordere. „Das passiert natürlich nicht bei der Neuplanung einer Schule auf der grünen Wiese“, so Arabzadeh. „Das Thema Sanierung ist ein Kostentreiber, aber dafür ist eine Sanierung hochökologisch“, verweist er auf den Umstand, dass man vorhandene Ressourcen wieder aufbaue und kein neuer Flächenverbrauch nötig sei.

Baupreisindex muss miteinbezogen werden

Zuletzt, so Arabzadeh, spiele auch die aktuell rasante Kostensteigerung beim Baupreisindex eine nicht zu unterschätzende Rolle. Gegenüber dem November 2018 müsse man bis heute Mehrkosten von rund 600 000 Euro ansetzen – auf den ersten Blick eine hohe Summe gemessen am halben Jahr, die sich bei dem Gesamtrahmen von mehr als 20 Millionen aber wieder relativiere.

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Alle Alternativen prüfen

Natürlich müsse eine Gemeinde bei einer sorgfältigen Kostenabwägung alle Alternativen prüfen, hier wolle sein Büro „kein Sand im Getriebe sein“. Laufe es auf einen Neubau an anderem Standort plus Sanierung des Bestandes heraus, stünde das Büro natürlich weiter zur Verfügung, solle dies gewünscht und machbar sein, sagt Arabzadeh.

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