Zu Stoßzeiten immer wieder die gleichen Szenen. Autofahrer, denen es auf der B 33 oder auf der Landesstraße 205/Hauptstraße/Ittendorfer Straße zur B 33 hin nicht schnell genug vorangeht, nutzen die Hahnstraße, um stockenden Verkehr und Staus zu meiden. Sprich Schleichverkehr. Anwohner sagen, das in der Wohnstraße geltende Tempolimit von 30 Stundenkilometern werde zudem kaum beachtet.

„Ich beobachte mehrmals pro Woche, dass Fußgänger angehupt werden, weil Autofahrer den Fußgängerweg mitbenutzen wollen, um durchzukommen“, sagt beispielsweise Reinhold Pollini. Das ärgere ihn am meisten. Und täglich sei es so, dass der Fußgängerweg auf Höhe des dortigen Getränkemarktes als Ein- und Ausfahrt genutzt werde, anstatt die reguläre Zufahrt. „Gut wäre doch, man würde dort eine Kette spannen“, lautet Pollinis Vorschlag.
„Es ist ein Wunder, dass nicht ständig Unfälle passieren. Ich hab‘s ja täglich vor Augen, was los ist.“Klaus Hierholzer, Anwohner
Nachbar Klaus Hierholzer ergänzt: „Es ist ein Wunder, dass nicht ständig Unfälle passieren. Ich hab‘s ja täglich vor Augen, was los ist. Und ich habe den Eindruck, es wird immer schlimmer.“ Er wohne seit 25 Jahren dort und „könnte ein Buch darüber schreiben, was es da an Verkehrssituationen gegeben hat und gibt“. Hierholzer zufolge kommen Rettungswagen wegen geparkter Fahrzeuge oft kaum durch. Und er nennt ein weiteres Problem: Dauerparker.

Dieses Problem kennen auch die Eltern Elke und Tobias Heinz – und sie klingen frustriert. „Es ist ja nicht nur das Problem, dass zu viele hier die Abkürzung nehmen. Es geht auch um die Fremdparker. Beim Fahren vom Privatgrundstück sieht man so gut wie nichts und muss sich langsam vortasten. Und dann wird man angehupt und beschimpft, ob man nicht Autofahren kann.“

Tobias Heinz fügt hinzu: „Täglich Hupkonzert vor dem Haus, weil die Regel rechts vor links an der Einmündung der Straße am Bildbach nicht beachtet wird. Ein paar Meter weiter bei der Grivittenstraße das gleiche Spiel.“ Kaum gesagt, gibt‘s prompt ein solches Beispiel zu sehen.

„Vielleicht sollte es mehr Geschwindigkeitskontrollen geben. Die Verkehrsdichte hat nach meinen Beobachtungen über die Jahre hinweg definitiv zugenommen.“Harald Gretscher, Anwohner östliche Hahnstraße
In der östlichen Hahnstraße sind in Abständen beidseitig Flächen markiert, auf denen geparkt werden darf, sodass Autofahrer eigentlich nicht durchrauschen können. Dort wohnt Harald Gretscher mit Familie. Pauschal könne man nicht sagen, dass Tempo 30 nicht eingehalten werde. „Wenn ich mich richtig entsinne, stand auf Höhe Hahnstraße 13 vor etwa zwei Jahren eine Geschwindigkeitstafel, für ein paar Wochen. Ein Nachbar sagte mir, dass es Auswertungen gegeben habe. Die überwiegende Mehrzahl der Autofahrer sei innerhalb des Toleranzbereichs unterwegs gewesen. Extreme Ausreißer seien auch dabei gewesen.“ Gretschers Eindruck: „Das Tempolimit von 30 Stundenkilometern wird in den Randzeiten nicht eingehalten. Zu Stoßzeiten kann man in der Hahnstraße eh nicht schneller fahren.“
Verkehrsdichte nimmt zu
Harald Gretscher bringt einen weiteren Aspekt ein. „Die Hahnstraße ist ja als Fahrradstraße in der Diskussion. Das macht Sinn, es sind viele Schüler zum Bildungszentrum und wieder nach Hause unterwegs. Damit würde dem Radverkehr ein höherer Stellenwert eingeräumt.“ Idealerweise könne man dies mit baulichen Maßnahmen wie beispielsweise Schwellen flankieren. „Vielleicht sollte es mehr Geschwindigkeitskontrollen geben. Die Verkehrsdichte hat nach meinen Beobachtungen über die Jahre hinweg definitiv zugenommen“, sagt Gretscher. Somit sei das Gefahrenpotenzial für alle Verkehrsbeteiligten höher.
Rolf Haas, FDP-Stadtrat und Mitglied der Interessengemeinschaft pro Südumfahrung Markdorf, wohnt in Nachbarschaft zur Hahnstraße und ist mit der Problematik vertraut. „Wir haben vergangenes Jahr Messungen auch in der Hahnstraße durchgeführt. Dabei sind uns schon damals sehr hohe Verkehrsflüsse und auch Tempoverstöße aufgefallen.“

Immer noch finde er, dass sich viele Menschen sich nicht an Tempo 30 halten, „speziell tagsüber, wenn kaum Autos am Straßenrand stehen, teilweise auch nachts. Im Vergleich zum vergangenen Sommer hat die Verkehrsbelastung gefühlt deutlich zugenommen dieses Jahr“.
Antrag auf Fahrradstraße gestellt
Auf Anfrage erklärt Jürgen Hess, Leiter des Ordnungsamtes, dass ihm aus jüngerer Zeit keine Beschwerden bekannt sind. Die Stadtverwaltung habe einen Antrag auf Ausschilderung der Grivitten-, Hahn-, Eugenienstraße und Schießstattweg als Fahrradstraße beantragt, mit der Zusatzregelung als Anliegerstraße. „Die Straßenverkehrsbehörde des Landratsamtes hat darüber noch nicht entschieden.“ Vergangenes Jahr habe es in der Hahnstraße Messungen mit einem Seitenradarmessgerät gegeben. 85 Prozent der erfassten Fahrzeuge seien mit bis zu 38 Stundenkilometern unterwegs gewesen, 15 Prozent schneller.
Messungen mit Seitenradar
Das deckt sich mit Auskünften von Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes. In der Hahnstraße seien vom 27. August bis 8. September Messungen mit einem Seitenradargerät durchgeführt worden. „Das Gerät dokumentiert keine bildlichen Nachweise, sondern nur rein technisch die Durchfahrten und Geschwindigkeiten.“ Es seien 7231 Durchfahrten registriert worden.
Mobiler Blitzer soll eingesetzt werden
„Die große Mehrheit der Fahrzeuge fuhr Geschwindigkeiten im Bereich zwischen 30 und 40 Stundenkilometer“, so Schwarz. Mit Blick „auf die zu veranschlagenden Toleranzen haben sich diese Verkehrsteilnehmenden an die Geschwindigkeitsvorgabe gehalten oder diese nur geringfügig überschritten“. 1134 Fahrzeuge seien mit mehr als 40 Stundenkilometern gemessen worden. „Deshalb werden wir in der Hahnstraße weitere Messungen mit dem Blitzer-Anhänger durchführen.“