Michael Lissner, Leiter der Markdorfer Finanzverwaltung, hat bei der jüngsten Gemeinderatssitzung eine Zwischenbilanz gezogen und skizziert, wie sich der städtische Haushalt entwickelt. Anbetracht der starken Abhängigkeit der Bundesrepublik von russischem Erdgas und aus Russland kommendem Erdöl wirken sich die Kämpfe in der Ukraine stark auf die Energiekosten aus. „Der Ukrainekrieg bedeutet für uns eine Zäsur“, erklärte Lissner, „wir sehen schwierigen Zeiten entgegen.“ Denn nicht nur die Energie, sondern fast alle Produktionsstoffe werden sich verteuern.
In seiner Tischvorlage weist Lissner auf die Inflationsrate von 7,3 Prozent hin. Was das für die öffentlichen Haushalte bedeutet, somit auch für die Finanzen der Stadt, sei überhaupt noch nicht abzuschätzen. Mit beinahe jedem Dienstleister stehe die Stadt derzeit in Verhandlung, weil die ihre Preise an die neue Situation anpassen möchten. Noch bereiten Wasser, Strom und Heizungskosten keine größeren Sorgen. Zu rund 90 Prozent habe die Stadt dort feste Preise ausgemacht. Stirnrunzeln mache aber der Gedanke an neue Verträge, weil sich die Preise inzwischen verdoppelt, gar verdreifacht haben, erklärte Lissner.
Der Kämmerer kündigte an, dass „die bereits beschlossenen Projekte“ sich wohl „kaum im vorgegebenen finanziellen Rahmen“ abrechnen lassen werden. Sehr eindringlich riet er dem Gemeinderat deshalb, „keine weiteren Großprojekte mehr an Land zu ziehen“. Die drei großen Baustellen, Rathaus, Jakob-Gretser-Grundschule und Kindergarten hätten einen beträchtlichen Umfang. Hinzu kämen noch die drei fest geplanten Vorhaben: Leimbacher Grundschule, der dritte Schulstandort und die Südumfahrung.
1,3 Millionen Euro weniger als erwartet wird die Gewerbesteuer in den Haushalt bringen. Bei den übrigen Steuern hingegen, zum Beispiel bei der Vergnügungssteuer, rechnet Lissner mit keinen größeren Einbußen. Er wies darauf hin, dass sich die Einführung der Zweitwohnungssteurer gelohnt habe. Und Lissner erwähnte die erfreuliche Entwicklung bei den Hundesteuereinnahmen. Von „leichten Unterschreitungen“ sprach er im Bereich der Benutzungsgebühren für die städtischen Kindergärten.
Liquidität der Stadt geht deutlich zurück
Als besorgniserregend bezeichnete Lissner den Liquiditätsrückgang der Stadt. Deutliche Spuren habe hinterlassen, dass sich die Gemeinde an den Kosten fürs Bildungszentrum und dessen Sanierung beteiligt. „Da mussten wir einen richtig großen Batzen an den Landkreis zahlen.“ Bestehende Kostenfaktoren zu reduzieren sei erfahrungsgemäß sehr schwierig. Aussichtsreicher sei da der Versuch, neue Ausgaben von Anfang an zu vermeiden.