Die Erinnerung ans alte Rathaus hängt schon. Frisch eingefasst zeigt die Platte mit der altertümlichen 1565 darauf, wann Markdorfs Rathaus in der Nacht zum 2. Januar 1964 abgebrannt ist. „Die Mauerscheibe war ausgerechnet überm Ofen angebracht“, erklärt Monika Gehweiler. Die Leiterin der städtischen Bauamtes führt den SÜDKURIER in ihrer Mittagspause durch das zwischen 1965 und 1967 erbaute Gebäude und zeigt, wie die Sanierungsarbeiten voranschreiten.
Holz für Decken und Böden der Sitzungssäle
Im zweiten Obergeschoss – dort, wo die Erinnerungstafel hängt – sind bereits die Fenster-, aber auch die Türzargen montiert. Im Sitzungssaal liegt die Unterkonstruktion für die Holzdecke offen. Zwischen den Streben trifft der Blick auf die bereits installierten Leitungen für die auf Wärmerückgewinnung ausgelegte Be- und Entlüftung sowie die gleichfalls schon verlegten Versorgungskabel. „Hier kommen Holzdielen rein“, weist Monika Gehweiler, auf den noch bloßen Boden.

Holzdecke und Holzdielen sollen auch in den kleinen Sitzungsaal im Stockwerk darunter. Die Steinfliesen sind hier oben, vor dem Ratssaal bereits verlegt. Fertig ist im Bereich rund um die Rathaustreppe auch schon die Akustikdecke, samt der speziellen Konstruktion hinter beziehungsweise über der sich jener Schutzvorhang verbirgt, der sich absenkt, sollte es im Rathaus zu einem Brand kommen.
Treppenhaus so heute kaum noch denkbar
„Den Vorhang fordern die Brandschutzvorschriften“, erläutert die Bauamtsleiterin. Überhaupt sei ein Treppenhaus wie in dem 60er-Jahre-Bau heute kaum noch denkbar. Der unterdessen sehr viel strengere Brandschutz will Rauchausbreitung verhindern, strebt abschließbare Gebäudebereiche an. Ziele, die die offene Architektur des Rathaus-Inneren seinerzeit so gar nicht verfolgt hat.
Ganz im Gegenteil. „Die große Rathaustreppe hat zur Begegnung, zum Austausch, zum Gespräch eingeladen“, erklärt Monika Gehweiler. Und sie spricht für viele ihrer Kollegen in der Stadtverwaltung, die den Kontakt auf den Treppenstufen, aber auch den Fluren immer sehr geschätzt haben. Diesen vermissen sie auf dem schmalen Fluren der Schlossscheuer, der Interimslösung.
Von außen wird das Rathaus beige
Voran schreiten die Sanierungsarbeiten von oben nach unten. Am weitesten ist man im zweiten Obergeschoss. Der frisch aufgetragene Putz rund um die Erinnerungstafel, die ersten Installationen im Sanitärbereich lassen das klar erkenne. Ebenso wie der Geruch nach frischer Farbe. Gemalt wird im Moment jedoch nicht. Die Maler machen Mittagspause. So wie alle anderen Handwerker auch.
Allein draußen, an Außenfassade wird noch emsig gewerkelt, Dämmung angebracht. Darüber kommen demnächst die Klinker – „in einem schönen Beige-Ton“, freut sich Bauamtsleiterin Gehweiler. Welchen Farbton die Handläufe im neuen zweiten Treppenhaus, dem verpflichtenden weiteren Fluchtweg, haben werden, ist noch nicht zu erkennen. Das Geländer zeigt sich derzeit recht roh.

Kurze Wege bei der Trauung
Sehr viel näher als bisher hat es Norbert Klöck, der Standesbeamte, wenn er von seinem Büro aus ins Trauzimmer gehen will. Denn das liegt nun direkt nebenan. Anders als in den beiden Etagen darüber, wurde in die Raumstruktur im Erdgeschoss stärker eingegriffen. „Hier beim Eingang gibt es gleich den Info-Point“, erläutert Monika Gehweiler die Veränderungen. Transparenz ist angesagt, Glasflächen und Service. Melde- und Passamt, Migrantenbetreuung, Friedhofs- und Sozialamt – alles soll offener erscheinen. Angestrebt wird eine erheblich einladendere Atmosphäre als vor der Sanierung. Davon ist indes noch nichts zu sehen. Noch wird fleißig saniert.
Neue Heizanlage im Keller
„Wir sind gut im Zeitplan“, zeigt sich Monika Gehweiler gelassen. Sie ist zuversichtlich, dass die Baustelle Ende August abgenommen werden kann. Im Keller ist bereits eine neue Heizanlage installiert. Zu vergeben sind nun die Aufträge zum Bau der Treppenanlage im Osten und im Westen des Rathauses. Was im erweiterten Umfeld geschieht, wird sich im Kontext des Programms Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren (ZIZ) ergeben.