„Neue Wohnungen – eine Herausforderung“ lautete das Thema von Ernst Arneggers jüngster „I mein‘ halt“- Bürgerrunde im Zunfthaus Obertor. Geplant war ein gezielter Blick auf die Situation in Markdorf, wo der Baugrund zur Neige geht. Als Gesprächspartner hatte sich Arnegger mit Hans-Peter Betz, Manuel Klaus, Bernhard Straßer und Alexander Weber vier Gesprächspartner aus der Baubranche aufs Podium geladen.

Der Abend begann mit einer Abschaltung. Bei den Bauarbeiten im Nachbargebäude des Obertors war die Stromleitung zu Schaden gekommen, sodass nur in einer Hälfte des Saales die Lichter brannten. Um den Schaden zu reparieren, musste der Strom abgestellt werden, weshalb der Beginn des Abends im Schein von Handy-Leuchten stattfand.

I-mein‘-halt-Moderator Ernst Arnegger (von links) hatte die Bauunternehmer Manuel Klaus, Bernhard Straßer, Hans-Peter Betz und Alexander ...
I-mein‘-halt-Moderator Ernst Arnegger (von links) hatte die Bauunternehmer Manuel Klaus, Bernhard Straßer, Hans-Peter Betz und Alexander Weber zu seiner Bürgerrunde ins Zunfthaus Obertor eingeladen. | Bild: Jörg Büsche

Zu viel Bürokratie behindert das Bauen

Baustellen brächten Überraschungen, sagte Straßer. Der Bauunternehmer aus Salem berichtete von Bauprojekten, bei denen alles im Vorfeld geklärt schien – durch Absprachen mit Ämtern und Behörden. Und dann schalte sich trotzdem noch jemand ein und verhänge einen Baustopp. „Uns Handwerker frustriert das, wenn wir nicht weiterarbeiten dürfen“, erklärte Straßer. Außerdem belasten solche Unterbrechungen die Bauprojekte mit zusätzlichen Kosten. Überhaupt behindere das Übermaß an Bürokratie das Bauen. Wo einst der Sachverstand der Handwerker genügte und zu schnellen Lösungen führte, müssten heute Fachgutachter eingeschaltet werden.

Das könnte Sie auch interessieren

„In Markdorf noch schlimmer als anderswo“

Sein Leid schilderte auch Hans-Peter Betz, Chef des Bauträgers Betz und Weber. „Mit der Bürokratie ist es schlimm, aber in Markdorf noch ein bisschen schlimmer.“ Dann schilderte Betz aus seiner Sicht, wie es zum Stillstand auf der Baustelle Ecke Hauptstraße/Biberacherhofstraße gekommen sei. „Weitergehen kann es dort eventuell im nächsten Frühjahr“, hofft er. Bis zur Fertigstellung bedürfe es dann noch zwölf bis 18 Monate.

Aus dem Publikum kam die Frage nach einem weiteren Projekt von Betz und Weber, dem denkmalgeschützten Heggbacher Hof. Dort ist ein Mehrfamilienhaus mit vier Wohneinheiten geplant. Das historische Hofgebäude aus dem 18. Jahrhundert wolle er aber erst dann sanieren, wenn sich das mit dem Neubau „querfinanzieren“ lasse, sagte Betz. Zuletzt waren die Neubaupläne jedoch am Einspruch des Gemeinderats gescheitert. Der hatte Betz und Weber die gewünschten Befreiungen vom Bebauungsplan verweigert.

Umweltgruppe-Fraktionschef Joachim Mutschler (stehend) verteidigt den Gemeinderat und die Stadtverwaltung.
Umweltgruppe-Fraktionschef Joachim Mutschler (stehend) verteidigt den Gemeinderat und die Stadtverwaltung. | Bild: Jörg Büsche

Umweltgruppe-Stadtrat Joachim Mutschler stellte sich vor Rat und Bauverwaltung: „Es gibt viele Bauanträge, die ohne größere Probleme durchgehen, die wollen aber auch nicht so viele Befreiungen von der Satzung.“ Von durchaus positiven Erfahrungen mit der Stadt berichtete hingegen Manuel Klaus, Geschäftsführer der Firma Klaus & Keck, die derzeit den Ex-Gasthof Adler umbaut.

Emotionale Debatte um den Heggbacher Hof

Nach neuerlicher Nachfrage schlugen die Wogen dann hoch. Auch wenn das nicht das Thema des Abends war, wurde aus dem Publikum erneut der Heggbacher Hof angesprochen, der immer mehr verfalle. Betz‘ Antwort: Er werde sich exakt an den Bebauungsplan halten. Und darin heiße es: „Der Heggbacher Hof soll dort nicht mehr stehen.“ Er deutete den Abriss an, der dem Baudenkmal drohe, wenn der Stillstand auf dem Areal über weitere Jahre fortdauere. SPD-Stadtrat Uwe Achilles trat dieser Darstellung entgegen, sie sei falsch. Clemens Rid zeigte sich fassungslos darüber, dass „eines der ältesten Häuser Markdorfs systematisch dem Verfall preisgegeben wird“. Und Mutschler ging Arnegger an, der Betz zu Wort kommen lasse, die andere Seite, also die Stadtverwaltung beziehungsweise das Baurechtsamt, aber nicht eingeladen habe.

Das könnte Sie auch interessieren

Beim Bauen muss alles schneller gehen

„Wir sollten darüber diskutieren, was geschehen muss, damit es in Markdorf mit dem Bauen schneller geht“, brachte Johann Haller, ein inzwischen in Überlingen lebender Markdorfer ein, die Debatte wieder zurück zum Thema des Abends. Karl-Heinz Breil aus Fitzenweiler schlug in Anbetracht der Wohnungsknappheit in der Stadt vor: „Jetzt sollten alle Protagonisten an einen Tisch, das Thema gemeinsam angehen und endlich etwas Positives schaffen.“

Nach jahrelangem Stillstand wurde nun die gelbe Hausruine in der Hauptstraße abgerissen. Weitergebaut werden kann das benachbarte Wohn- ...
Nach jahrelangem Stillstand wurde nun die gelbe Hausruine in der Hauptstraße abgerissen. Weitergebaut werden kann das benachbarte Wohn- und Geschäftshaus dennoch frühestens im Frühjahr nächsten Jahres. | Bild: Jörg Büsche

Arnegger will Antworten zum Bischofschloss

Eine positive Entwicklung wünscht sich auch Moderator Arnegger. Insbesondere fürs seit Jahren leer stehende Bischofschloss. „Lassen sich da drin Wohnungen errichten?“, fragte er die Unternehmer. Wohnungen seien dort „durchaus denkbar“, erklärte Betz: „Aber die würden dann relativ teuer werden.“ Sein Unternehmen habe bei der Stadt schon ein Interesse angemeldet, bisher aber noch keine Antwort erhalten.

Die Frage des Abends stellte FW-Stadtrat Jens Neumann: „Was ist überhaupt bezahlbarer Wohnraum?“ Bei durchschnittlichen Baukosten von 5000 Euro je Quadratmeter, so rechnete Betz vor, müsse eine Kaltmiete von rund 20 Euro pro Quadratmeter verlangt werden, damit die Rentabilität gewahrt sei.

Einig waren sich am Ende dann alle, dass am Geschosswohnungsbau kein Weg vorbeiführe. Aufstocken schlug Neumann dann auch für die Innenstadt vor. Manuel Klaus stimmte ihm zu: Dies könne ja auch ansprechend geschehen und Senioren aus ihren Einfamilienhäusern locken, die dann von jungen Familien bezogen werden könnten.