Es ist still geworden um den Lärmaktionsplan der Stadt. Zum letzten Mal damit befasst hatte sich der Gemeinderat Anfang Dezember vergangenen Jahres. Dort hatte der von der Stadt beauftragte Verkehrsplaner Wolfgang Wahl eine ganze Reihe weiterer möglicher Temporeduzierungen vorgestellt, bei denen die Fraktionen überwiegend Zustimmung signalisiert hatten.
Die Ideen gibt es schon seit Mitte 2022
Doch die Ideen sind schon viel älter: Bereits im Juni 2022 wurden im Gemeinderat die selben Vorschläge vorgelegt, anschließend gingen sie an Wahls Büro Rapp Trans in Freiburg zur Überprüfung. Damals hieß es, der Rat sollte noch im Laufe desselben Jahres dazu beschließen. Gedauert hat es aber dann doch bis Ende 2023.

Bis zum 12. Januar 2024 hatten die Bürger anschließend die Gelegenheit, während der Offenlage schriftliche Stellungnahmen einzureichen. Danach ging der Entwurf des Lärmaktionsplanes wieder zurück in die behördliche Bearbeitung. Seither wurden nun die Stellungnahmen ausgewertet und eingearbeitet, auch die der sogenannten Träger öffentlicher Belange, also andere Behörden und Verbände wie etwa der BUND.
Im November soll der Gemeinderat entscheiden
Ein knappes dreiviertel Jahr später soll es jetzt weitergehen: „Die Beschlussfassung zu der Fortschreibung des Lärmaktionsplanes ist für eine der beiden Novembersitzungen vorgesehen“, antwortet Bürgermeister Georg Riedmann auf Anfrage. Das wäre entweder am 5. November oder am 19. November. Dann sollen die Änderungsvorschläge mit den Stellungnahmen vorgestellt und diskutiert werden.
Ein dreiviertel Jahr ist eine lange Zeit. Wir stellen einige der angedachten Vorschläge nochmals vor und fahren dabei quer durch die Stadt von West nach Ost.

Tempo 30 entlang der gesamten Bahnlinie?
Los geht es in der Bernhardstraße, die von der B33 am Markdorfer Ortseingang Richtung Bildungszentrum abzweigt und ein beliebter Schleichweg für all jene ist, die die B33-Ortsdurchfahrt meiden wollen. Bernhard- und Ensisheimerstraße verlaufen parallel südlich der Bahnlinie. Für beide Straßen fasst der Entwurf durchgängig Tempo 30 ins Auge. Käme das, hätte sich die Endlos-Debatte um Tempo 50 oder Tempo 30 in der Nähe des Bildungszentrums endgültig erledigt.
Komplette Innenstadt verkehrsberuhigt?
An der Kreuzung Bernhard-/Ensisheimerstraße biegen wir ab in die Gutenbergstraße, überqueren die Bahnlinie und befinden uns nun in der Nordstadt. Umstellen müsste man sich künftig eventuell nicht mehr, denn auch für die Gutenbergstraße wird das 30er-Limit vorgeschlagen. Wird es umgesetzt, wäre der gesamte Innenstadtbereich nördlich und südlich der Bahnlinie verkehrsberuhigt – die Ravensburger Straße/B33 und die Haupt- und Ittendorfer Straße sind es jetzt schon.
Runter vom Gas könnte es auch im unteren Teil der Gehrenbergstraße heißen. Dort ist ebenfalls Tempo 30 vorgeschlagen. Keinen „Flickenteppich“ wünsche er sich, hatte Riedmann im Dezember 2023 zu Protokoll gegeben, ebenso Dietmar Bitzenhofer (Freie Wähler) und Martina Koners-Kannegießer (CDU). Den gäbe es aber dann immer noch, wenn man Bussenstraße und Weinsteig noch mit Tempo 50 befahren darf.

Mit Tempo 30 geht es dann auf alle Fälle wieder aus der Stadt heraus Richtung Ravensburg – denn das gilt jetzt schon. An der Esso-Tankstelle heißt es noch den Gasfuß zügeln, 50 Meter weiter kommt das Ortsende-Schild, zehn Meter weiter darf man auf 70 km/h beschleunigen. Das könnte in Zukunft ein kürzeres Vergnügen sein: Der Kreisverband des Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert ebenso wie andere Verbände Tempo 50 in Steibensteg. Bislang gilt dort Tempo 70, bis zum Ortseingang von Leimbach.

Tempo runter in den Teilorten?
In Hepbach soll Tempo 50 deutlich übers Ortsende Richtung Ravensburg hinaus beibehalten werden, jenseits der Bebauung. Das jedenfalls hatte sich der Ortschaftsrat Riedheim gewünscht.

Und in Stadel soll von 100 auf Tempo 70 reduziert werden. Darüber hatte es vor Jahren schon Diskussionen gegeben: Eltern hatten vehement Tempo 70 gefordert, weil ihre Kinder im Winterhalbjahr an der dunklen Busbucht stehen, während ein Meter von ihnen entfernt die Autos mit 100 Sachen vorbeirauschen. Im Landratsamt hatte man den Vorstoß jedoch abgeschmettert: Noch nichts passiert, also keine besondere Gefahrenstelle, hieß es seinerzeit lapidar.

Auch in Ittendorf sollen die Tempolimits ausgeweitet werden: Tempo 70 durchgängig von Wirrensegel bis zum Ortseingang schlägt der Larmaktionsplan nun vor, bislang gilt nach Wirrensegel wieder Tempo 100, außerdem die Ausweitung von Tempo 50 am südlichen Ortsende Richtung Meersburg.