Die Ende August begonnenen Pflasterabeiten in der Markdorfer Marktstraße schreiten in großen Schritten voran. Die Sanierung der schadhaft gewordenen Porhyr-Stein-Flächen könnte bereits im Laufe des Novembers zum Abschluss kommen. Noch nicht fertig sein wird dann jedoch das geplante Mobilitätsband, das Rollstuhl- und Rollatorfahrern künftig den barrierefreien Weg zwischen Untertor und Rathaus erlauben soll. Um den farbigen Asphalt des Bandes aufzutragen, braucht es höhere Temperaturen.
Ebenfalls noch etwas gedulden müssen sich die Markdorfer, bis ihr neuer Brunnen steht, der den alten, inzwischen wegen seiner Undichtigkeit demontierten Rathausbrunnen ersetzen soll – aber etwas weiter zur Kirchenmauer hin verschoben werden soll.
Brunnen mit Symbolwert
Der neue Brunnen besteht aus zwei unterschiedlich großen bronzenen Kugeln, die symbolisch für die beiden Partnerstädte Markdorf und Ensisheim stehen. David Fuchs, Geschäftsführer der Deggenhausener Metallatelier GmbH, gewann im Frühjahr den von der Stadt ausgeschriebenen Kunstwettbewerb zum Neubau der Brunnenanlage am Rathausplatz. Um die nun seit 50 Jahren bestehende deutsch-französische Städtepartnerschaft noch weiter zu betonen, dachte sich der Schöpfer des Brunnens aus Deggenhausen ein Wasserspiel aus: Aus den Bronzekugeln kommen einander zwei Wasserstrahlen entgegen. Den Wasserdruck beeinflussen die Bewegungen innerhalb des Erdmantelbereichs unterhalb von Markdorf und Ensisheim. Dafür aber muss die Steuerung der beiden jeweils durch eine gläserne Röhre geleiteten Wasserstrahlen die seismischen Informationen der für Markdorf beziehungsweise Ensisheim zuständigen Erdbebenstationen abfragen.

Zusammenarbeit mit Erdbebendiensten praktiziert Metall- und Objektkünstler David Fuchs auch schon bei einem anderen Projekt: Beim „Seismischen Brunnen“, den sein Atelier für eine Ausstellung der ETH Zürich entwickelt hat oder beim Wasserspiel „Aquaretum“ im See vor dem Zürcher Quartier Enge. Die Strahlen der imposanten Fontänen-Kuppel reagieren auf die seismischen Echtzeitinformationen aus der Erddecke.
Nach dem Baum kommt der Brunnen
Es ist ein zartes Singen. Hauchfein, wie von abertausend Zimbeln gespielt. Und es klingt alles ganz harmonisch, obgleich jede Melodie fehlt. Alles ist reiner Zufall. Denn die silbernen Klänge entstehen, wenn sich zwei kleine Dreiecke aus Metall berühren. Es sind viele, viele Hundert davon, allesamt gefertigt aus hochfestem Titan, hauchdünne Plättchen in leicht variierender Stärke, damit sie nicht alle in gleicher Weise gestimmt sind, sondern ein Obertonrauschen erzeugt, das dem akustischen Chaos von Wasserfällen oder von Blättern gleicht, die der Wind bewegt.

Vor zwei Wochen noch stand der vom Metallatelier gefertigte Klangbaum nach Entwürfen des kanadischen Künstlers David Rousseau noch vor der Montagehalle des Metallateliers. Vier Meter hoch ragte der Stamm aus 120 gebündelten, dann zu opulentem Astwerk gebogenen, schließlich in feines Gezweig auslaufenden Stahlrohren in den Himmel über Deggenhausen. David Fuchs hatte zahlreiche Gäste zum „Richtfest“ eingeladen. Darunter auch Anette Leue, die Marketingleiterin Promega GmbH, Tochtergesellschaft eines US-amerikanischen Bio-Technologie-Konzerns, vor deren Standort im oberrheinischen Walldorf die 1000 Titan-Zimbeln des Klangbaums demnächst ihr mikro-tonales Lied anstimmen werden.
Erster Testlauf im nächsten Frühjahr
„An dem Projekt haben wir zwei Jahre gearbeitet“, erklärte David Fuchs bei der Richtfestfeier. Nun heiße es, den stählernen Klangbaum wieder zu demontieren – und gut verpackt nach Walldorf zu bringen, um ihn dort auf dem Promega-Areal endgültig zu installieren. Und dann gehe die Arbeit am seismischen Partnerschafts-Brunnen für Markdorf richtig weiter.

Die Bronze-Bleche für die Brunnenkugeln werden erst in den nächsten Tagen geliefert, anschließend in Untersiggingen gelasert und dann im Deggenhauser Metallatelier zu Kugeln zusammengefügt. Im nächsten Frühjahr komme es dann zu einem ersten Testlauf des Brunnens auf einer provisorischen Hügellandschaft aus Schotter. Die beiden Markdorf und Ensisheim symbolisierenden Kugeln werden dann von einem Miniaturbachlauf umflossen – in einer rund zehn Meter langen und 2,60 Meter breiten „Hügellandschaft“ aus Pflastersteinen. „Sie bildet eine kleine Insel im Mobilitätsband, das links und rechts ums sie herumläuft“, erläutert David Fuchs. Das Mobilitätsband vor, rund um und hinter der Brunnen-Insel plant der Städteplaner und Landschaftsarchitekt Helmut Hornstein.