Sie werfen Eier. Eier aus Kunststoff, die fast so beliebt sind wie die Bonbons, die die Gruppe „The Länd Eggs“ aus Möggenweiler an die Kinder verteilt. Weiße Hühner, braune Hühner und ein Fuchs sowie der Bauer, der nicht mit auf dem Umzugswagen, sondern auf dem Moped fährt. Während die Henne auf dem Rücksitz bedrohlich mit dem Beil schwingt. Allen auf dem Zugweg ist sofort klar: Hier wird die baden-württembergische Landesregierung aufs Korn genommen. „Heut‘ muss offenbar alles auf Englisch sein“, erklärt Tobias Brutsch den Seitenhieb der Wagenbauer aus Möggenweiler.
Sie sticheln gegen die verunglückte Stuttgarter „The Länd“-Kampagne – frei nach dem Motto: Wir sprechen kein Hochdeutsch, dafür Englisch mit ausgeprägtem schwäbischem Akzent.
Bald Quotenmänner im Rathaus?
Noch wartet der Hühnerhof – es handelt sich offensichtlich um ein Freilandgehege – auf der Obertorstraße. Bis zwei Uhr, bis der Zug beginnt, sind es noch ein paar Minuten Zeit. Zeit genug, die letzten Zipfel am Kostüm zu sortieren, Masken und Perücken zurechtzurücken. Prachtvoll grüne Perücken tragen die „Frauen Power“-Power-Frauen aus der Stadtverwaltung auf dem Kopf.

Ihr Wagen parkt nur wenige Meter vom Hühnerstallwagen entfernt. Das Motto aus dem Rathaus lautet „Wir schaffen alle(s)“. Die Stadtgärtnerei leitet schon länger eine Frau. Aber nachdem nun auch Bau- und Hauptamt in weibliche Hände gegangen sind, sei es Zeit, an eine Bürgermeisterin zu denken. Heißt es – aus gut unterrichteter Quelle – von einer der Perückenträgerinnen auf dem Wagen der Stadt Markdorf.
Bilder vom Umzug und mehr
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Für Narrennachwuchs ist gesorgt
Birgit Beck staunt. „Das nimmt ja gar kein Ende mehr“, freut sich die Zunftmeisterin der Historischen Narrenzunft Markdorf. Natürlich ist der Fasnetszug in diesem Jahr recht stattlich. Er hat sogar eine ganz neue Gruppe. Erstmals fährt die Markdorfer Funkenmannschaft mit. Das sind die jungen Männer, die im Januar die geplünderten Christbäume abholen, um sie am Funkensonntag am Gehrenberghang als Funken zu verbrennen.
Die kleine Schützlinge der Markdorfer Erzieherinnen folgen als „Narrenkinder Markdorf kunterbunt“ der Narrenbolizei, den Herolden sowie dem Laundauer und dem Zunftwagen. Die Kinder geben ein Bild ab, das die zahlreichen Zuschauer am Zugweg begeistert. Auch Angela und Daniel Blust aus Hepbach genießen das bunte Spektakel: den Zirkus mit dem fast lebensgroßen Stoff-Elefanten, der Sohn Carlo so fasziniert.
„Die Stimmung hier in Markdorf ist einfach immer gut“, erklärt Angela Blust, „und es ist einfach immer etwas los. Zum Beispiel, wenn die ewig jungen Jungvermesser mit ihrem Schlepper vorbeituckern.
Etwa, wenn die Lumpenkapelle Kluftern losdröhnt oder wenn Hasle-Maale aus Stetten durch die Straßen springen, Mützen wegnehmen und jungen Frauen die Haare zausen.
Otto Gäng, Vizepräsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) und Ehrenzunftmeister in Markdorf, kann sich an all dem gar nicht sattsehen. „Ich find‘s einfach großartig“, freut er sich. „Wenn‘s goht, denn goht‘s“: Das Motto der diesjährigen Fasnet in Markdorf wird bestens bestätigt.