Die Autos fahren deutlich langsamer, die Fußgänger wirken entspannter und weniger gestresst. Nur die Fahrradfahrer sind oft nach wie vor mit Tempo und im Slalom unterwegs: Seit ziemlich genau zwei Monaten gibt es den neuen verkehrsberuhigten Bereich am Übergang zwischen der Hauptstraße und der Altstadt. Keine Stadtgraben-Rennbahn mehr, keine Ampeln. Stattdessen Zebrastreifen, einen mit Possehl-Belag farblich abgesetzten Straßenbereich am Latscheplatz und ein Kreisverkehr an der Stadthalle.

Verkehrsbehörde und Polizei waren bereits da
Am Übergang von der Einkaufsmeile in die Fußgängerzone ist seither die Entschleunigung eingekehrt. Diesen Eindruck gewinnt man, wenn man den Bereich regelmäßig frequentiert. Doch lässt sich der subjektive Eindruck auch mit objektiven Messungen bestätigen? Zahlen oder Umfrageergebnisse hat Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess noch keine, mit denen er dies belegen könnte. Doch auch er sagt klipp und klar: „Es wird viel langsamer gefahren als vorher.“ Mit anderen Rathausmitarbeitern ist er immer wieder vor Ort, auch Vertreter der Verkehrsbehörde im Landratsamt waren schon da und auch die Polizei hat sich ein Bild vor Ort gemacht.

Das fällt in Ravensburg nicht anders aus als in Markdorf. Sowohl beim Polizeiposten am Marktplatz sei man sehr zufrieden mit der umgestalteten Verkehrsordnung als auch beim Polizeipräsidium, sagt Sprecher Simon Göppert. Der für Verkehrsfragen in der Region zuständige Beamte beim Präsidium, Kai Bartoszek, habe zurückgemeldet: Keine besonderen Vorfälle seit der Verkehrsfreigabe Mitte Mai, aus verkehrspolizeilicher Sicht absolut unauffällig. Im Klartext: Der neu geordnete Bereich in der Innenstadt ist, bis heute jedenfalls, verkehrssicher.
Zebrastreifen sind breiter als die Norm
Dass dem so ist, liegt laut Hess an mehreren Gründen. Die richtige Entscheidung sei es etwa gewesen, die beiden Zebrastreifen am Latscheplatz breiter als genormt zu machen. Das sorge für ein starkes optisches Signal. „Grundsätzlich ist für die Autofahrer die Situation nun unklarer als vorher“, sagt Hess. Das wiederum sorge dafür, dass Fahrer automatisch den Fuß vom Gaspedal nehmen. Außerdem müsse der motorisierte Verkehr quasi ständig mit Fußgängerquerungen rechnen, auch das bremst ein. Vorbei sind die Zeiten, als man als Autofahrer noch darauf vertrauen konnte, dass die Fußgänger auch brav an ihrer roten Ampel warten würden.

„Erstens müssen die Autofahrer am neuen Kreisel ohnehin wieder abbremsen, zweitens fahren sie von vornherein jetzt aufmerksamer in den Bereich hinein“, sagt Hess: „Denn wenn man eine grüne Ampel hat, dann gibt man auch unweigerlich mehr Gas.“ Auch wenn er nicht aktiv Rückmeldungen aus der Bürgerschaft einsammle, sei sein Eindruck dennoch, dass vor allem die Fußgänger froh darüber seien, nicht mehr an der „Bettelampel“ warten zu müssen.

Altstadt und Neustadt sind jetzt besser verbunden
Nicht zuletzt sei mit der Neuordnung auch das seit langen Jahren gehegte Ziel, die Altstadt besser an die Neustadt anzubinden, zumindest zu einem guten Teil erreicht worden. „Bei uns im Rathaus ist die Bestandsaufnahme nach zwei Monaten rundweg positiv“, urteilt Hess.

Auch in der unteren Verkehrsbehörde im Landratsamt, das bei solchen straßenbaulichen Umgestaltungen den Hut auf hat, sieht man die Entwicklung der vergangenen beiden Monate sehr positiv. Durch die 30er-Zone habe man Fußgängerüberwege schaffen können, die insbesondere Schüler und eingeschränkte Personen deutlich besser schützen würden, als dies vor dem Umbau der Fall war, berichtet Pressereferent Lars Gäbler über die Einschätzung seiner Behörde. Und: „Durch die neuen Fußgängerüberwege hat sich nach unserer Einschätzung zudem der Verkehrsfluss verbessert, da das Überqueren gebündelt wird“, schreibt Gäbler.