Im Kreuzungsbereich der Straßen Am Stadtgraben und Hauptstraße hat verkehrstechnisch betrachtet eine neue Zeitrechnung begonnen: eine ohne jegliche Ampeln. Seit ein paar Tagen sollen dort – in der mit dem ockerfarbenen Belag ausgestatteten Zone – alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt unterwegs sein können. Egal ob Fußgänger, Rad- oder Autofahrer. Es gibt zwei beschilderte Zebrastreifen. Den einen über die Hauptstraße beim Gasthof Krone, den anderen über die Straße Am Stadtgraben zwischen Latscheplatz und Buchhandlung.
Donnerstag ist im Städtchen Markttag. Und erfahrungsgemäß sind an solchen Vormittagen mehr Menschen zu Fuß, per Fahrrad oder Auto unterwegs als sonst unter der Woche. Könnte das zum Stresstest für die Verkehrsteilnehmer werden, weil die neue Verkehrssituation noch gewöhnungsbedürftig ist? Einen Eindruck vom Geschehen im Kreuzungsbereich liefert ein Video. Aufgenommen am Markttag von 10.15 bis 12.15 Uhr – denn innerhalb dieses Zeitraums dürften die meisten Leute unterwegs gewesen sein. Die Aufnahme ist gerafft und dauert rund eine Minute.
Das Geschehen wirkt so, als ob Fußgänger, Rad- und Autofahrer ganz gut miteinander klar – und aneinander vorbeikommen.

Die Markdorferin Ines Velten ist nach eigenem Bekunden viel zu Fuß im Städtchen unterwegs. Nach ihren Erfahrungen und Eindrücken im Kreuzungsbereich Am Stadtgraben/Hauptstraße gefragt, sagt sie: „Ich überquere die Straßen dort regelmäßig – und fühle mit sicher. Aber ich fände es nicht richtig, wenn Fußgänger Autos unnötig zum Halten zwingen. Ich finde die Reglung gut so. Jetzt ist klar, dass jeder Verkehrsteilnehmer Acht geben muss.“

Fast schon überschwänglich lobt der Markdorfer Manfred Weiss die neuen Gegebenheiten. „Ich bin so was von begeistert, wie gut das jetzt läuft.“ Denn nun bestehe nicht mehr die Gefahr wie zuvor, dass ihm als Autofahrer im Bereich Am Stadtgraben/Bussenstraße die Vorfahrt genommen wird. Schmunzelnd ergänzt er: Nachdem die Ampelanlagen abgebaut worden sind, gebe es eigentlich keine Wartezeiten mehr. Oft sei man mit dem Auto vor Rot zeigender Ampel gestanden – auch wenn gerade niemand im Kreuzungsbereich unterwegs gewesen sei.
Auch Helmut Mallener, Markdorf, klingt zufrieden. Zuvor, als es noch die abknickende Vorfahrt auf den Straßen Am Stadtgraben/Bussenstraße gab, hat Mallener nach eigenem Bekunden häufig beobachtet und erlebt, dass viele Verkehrsteilnehmer nicht den Blinker setzten, wenn sie das sollten. Wenn er dann aus nördlicher Richtung der Straße Am Stadtgraben ankam, habe er im Zweifel auf Höhe der Stadthalle lieber gestoppt und gewartet, um mögliche Gefahrensituationen zu vermeiden. „Das fällt jetzt weg, weil des den Kreisverkehr bei der Stadthalle gibt“, sagt Mallener, „und weil klar ist: Wer im Kreisel fährt, hat Vorfahrt“. Auch als Fußgänger könne er für den Bereich Am Stadtgraben/Hauptstraße sagen „es funktioniert gut. Auch, weil es den Zebrastreifen zwischen Latscheplatz und Buchhandlung gibt“.
So gut wie kein Hupen mehr
Und noch etwas fällt auf. Im Kreuzungsbereich hört man kein Hupen mehr. Jedenfalls nicht jenes Hupen, das bisher zu hören war, wenn Autofahrer in der Hauptstraße vor der Rot zeigenden Ampel standen und nach dem Dafürhalten von nachfolgenden Fahrern bei Grün nicht schnell genug starteten.