Nach zwei Olympiasiegern, dem Läufer Dieter Baumann vor zwei Jahren und der Skirennläuferin Hilde Gerg im Vorjahr, war dieses Jahr passend dazu nun eine Sportreporter-Legende eingeladen: Werner Hansch sprach als Ehrengast beim Bürgerempfang in der Stadthalle. Wie bereits Hilde Gerg und Dieter Baumann sollte auch er nicht nur von seinen herausragenden Leistungen berichten, davon, wie er zu seiner Berühmtheit gekommen ist. Hansch war auch gebeten, über seine ganz persönlichen Rückschläge zu erzählen. „Einmal Hölle und zurück“ lautete dann auch das Motto seines Vortrags, wie sein gleichnamiges Buch mit dem Untertitel „Mein brutaler Abstieg in die Spielsucht“.
Riedmann: „Ihr seid das Rückgrat der Gemeinschaft“
Doch die Stadt lädt nicht in erster Linie ein, um ihren Bürgern beispielhafte Geschichten von Höhenflügen und Abstürzen, von bewegenden Schicksalen erzählen zu lassen. Eigentliches Anliegen des Bürgerempfangs ist der Wunsch, Menschen zu ehren, die sich durch besondere Leistungen hervorgetan haben: im Sport, in der Kultur oder im Ehrenamt.

„Uns ist es wichtig, dass wir zeigen, Ihr seid das Rückgrat unserer Gemeinschaft und wir sehen euch“, wandte sich Bürgermeister Georg Riedmann an die Gäste in der voll besetzten Stadthalle wie auch an die zu Ehrenden. Jene, die zum Beispiel im Verein trainieren, weniger „um des eigenen Erfolges willen, sondern auch wegen des Miteinanders“, so Riedmann.
Ein Beispiel für solchen Gemeinschaftssinn ist etwa Berthold Pfluger, der 60 Jahre lang im Ittendorfer Musikverein mitgespielt hat, sich überdies im Vorstand engagierte, „und für jeden Spaß und jede Geselligkeit zu haben ist“. Weitere Beispiele sind die Kunstturner Sascha Garni und Johannes Osse, die zusammen mit zwei weiteren Teamkameraden schon mehrfach den Meistertitel in der Oberliga gewonnen haben. Titel ergatterten auch Schüler des Markdorfer Gymnasiums. Ihre Teams siegten im vergangenen Jahr bei den Europameisterschaften im Robo-Cup, der Meisterschaft für Fußball-Roboter.

Hansch zeigt sich beeindruckt
Hansch zeigte sich beeindruckt. Vom Einsatz der Geehrten, gleich ob es sich dabei um Musiker, Sportler oder sozial Engagierte handelte. „Verdammt nochmal!“, sei es ihm durch den Kopf gegangen, als er die Ehrungen verfolgte, begann Hansch seinen Vortrag. Gerade bei den Schülern mit ihren selbst konstruierten Fußball-Robotern habe er sich gefragt: „Was hättest du nicht alles besser machen können, wenn die Umstände anders gewesen wären?“
Dann folgten Schlaglichter auf die entscheidenden Stationen seiner Berufslaufbahn. Hansch schilderte, wie er vom Trabrenn-Kommentator zum Stadionsprecher des FC Schalke 04 wurde. „Obwohl ich keine Ahnung von Fußball hatte.“ Wenn Hansch die Namen erwähnt, die Maiers, Müllers, Breitners, Beckenbauers, dann blitzt im Saal auf vielen Gesichtern seliges Lächeln auf. Und wenn er mit sonorer Stimme und in leichtem Ruhrpott-Slang Spielzüge schildert und die Stadthalle in Stadion-Atmosphäre taucht, bekommen auch Nicht-Fußballfans eine Ahnung von der Faszination dieses Sports.
Schonungslos berichtet er über seine Spielsucht
Umso ernüchternder ist der schonungslose Bericht über das Versinken eines Star-Reporters in Spielsucht und Schulden: Hansch verlor Unsummen bei Pferdewetten. Mit brechender Stimme erzählt er, wie ihn seine Partnerin verließ. Es war ein Freund, der ihm den Weg aus der Misere wies – zu einer Therapie und in eine Selbsthilfegruppe.
Als Hansch seinen Absturz vor fünf Jahren in einer TV-Sendung schilderte, sah das auch der Markdorfer Rechtsanwalt Marc Ellerbrock. Heute sind Hansch und Ellerbrock Partner in dem von ihnen gegründeten Unternehmen, das Spielern dabei hilft, ihre Online-Glücksspielschulden zurückzubekommen.