„Sie bekommen die Ware, wir wissen nur nicht wann.“ An diese Aussage ihres Öllieferanten erinnert sich Julia Boßhart noch gut. „Da muss man entspannt bleiben“, sagt die Gastronomin, die gemeinsam mit ihrer Schwester Carina Steimle das Landgasthof Linde in Hepbach betreibt. Bislang hätten sie aber alle bestellte Ware bekommen, auch wenn Öl und Mehl gerade sehr beliebt seien – und Pommes stehen weiterhin auf der Speisekarte.

Landgasthof Linde: Preise auf das gesamte Sortiment erhöht

„Wir haben einen guten Warenbestand und schauen, was an Produkten da ist“, sagt Julia Boßhart. Erhöhungen haben die beiden Frauen bereits auf das ganze Sortiment umgesetzt, da die erhöhten Preise fast jedes Produkt betreffen. Der Mittagstisch kostet beispielsweise statt 8,50 nun 9 Euro. „Wir werden weiterhin anpassen müssen“, sagt Boßhart.

Einige Lieferanten hätten ihren Mindestbestellwert erhöht, andere verlangen einen Dieselaufschlag, Bestellungen für bestimmte Produkte wurden reglementiert. Die Preissteigerungen hätten sich lange abgezeichnet, die Preise für Öl und Mehl seien allerdings „durch die Decke“ gegangen, so Boßhart. So konnten sie bei einem Lieferanten nur zehn Kilogramm Mehl für die ganze Woche bestellen – „das brauchen wir sonntags nur für Spätzle“.

Julia Boßhart mit Sohn Jakob und Carina Steimle vom Landgasthof Linde in Hepbach haben ihre Preise erhöht. „Wir müssen ...
Julia Boßhart mit Sohn Jakob und Carina Steimle vom Landgasthof Linde in Hepbach haben ihre Preise erhöht. „Wir müssen wirtschaftlich blieben“, so Boßhart. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Gäste reagieren mit Verständnis und Humor

Wie reagieren die Gäste? „Die meisten verstehen das und versuchen es mit Humor zu nehmen“, berichtet Julia Boßhart. Vor allem über den Bestand von Pommes sei in letzter Zeit immer wieder gescherzt worden. „Aber die Gäste merken, dass wir lieben, was wir tun – und unterstützen uns.“ Die Schwestern setzen schon seit vielen Jahren auf regionale Anbieter und möchten das weiter ausbauen.

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Gasthaus Krone: Lager noch gut mit Speiseöl gefüllt

Rund 100 Liter Speiseöl lagern im Gasthaus Krone in Markdorf. „Ein Versorgungsengpass besteht bei uns also nicht“, sagt Pächter Roland Döring. Allerdings wisse er nicht, wie es weitergehe, wenn dies aufgebraucht sei. Dass die Preise angestiegen sind, findet der Gastronom richtig – auch wenn die Erhöhung „deftig“ sei. Die Preise seien bislang zu niedrig gewesen und für gute Lebensmittel könne man entsprechend mehr ausgeben, findet Döring.

Roland Döring, Pächter des Gasthauses Krone in Markdorf, ärgert sich nicht über die angezogenen Preise: „Es kommt, wie es ...
Roland Döring, Pächter des Gasthauses Krone in Markdorf, ärgert sich nicht über die angezogenen Preise: „Es kommt, wie es kommt.“ | Bild: Nosswitz, Stefanie

Roland Döring arbeitet mit einer Standard- und einer Tageskarte. Vor allem bei letzterer rechnet er mit Preiserhöhungen, je nachdem was er einkauft. Noch seien zum Beispiel die Spargelpreise sehr hoch und beim Fleisch wurde kräftig angezogen. Beim Spanferkel lag der Kilo-Preis laut dem Wirt im vergangenen Jahr zwischen 8 und 10 Euro, aktuell seien es zwischen 16 und 18 Euro, ein Kilogramm Rinderbug lag ebenfalls zwischen 8 und 10 Euro, derzeit bei rund 15 Euro. Auch das Bier sei teurer geworden.

Berggasthof Höchsten: Erhöhungen nicht mehr auffangbar

Für Hans-Peter Kleemann vom Berggasthof Höchsten kommen die Preissteigerungen nicht überraschend. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Lieferanten angekündigt, die Preise zwischen acht und 15 Prozent zu erhöhen. Bislang hatte Kleemann versucht, dies durch eine gute Mischkalkulation aufzufangen und die Steigerungen nicht an die Gäste weiterzugeben. „Dies ist nun aber nicht mehr möglich“, sagt Kleemann. Nach einer Erhöhung zum 1. März wurden bereits die nächsten Erhöhungen seitens einiger Lieferanten angekündigt.

Laut Kleemann werden im Berggasthof pro Woche 40 bis 60 Liter deutsches Rapsöl verbraucht. Der Preis hat sich von 1,30 Euro auf aktuell 2,60 Euro je Liter verdoppelt. Beim Mehl werden zwischen 100 bis 150 Kilogramm pro Woche benötigt. Der Preis ist hier von 60 auf 70 Euro je 100 Kilogramm gestiegen.

Höchsten-Wirt Hans-Peter Kleemann zeigt den Vorrat an Mehl im Lager des Berggasthofes.
Höchsten-Wirt Hans-Peter Kleemann zeigt den Vorrat an Mehl im Lager des Berggasthofes. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Reglementierung beim Fritteusen-Öl

Hatte Hans-Peter Kleemann vor dem Ukraine-Krieg beim Fritteusen-Öl noch eine ganze Palette bestellen können, sei dies durch eine Reglementierung nicht mehr möglich. Kleemann hat nun ein Gerät gekauft, dass das Öl in der Fritteuse noch mal filtert und es so länger haltbar macht. Nicht nur beim Mehl, bei allen Getreideprodukten seien die Preise deutlich nach oben gegangen, berichtet der Wirt, der mit weiteren Steigerungen im Herbst rechnet.

Karolina Harsch, Koch-Auszubildende im ersten Lehrjahr im Berggasthof Höchsten, bereitet mit Frittieröl Röstzwiebeln zu.
Karolina Harsch, Koch-Auszubildende im ersten Lehrjahr im Berggasthof Höchsten, bereitet mit Frittieröl Röstzwiebeln zu. | Bild: Nosswitz, Stefanie
Spätzle sind bei den Gästen des Berggasthofes Höchsten besonders beliebt. Für die Zubereitung wird Mehl benötigt.
Spätzle sind bei den Gästen des Berggasthofes Höchsten besonders beliebt. Für die Zubereitung wird Mehl benötigt. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Hans-Peter Kleemann muss nicht nur für Lebensmittel mehr bezahlen, die Energie- und Personalkosten sind ebenfalls gestiegen. „Für den Mindestlohn arbeitet bei uns nicht mal mehr ein Schüler“, sagt der Wirt, der für 72 Mitarbeiter zuständig ist und diese gerecht bezahlen möchte. Während die Gäste meist abends und am Wochenende essen gehen möchte, braucht Kleemann zu diesen Zeiten Personal – für sonntags und abends ab 20 Uhr zahlt er Zuschläge.

Nach der Corona-Pandemie mit all seinen negativen Auswirkungen habe das Team gehofft, durchatmen zu können. Nun stehen sie vor der nächsten Herausforderung. „Ohne gesunden Optimismus kann man das nicht überstehen“, bleibt Hans-Peter Kleemann, der seit 40 Jahren in der Gastronomie arbeitet, zuversichtlich.

20 Cent mehr für Portion Pommes und Spätzle

Auch wenn der Höchsten-Wirt versucht habe, die Gäste davon wenig spüren zu lassen, eine Preiserhöhung sei nicht zu vermeiden gewesen. So eine Portion Pommes und Spätzle laut Kleemann „moderat“ um 20 Cent erhöht, 0,5 Liter Bier von 3,90 auf 4,20 Euro, Schnitzel mit Beilage von 13,90 auf 14,90 Euro, der Zwiebelrostbraten liegt zwischen 20 und 25 Euro. „Interessanterweise laufen hochwertige Gerichte gerade besser“, berichtet der Wirt. Er hofft, dass die Wertschätzung für Lebensmittel und die Gastronomie, die in seinen Augen in Deutschland bislang zu gering gewesen sei, steige.

Landgasthof Zollerstuben: Gaststätte ist wieder gut besucht

Ebenfalls die Preise erhöht hat Natalie Kraus-Litzki von den Zollerstuben in Bermatingen – allerdings schon vor einigen Wochen mit der Einführung der neuen Speisekarte. Die Wirtin versucht, in der aktuellen Situation ruhig zu bleiben und es eher zu genießen, dass die Gaststätte nach der Corona-Pandemie wieder gut besucht ist. „Sobald die Sonne rauskommt, ist die Terrasse voll und Ostern lief sehr gut“, sagt Kraus-Litzki.

Natalie Kraus-Litzki vom Landgasthaus Zollerstuben in Bermatingen hat ihre Preise bereits leicht angepasst, unter anderem wurde das Bier ...
Natalie Kraus-Litzki vom Landgasthaus Zollerstuben in Bermatingen hat ihre Preise bereits leicht angepasst, unter anderem wurde das Bier teurer. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Seit sie das Restaurant vor fünf Jahren von ihren Eltern übernommen hat, hat sie die Preise kaum erhöht. „Nun habe ich aufgeschlagen, aber das haben die Gäste auch ohne Beschwerden akzeptiert.“ 95 Prozent der Ware, die sie bestellt, bekommt sie geliefert und spricht ihren Lieferanten dafür ein großes Lob aus. Gedanken macht sie sich eher über die Energiepreise, der monatliche Abschlag für Gas sei um ein Drittel erhöht worden.

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