Sie trägt den Markdorfer Narrenruf "NARRI NARRO" in bunten Großbuchstaben auf den Hosenbeinen und einen Strohhut, unter dem gehobelte Holzlocken frech hervorstehen: Die Markdorfer Fasnetpuppe, die in der Nacht zum Aschermittwoch verbrannt werden wird, ist dieses Mal eine ganz andere.

Warum? Weil sie von vier Kindern und Jugendlichen der Historischen Narrenzunft Markdorf hergestellt worden ist: Lena Reiner, Franziska Rick, Verena Rick und Leon Blaschke haben sich dafür an einem Nachmittag Zeit genommen und gemeinsam im Zunfthaus Obertor gewerkelt.
Erwachsene bastelten Probepuppe
Auslöser hierfür war, dass sich zum Ende der Fasnet 2018 die letzte Fasnetpuppe aus der Produktionsserie des einstigen, verstorbenen Zunftrats Hans "Wusele" Brutsch bestimmungsgemäß in Feuer und Rauch auflöste. Also musste diese Aufgabe anderweitig vergeben und erledigt werden.
Einladung an junge Zunftmitglieder
Alsbald kam in der Zunft die Idee auf, solche Puppen könnten doch in der "Arbeitsgemeinschaft Kinder und Jugend" hergestellt werden. "Wir Erwachsenen haben eine Probepuppe gebastelt, um eine Idee von der ganzen Angelegenheit zu bekommen", erzählt Sabrina Gürtler. Dann ist innerhalb der Zunft per E-Mail und Whatsapp die "Einladung zur Herstellung einer Fasnetpuppe" an alle Kinder und Jugendlichen ab zehn Jahren raus.

Vierergruppe macht sich ans Werk
Schnell haben sich Lena Reiner, Franziska und Verena Rick sowie Leon Blaschke zum Mitmachen entschieden: "Ich hab' Leon angeschrieben, weil ich nicht alleine hin wollte", erzählt Verena Rick. Schwester Franziska Rick muss Verenas Gedächtnis auf die Sprünge helfen: "Eigentlich habe ich zuerst Verena überredet, dass sie mitmacht." Und schon lachen alle vier Fasnetpuppen-Bastler los. Weil sie sich gut verstehen und es deswegen immer recht lustig zugeht. Für Lena Reiner war das Mitmachen eh klar, weil sie schon beim Probebasteln dabei gewesen ist.

Konkrete Vorstellungen umgesetzt
Es ist aber nicht einfach irgendwie drauflos gewerkelt worden. Zu viert haben sich Lena, Franziska, Verena und Leon Gedanken gemacht, wie die Fasnetpuppe aussehen und wie sie ausgestattet sein soll: Beispielsweise ist auf einem der Handschuhe ein Ring aufgemalt, weil die Puppe mit der Fasnet verheiratet ist.

Eine aufgemalte Armbanduhr symbolisiert, dass die Fasnet auf einen Zeitraum beschränkt ist. Die Uhrzeit kurz von Zwölf zeigt an, dass die Fasnetpuppe nach alter Tradition in der Nacht zum Aschermittwoch um Mitternacht verbrannt wird. "Ich hatte dann noch die Idee, ein Herz aufzumalen – weil Narren das Herz am rechten Fleck haben", erzählt Leon Blaschke.

Knöpfe aus Pappscheiben und Wollfäden
Lena Reiner hat beispielsweise Knöpfe gebastelt. Dazu hat sie Scheiben aus Pappe und bunte Wollfäden verwendet: Die Wollfäden so lange dicht an dicht wickeln, bis von den Pappscheiben nichts mehr zu sehen ist. Drei solcher Wollknöpfe hat die Zwölfjährige gebastelt. Und beim Bemalen der Puppe geholfen.

Freude am gemeinsamen Werkeln
Was beim Basteln am meisten Freude bereitet hat? "Das Anmalen hat mit am meisten Spaß gemacht. Ich mache auf alle Fälle wieder mit, weil's lustig war", erzählt Lena Reiner. Franziska Rick ergänzt: "Auch mir hat das Anmalen am meisten Spaß gemacht. Wir haben's immer lustig, weil wir uns gut verstehen."

Schwester Verena Rick sagt: "Generell hat mir das gemeinsame Basteln Spaß gemacht. Toll war's zu sehen, wie aus einem einfachen Jutesack die Fasnetpuppe wurde." Ähnlich Leon Blaschke: "Ich fand's lustig, zu sehen, was aus einer Strumpfhose, aus einem Jutesack und aus einem Strohhut geworden ist."
Das Material
Das ist für die erste von Kindern der Historischen Narrenzunft Markdorf hergestelle Fasnetpuppe verwendet worden: ein Jutesack, eine Strumpfhose, ein paar weiße Baumwollhandschuhe, ein Strohhut, gehobelte Holzlocken, rund 100 Liter Holzspäne und Sägemehl, Wollfäden für den Gürtel und Knöpfe, Malfarben, Nähutensilien.