Schunkeln, bis die Hähne krähen? Von wegen! Am Fasnetsdienschtig kann das nur ein Versprechen für die nächste Saison sein. Denn am Fasnetsdienschtig ist um Mitternacht Schluss mit lustig. Dann herrschen die Diktate der Fastenzeit. Kein buntes Treiben mehr – weder im Saal noch auf der Straße. Aber zuvor gibt es noch das Dreckkübelgschwätz.

Von Marien und gelben Fassaden

Den Anfang macht der Pfarrer. Hund heißt er, Ulrich Hund. Im Hundefell steigt er in die Bütt. Er spricht von dort, wo Hunde draußen bleiben müssen, von der Schutzmantelkapelle, dem Seitenschiff der Markdorfer Hauptkirche. Dort gebe es gleich zwei Madonnen. Was Hund auf weibliche Kleider-Sorgen bringt – und auf den neuen Modetempel für Hunde in der Hauptstraße.

Stadtpfarrer Ulrich Hund weiß einiges aus dem Städtchen zu erzählen.
Stadtpfarrer Ulrich Hund weiß einiges aus dem Städtchen zu erzählen. | Bild: Andreas Lang

„Wer kann das Baurechtsamt denn noch verstehen“, singt der Pfarrer dann mit herzzerreißender Inbrunst. So sehr vermisse er das abgerissene „gelbe Haus“, das „durfte nie geschehen“. Fort, fort sei‘s leuchtende Gelb. Die Welt liege im Dunkeln – in Markdorf und überhaupt. „Machtmenschen spielen mit unserer Sicherheit – die Welt ist verrückt.“ Eigentlich nicht zum Lachen, doch: „Zum Glück gibt es die Narretei, die uns auf andere Gedanken bringt“, so der Trost des Pfarrers.

Schunkeln, bis die Hähe krähen – jedenfalls fast. Links FDP-Landtagsabgeordneter Klaus Hoher.
Schunkeln, bis die Hähe krähen – jedenfalls fast. Links FDP-Landtagsabgeordneter Klaus Hoher. | Bild: Jörg Büsche

Abgesang auf die Stadthalle

Annika Rössler, Nicola Benz und Cornelia Rick sind die Stadt-, die Land- und die Kirchenmaus. Und aus Maus-Perspektive schauen sie auf das in Markdorf grassierende Sparvirus. „Kein Goldrand mehr – das schöne Geschirr muss weg“, schluchzt die Stadtmaus, mindestens so herzergreifend wie zuvor der Pfarrer. Die Kirchenmaus klagt über die defekte Elektrik und die im Winter grausige Kälte in der Spitalkirche. Auch die gehöre der Stadt beziehungsweise dem Spitalfonds. Auch die sei marode – so wie die Stadthalle. „Ein Patient, der eigentlich schon tot ist.“ Und damit der fest versprochene, überdies schon geplante neue Brunnen in der Marktstraße keine völlige Totgeburt wird, bringen sich die drei Mäuse ins (Wasser-)Spiel: als Gymnastikball hüpfende Brunnenfiguren.

Annika Rössler, Nicola Benz und Cornelia Rick (von links) sind die Stadt-, die Land- und die Kirchenmaus.
Annika Rössler, Nicola Benz und Cornelia Rick (von links) sind die Stadt-, die Land- und die Kirchenmaus. | Bild: Andreas Lang
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Likör gegen jedes Malheur

„Wo Ärzte sind perplex“, beginnt der Leitspruch der weisen Frau aus dem Gehau, Manuela Boll, „wer hilft sofort? Die Kräuterhex‘!“ Ihr Rezept gegen den in der Stadt herrschenden Baustellen-Wildwuchs heißt Beschleunigung beziehungsweise: „Die Bauarbeiter durch Kraft-Elixiere auf Trab bringen.“ Gegen anderes, etwa üble Wahlergebnisse, würden indes nur beruhigende Kräutlein helfen – und positives Denken.

Kräuterhexe Manuela Boll hat Heilkräuter für alles und steckt mit ihrem Lachen die Besucher an.
Kräuterhexe Manuela Boll hat Heilkräuter für alles und steckt mit ihrem Lachen die Besucher an. | Bild: Andreas Lang

Von Steuern bis Reinheitsgebot

Ob sich Positives überhaupt noch denken lässt, könnte bezweifeln, wer Rosi Altstädters Büttenbeitrag hört. Sie berichtet von jüngst erhobenen Steuerauflagen. Etwa auf gespendete Second-Hand-Kleidung, die doch wohlfeilst verkauft wird. „Despoten gehören verboten“, sagt Altstädter außerdem, um kurz darauf von schmutzigen Geschäften und ebenso schmutziger Politik aufs Reinheitsgebot zu kommen: „Nun was Fröhliches, was fällt euch zu Bier ein?“

Musikantin Rosi Altstädter macht ihrem Ärger über Stadt und Politik Luft.
Musikantin Rosi Altstädter macht ihrem Ärger über Stadt und Politik Luft. | Bild: Andreas Lang
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Tusch, Tusch, Tusch

Folker Schehlmann, der „Folker mit F“, gibt sich kritisch. Dass Zunftmeisterin Birgit Beck zuerst Bürgermeister Georg Riedmann und dann erst dessen Frau Christiane Riedmann begrüßt habe, betrachtet er als bösen Schnitzer. Sei der Schultes doch während der Fasnet bar seines Amtes, seine Frau hingegen zeige sich überaus umtriebig während der tollen Tage. Ihr gebühre die Ehre.

Folker Schehlmann versteht sich im Kübel als charmanter Schmeichler und Frauenverteidiger.
Folker Schehlmann versteht sich im Kübel als charmanter Schmeichler und Frauenverteidiger. | Bild: Andreas Lang

„Ist das noch Kunst oder kann das schon weg“, kommt auch Schehlmann aufs Brunnenprojekt in der Marktstraße zu sprechen. Sein konstruktiver Vorschlag zum wackelnden Vorhaben: „Ein Narrenbrunnen von der Zunft, das wäre etwas mit Vernunft.“ Vom Publikum gibt es reichlich Beifall. Und Zunftkapellendirigent Thomas Benz spendiert gleich einen dreifachen Tusch.

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Keine Gnade für Merz

Monsieur Christians Anmerkungen zur deutschen Politik finden weniger Anklang. Für „Friedrich Merz zeigt sich als Mini-Trump“ gibt es kaum Applaus. Schon mehr Lacher folgen auf den Bütten-Blick auf Karl Lauterbachs Do-it-yourself-Medizin-Vorschläge aus Monsieur Christians Mund. Doch als er den Zunft-Liederabend im Gasthaus „Krone“ lobt, klingt das Klatschen sehr viel versöhnlicher als nach den Spitzen gegen Lindners FDP oder die Weidel-AfD.

Christian Amann versteht in seiner Figur als Franzose die Weltpolitik nicht mehr.
Christian Amann versteht in seiner Figur als Franzose die Weltpolitik nicht mehr. | Bild: Andreas Lang

Der Dekan kommt wieder

Nachgerade tobend wird der Beifall dagegen beim Auftritt von Peter Nicola, dem katholischen Dekan aus Salem. „Pessimismus ist der einzige Mist, auf dem nichts wächst“, stellte er klar, bevor er vor den eigenen Kirchenportalen kehrt. Zwistigkeiten im Ordinariat. Dort, wo es kein Liebe gebe, nichts Hand und Fuß habe und alles sehr, sehr viel Zeit brauche. Deftiger Witz würzt seinen Vortrag. Die Kirchenentwicklung 2030 nimmt Nicola aufs Korn. Und schließlich gibt er das Versprechen, dem Markdorfer Dreckkübel erhalten zu bleiben. Selbst, wenn die Reform ihn demnächst nach Bad Säckingen verschlage.

Dekan Peter Nicola verspricht, dem Markdorfer Dreckkübel trotz Versetzung treu zu bleiben.
Dekan Peter Nicola verspricht, dem Markdorfer Dreckkübel trotz Versetzung treu zu bleiben. | Bild: Andreas Lang

Und wieder die Stadthalle

Nachdem Nicola Trump mit Gott ins Gespräch gebracht hat, gibt sich Susanne Schwaderer, als Freiheitsstatue verkleidet, gänzlich fassungslos ob des Trump‘schen Treibens. „Crazy Donald und der gottgleiche Elon“ seien kaum noch zu toppen – allenfalls von ihren „irren Fans bei uns: den Blauen“. Ihnen kündigt Markdorfs Lady Liberty „noch ihr blaues Wunder“ an, würden sie weiter „den blauen Rattenfängern folgen“. „Zum Schämen“ findet auch die Freiheitsstatue die marode Stadthalle. Und wem ist das ihr zufolge zu verdanken? „Dem Georg, unserem Sparkönig“ ohne Goldrand.

Susanne Schwaderer hat als Lady Liberty ihre ganz eigenen Ansichten zu den Bundestagswahlergebnissen.
Susanne Schwaderer hat als Lady Liberty ihre ganz eigenen Ansichten zu den Bundestagswahlergebnissen. | Bild: Andreas Lang
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Alte-Frauen braucht das Land

Unser Süder, Fritz Löffler, hält es mit den Damen. Mit den älteren, die die Kunst der konzilianten, versöhnlichen Kommunikation beherrschen und Toxisches bei ihrem männlichen Gegenüber homöopathisch verdünnen. Des Süders Botschaft ist vor allem: mehr Freude, mehr Entscheidungsfreudigkeit. Das bewahre vor schlechter Stimmung.

Fritz Löffler hat seine ganz eigene Art, Sachlagen zu erklären.
Fritz Löffler hat seine ganz eigene Art, Sachlagen zu erklären. | Bild: Andreas Lang

Vom Marsch durch die Institutionen

Keck geben sich die Jungvermesser Jens Neumann und Clemens Scheidweiler. Sie nehmen den Bürgermeister aufs Korn und Otto Gäng, den gewesenen Vizepräsidenten der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte. Der eine habe dünne, der andere kurze Beine. Diesen habe sein Ehrgeiz bis hoch in den Narren-Olymp getragen, jener sei nun überglücklich „über seinen rundum erneuerten Klinkerbau“: das sanierte Rathaus, das den verpassten Einzug ins Bischofschloss verschmerzen lasse.

Clemens Scheidweiler (links) und Jens Neumann erklären dem Publikum, warum der Vermessungstrupp so wichtig ist.
Clemens Scheidweiler (links) und Jens Neumann erklären dem Publikum, warum der Vermessungstrupp so wichtig ist. | Bild: Andreas Lang
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Die beiden Vermessungstruppler geben dem Schultes den Rat mit auf den Weg, sich mit dem Bauträger Betz und Weber zusammenzuraufen, auf dass der seinem Verfall entgegen schauende Heggbacher Hof endlich gerettet werden könne. Am Schluss loben die beiden sich und ihren Trupp selbst. Man engagiere sich überall: im Rat, in den Vereinen, in sämtlichen Gremien der Stadt, marschiere durch die Institutionen. Heftiger Applaus! Und das war‘s.