Schunkeln, bis die Hähne krähen? Von wegen! Am Fasnetsdienschtig kann das nur ein Versprechen für die nächste Saison sein. Denn am Fasnetsdienschtig ist um Mitternacht Schluss mit lustig. Dann herrschen die Diktate der Fastenzeit. Kein buntes Treiben mehr – weder im Saal noch auf der Straße. Aber zuvor gibt es noch das Dreckkübelgschwätz.
Von Marien und gelben Fassaden
Den Anfang macht der Pfarrer. Hund heißt er, Ulrich Hund. Im Hundefell steigt er in die Bütt. Er spricht von dort, wo Hunde draußen bleiben müssen, von der Schutzmantelkapelle, dem Seitenschiff der Markdorfer Hauptkirche. Dort gebe es gleich zwei Madonnen. Was Hund auf weibliche Kleider-Sorgen bringt – und auf den neuen Modetempel für Hunde in der Hauptstraße.
„Wer kann das Baurechtsamt denn noch verstehen“, singt der Pfarrer dann mit herzzerreißender Inbrunst. So sehr vermisse er das abgerissene „gelbe Haus“, das „durfte nie geschehen“. Fort, fort sei‘s leuchtende Gelb. Die Welt liege im Dunkeln – in Markdorf und überhaupt. „Machtmenschen spielen mit unserer Sicherheit – die Welt ist verrückt.“ Eigentlich nicht zum Lachen, doch: „Zum Glück gibt es die Narretei, die uns auf andere Gedanken bringt“, so der Trost des Pfarrers.

Abgesang auf die Stadthalle
Annika Rössler, Nicola Benz und Cornelia Rick sind die Stadt-, die Land- und die Kirchenmaus. Und aus Maus-Perspektive schauen sie auf das in Markdorf grassierende Sparvirus. „Kein Goldrand mehr – das schöne Geschirr muss weg“, schluchzt die Stadtmaus, mindestens so herzergreifend wie zuvor der Pfarrer. Die Kirchenmaus klagt über die defekte Elektrik und die im Winter grausige Kälte in der Spitalkirche. Auch die gehöre der Stadt beziehungsweise dem Spitalfonds. Auch die sei marode – so wie die Stadthalle. „Ein Patient, der eigentlich schon tot ist.“ Und damit der fest versprochene, überdies schon geplante neue Brunnen in der Marktstraße keine völlige Totgeburt wird, bringen sich die drei Mäuse ins (Wasser-)Spiel: als Gymnastikball hüpfende Brunnenfiguren.

Likör gegen jedes Malheur
„Wo Ärzte sind perplex“, beginnt der Leitspruch der weisen Frau aus dem Gehau, Manuela Boll, „wer hilft sofort? Die Kräuterhex‘!“ Ihr Rezept gegen den in der Stadt herrschenden Baustellen-Wildwuchs heißt Beschleunigung beziehungsweise: „Die Bauarbeiter durch Kraft-Elixiere auf Trab bringen.“ Gegen anderes, etwa üble Wahlergebnisse, würden indes nur beruhigende Kräutlein helfen – und positives Denken.

Von Steuern bis Reinheitsgebot
Ob sich Positives überhaupt noch denken lässt, könnte bezweifeln, wer Rosi Altstädters Büttenbeitrag hört. Sie berichtet von jüngst erhobenen Steuerauflagen. Etwa auf gespendete Second-Hand-Kleidung, die doch wohlfeilst verkauft wird. „Despoten gehören verboten“, sagt Altstädter außerdem, um kurz darauf von schmutzigen Geschäften und ebenso schmutziger Politik aufs Reinheitsgebot zu kommen: „Nun was Fröhliches, was fällt euch zu Bier ein?“
Tusch, Tusch, Tusch
Folker Schehlmann, der „Folker mit F“, gibt sich kritisch. Dass Zunftmeisterin Birgit Beck zuerst Bürgermeister Georg Riedmann und dann erst dessen Frau Christiane Riedmann begrüßt habe, betrachtet er als bösen Schnitzer. Sei der Schultes doch während der Fasnet bar seines Amtes, seine Frau hingegen zeige sich überaus umtriebig während der tollen Tage. Ihr gebühre die Ehre.

„Ist das noch Kunst oder kann das schon weg“, kommt auch Schehlmann aufs Brunnenprojekt in der Marktstraße zu sprechen. Sein konstruktiver Vorschlag zum wackelnden Vorhaben: „Ein Narrenbrunnen von der Zunft, das wäre etwas mit Vernunft.“ Vom Publikum gibt es reichlich Beifall. Und Zunftkapellendirigent Thomas Benz spendiert gleich einen dreifachen Tusch.
Keine Gnade für Merz
Monsieur Christians Anmerkungen zur deutschen Politik finden weniger Anklang. Für „Friedrich Merz zeigt sich als Mini-Trump“ gibt es kaum Applaus. Schon mehr Lacher folgen auf den Bütten-Blick auf Karl Lauterbachs Do-it-yourself-Medizin-Vorschläge aus Monsieur Christians Mund. Doch als er den Zunft-Liederabend im Gasthaus „Krone“ lobt, klingt das Klatschen sehr viel versöhnlicher als nach den Spitzen gegen Lindners FDP oder die Weidel-AfD.

Der Dekan kommt wieder
Nachgerade tobend wird der Beifall dagegen beim Auftritt von Peter Nicola, dem katholischen Dekan aus Salem. „Pessimismus ist der einzige Mist, auf dem nichts wächst“, stellte er klar, bevor er vor den eigenen Kirchenportalen kehrt. Zwistigkeiten im Ordinariat. Dort, wo es kein Liebe gebe, nichts Hand und Fuß habe und alles sehr, sehr viel Zeit brauche. Deftiger Witz würzt seinen Vortrag. Die Kirchenentwicklung 2030 nimmt Nicola aufs Korn. Und schließlich gibt er das Versprechen, dem Markdorfer Dreckkübel erhalten zu bleiben. Selbst, wenn die Reform ihn demnächst nach Bad Säckingen verschlage.

Und wieder die Stadthalle
Nachdem Nicola Trump mit Gott ins Gespräch gebracht hat, gibt sich Susanne Schwaderer, als Freiheitsstatue verkleidet, gänzlich fassungslos ob des Trump‘schen Treibens. „Crazy Donald und der gottgleiche Elon“ seien kaum noch zu toppen – allenfalls von ihren „irren Fans bei uns: den Blauen“. Ihnen kündigt Markdorfs Lady Liberty „noch ihr blaues Wunder“ an, würden sie weiter „den blauen Rattenfängern folgen“. „Zum Schämen“ findet auch die Freiheitsstatue die marode Stadthalle. Und wem ist das ihr zufolge zu verdanken? „Dem Georg, unserem Sparkönig“ ohne Goldrand.

Alte-Frauen braucht das Land
Unser Süder, Fritz Löffler, hält es mit den Damen. Mit den älteren, die die Kunst der konzilianten, versöhnlichen Kommunikation beherrschen und Toxisches bei ihrem männlichen Gegenüber homöopathisch verdünnen. Des Süders Botschaft ist vor allem: mehr Freude, mehr Entscheidungsfreudigkeit. Das bewahre vor schlechter Stimmung.
Vom Marsch durch die Institutionen
Keck geben sich die Jungvermesser Jens Neumann und Clemens Scheidweiler. Sie nehmen den Bürgermeister aufs Korn und Otto Gäng, den gewesenen Vizepräsidenten der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte. Der eine habe dünne, der andere kurze Beine. Diesen habe sein Ehrgeiz bis hoch in den Narren-Olymp getragen, jener sei nun überglücklich „über seinen rundum erneuerten Klinkerbau“: das sanierte Rathaus, das den verpassten Einzug ins Bischofschloss verschmerzen lasse.

Die beiden Vermessungstruppler geben dem Schultes den Rat mit auf den Weg, sich mit dem Bauträger Betz und Weber zusammenzuraufen, auf dass der seinem Verfall entgegen schauende Heggbacher Hof endlich gerettet werden könne. Am Schluss loben die beiden sich und ihren Trupp selbst. Man engagiere sich überall: im Rat, in den Vereinen, in sämtlichen Gremien der Stadt, marschiere durch die Institutionen. Heftiger Applaus! Und das war‘s.