Der Hauseigentümer in der Sudetenlandstraße, der im Herbst über zwei Monate hinweg sein Haus widerrechtlich an durchreisende Monteure vermietet hatte, darf nun zwei Wohnungen im Erdgeschoss und im Dachgeschoss zu Ferienwohnungen umnutzen. Dies hat der Technische Ausschuss bei einer Gegenstimme und fünf Enthaltungen mehrheitlich so beschlossen. Vier Stadträte und Bürgermeister Georg Riedmann erteilten dem Bauantrag die Zustimmung.

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Bauchgrimmen bei allen Fraktionen

Quer durch alle Fraktionen hatten die Stadträte mehr oder minder Bauchgrimmen bei der Entscheidung über den Antrag. Eine Wahl hatten sie aber eigentlich nicht, denn rechtlich sind in diesem Gebiet Ferienwohnungen erlaubt, auch andere Häuser in der Sudetenlandstraße haben bereits Ferienwohnungen. Dennoch stieß das Vorgehen des Eigentümers, der selbst nicht in Markdorf wohnt, auf teils heftige Kritik. „Es war eine ungute Situation, die wir dort erleben mussten“, sagte Riedmann, „aber wir müssen dem Bauantrag die Genehmigung erteilen“.

Clarissa Weißenberger hatte sich als direkte Nachbarin an die Redaktion des SÜDKURIER gewendet und über nächtliche Trinkgelage, Ruhestörungen und Belästigungen gegenüber weiblichen Anwohnern durch die tageweise wechselnden Bewohner des Hauses Nr. 10 berichtet. Fremde Männer würden selbst tagsüber augenscheinlich alkoholisiert auf die Straße oder in Vorgärten urinieren. Die Umtriebe hatten mit dem Verkauf des Hauses an den jetzigen Eigentümer im Spätsommer begonnen.

„Hier ist weiterer Ärger vorhersehbar“, begründete Freie-Wähler-Stadtrat Arnold Holstein seine Ablehnung.
„Hier ist weiterer Ärger vorhersehbar“, begründete Freie-Wähler-Stadtrat Arnold Holstein seine Ablehnung. | Bild: SK

Freie-Wähler-Stadtrat Arnold Holstein, der gegen den Antrag stimmte, hatte sich im Ausschuss in seiner Stellungnahme darauf bezogen. „Das Haus wurde als Invest gekauft, um alle Zimmer an Monteure zu vermieten“, sagte er. Die kurzfristigen Bewohner hätten den Frieden in der Nachbarschaft gestört. Hätte die Presse nicht öffentlich darüber berichtet, läge diese Anfrage heute vermutlich nicht auf dem Tisch. Selbst bei der Umnutzung zu zwei Ferienwohnungen sei weiterer Ärger in der Straße vorhersehbar. Er werde daher nicht zustimmen.

Ähnlich äußerte sich UWG-Rätin Susanne Deiters Wälischmiller: Was dort künftig passiere, könne man im Gremium nicht festlegen. „Ich habe kein gutes Gefühl dabei“, begründete sie ihre Enthaltung. CDU-Rat Alfons Viellieber hingegen wies darauf hin, dass sich der Ausschuss nicht auf Vermutungen stützen könne. Der Antrag sei rechtlich in Ordnung. Wenn es tatsächlich auch weiterhin Ärger gebe, sei das Baurechtsamt gefordert. „Für uns gibt es keinen anderen Weg, als zuzustimmen“, betonte Viellieber.

Die Sudetenlandstraße im Süden von Markdorf liegt am Stadtrand, das Quartier ist geprägt durch Ein- und Zweifamilienhäuser. Das Haus Nr. ...
Die Sudetenlandstraße im Süden von Markdorf liegt am Stadtrand, das Quartier ist geprägt durch Ein- und Zweifamilienhäuser. Das Haus Nr. 10 ist auf diesem Bild das zweite auf der linken Straßenseite. | Bild: Grupp, Helmar

Riedmann: Baurechtsamt ist in der Pflicht

Auch Riedmann brachte das Baurechtsamt ins Spiel. Man habe die Verpflichtung, die Baurechtsbehörde prüfen zu lassen, ob dort dann auch tatsächlich Ferienwohnungen eingerichtet und vermietet werden, sagte er. Nun aber müsse man abwarten, was dort passiere. Riedmann bezog sich dabei auch auf die noch offene Frage, ob dem Hauseigentümer von anderer Seite überhaupt gestattet werde, dort zwei Ferienwohnungen anzubieten. Denn das Grundstück, auf dem das Haus steht, gehört wie einige andere in der Straße der Erzdiözese Freiburg. Der Hauseigentümer hat das Grundstück in Erbpacht gepachtet. Und in den betreffenden Erbpachtverträgen dort schließt die Diözese eine gewerbliche Nutzung ihrer Grundstücke aus. Die Diözese hatte vor einigen Wochen offenbar bereits zu verstehen gegeben, dass sie die Monteurwohnungen nicht genehmigt hätte. „Das ist dann aber eine privatrechtliche Angelegenheit, die der Hauseigentümer mit dem Erbpachtgeber zu klären hat“, sagte Riedmann. Die Baurechtsbehörde werde jedenfalls kontrollieren, ob die künftige Nutzung nicht doch gewerblich sei. „Darauf können sich die Anwohner verlassen“, versicherte er.

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Dem Bauantrag stimmten alle CDU-Räte, Riedmann und UWG-Rat Jonas Alber zu. Neben Deiters Wälischmiller enthielten sich auch Johanna Bischofberger, Christiane Oßwald (beide UWG), Dietmar Bitzenhofer (FW) und Wolfgang Zimmermann (SPD). Holstein lehnte ab. Gänzlich beruhigt sei sie nicht, sagte Anwohnerin Weißenberger, die mit einem weiteren Nachbarn im Ausschuss war, nach der Sitzung. Sie würden nun abwarten, was passiere. „Aber wir werden sehr genau darauf schauen, was das Baurechtsamt macht“, kündigte sie an. Allen Räten, die ihre Zustimmung verweigert oder ihrer Skepsis Ausdruck verliehen hätten, wolle sie im Namen der Nachbarschaft danken.