Nachbarn klagen über Lärm, Trinkgelage und Belästigungen von Anwohnerinnen: Die Umnutzung eines bisherigen Zweifamilienhauses zu Monteurwohnungen mit rund 30 Betten schlägt hohe Wellen in der Sudetenlandstraße. Mittlerweile hat die Familie Weißenberger, die direkte Nachbarn des betreffenden Hauses Nr. 10 sind, einen Anwalt mit der Wahrung ihrer Interessen beauftragt. Vor allem der Umstand, dass Umbau und Umnutzung des Hauses durch den neuen Besitzer nicht genehmigt seien, sorgt für Verärgerung unter den Anwohnern.

Baurechtsamtsleiter Dominic Warken in seinem Büro im Schlossweg. Er sagt, selbst widerrechtliche Umnutzungen oder Bauten könnten im ...
Baurechtsamtsleiter Dominic Warken in seinem Büro im Schlossweg. Er sagt, selbst widerrechtliche Umnutzungen oder Bauten könnten im Nachgang noch genehmigt werden. | Bild: Grupp, Helmar

Monteurzimmer sind nicht genehmigt

Diesen Sachverhalt bestätigt Baurechtsamtsleiter Dominic Warken. Das Baurechtsamt des Gemeindeverwaltungsverbandes ist für solche Fälle zuständig. Die Monteurzimmer seien tatsächlich nicht genehmigt und eine Nutzungsänderung vor dem Umbau sei auch nicht beantragt worden, sagt Warken auf Anfrage des SÜDKURIER. Am 19. September habe das Amt den neuen Hauseigentümer informiert, dass er für eine Nutzungsänderung einen Bauantrag stellen müsse. Eine Strafe für den ungenehmigten Umbau hat der neue Hausbesitzer nicht zu befürchten. „Schwarzbauten gibt es allerorten, das hat seit Corona extrem zugenommen“, gibt sich der Amtsleiter gelassen.

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Neuer Eigentümer will nun Ferienwohnungen

Grundsätzlich könne sein Amt solche Bauanträge aber auch noch im Nachgang genehmigen, sagt Warken. Und grundsätzlich könnten in der Sudetenlandstraße auch Monteurwohnungen genehmigt werden. Denn der Bereich befindet sich im sogenannten unbeplanten Innenbereich, es gibt keinen Bebauungsplan. Da es sich um ein allgemeines Wohngebiet handele, müsse sich sein Amt nur der Abwägung widmen, ob Monteurwohnungen dem Gebot der Rücksichtnahme entgegenstehen würden. „Wenn es den Wohnfrieden stört, ist eine solche Nutzungsänderung nicht möglich“, sagt Warken. Dass die Nachbarschaften dort auf den Barrikaden sind, habe er durchaus mitbekommen.

Die Sudetenlandstraße liegt im Süden der Stadt, direkt am Übergang in das Naherholungsgebiet Richtung Stüblehof.
Die Sudetenlandstraße liegt im Süden der Stadt, direkt am Übergang in das Naherholungsgebiet Richtung Stüblehof. | Bild: Grupp, Helmar

Zwischenzeitlich scheint sich der neue Besitzer des Hauses Nr. 10 jedoch selbst umentschieden zu haben. Denn er hat am 10. Oktober beim Baurechtsamt die geforderte Nutzungsänderung beantragt – allerdings nicht für die bereits bestehenden Monteurzimmer, sondern von drei Wohnungen in drei Ferienwohnungen, davon eine im Keller. „Diese Anfrage müssen wir jetzt objektiv bewerten und prüfen“, sagt Warken. Jedenfalls habe der neue Eigentümer daraufhin am 13. Oktober die Nutzungsuntersagung für die Monteurzimmer bekommen. Das heißt: Er dürfte seine Monteurwohnungen bereits jetzt schon nicht mehr betreiben.

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Lautes Gegröle und Belästigungen

Das wiederum scheint den neuen Hauseigentümer nicht wirklich zu kümmern: Unter dem Namen Hoang Le inseriert er die Monteurzimmer nach wie vor auf einer entsprechenden Seite im Internet, auf monteurzimmer.de. Recherchen des SÜDKURIER zufolge betreibt Le einen Asia-Imbiss im badischen Bühl. Auf telefonische Kontaktanfragen der Redaktion reagierte Le bislang nicht. Doch in der Sudetenlandstraße gehen nach wie vor die Monteure im Haus Nr. 10 ein und aus. Vor allem abends und an den Wochenenden müssten sie und ihre Nachbarn immer wieder lautes Gegröle und Betrunkene ertragen, die sich am Straßenrand oder im Vorgarten erleichtern und Frauen unangemessen ansprechen würden, sagt Nachbarin Clarissa Weißenberger.

Wie die Nachbarstraßen Königsberger Straße und Breslauer Straße ist die Sudetenlandstraße ein Wohnviertel, das geprägt ist durch Ein- ...
Wie die Nachbarstraßen Königsberger Straße und Breslauer Straße ist die Sudetenlandstraße ein Wohnviertel, das geprägt ist durch Ein- und Zweifamilienhäuser. Viele Anwohner leben schon seit Jahrzehnten dort, es herrscht eine ausgeprägte Nachbarschaft. | Bild: Grupp, Helmar

Das wiederum spielt für Warken keine Rolle. „Ruhestörungen und dergleichen können von Seiten der Baurechtsbehörde nicht unterbunden werden, hierfür sind das Ordnungsamt und die Polizei zuständig“, stellt er klar. Dagegen, dass Le die Monteurzimmer trotz des Verbotes immer noch betreibt, werde er erst einmal nicht einschreiten. „Zwei bis drei Wochen müssen wir Herrn Le schon Zeit geben, die Zimmer zu räumen“, sagt der Amtsleiter.

Mit anderen Worten: Mindestens bis Anfang November werden die Anwohner in der Sudetenlandstraße noch Radau, Krawall und Wildpinkeln ertragen müssen. Und ob der neue Hausbesitzer dann anstandslos seine Monteurzimmer räumen wird, steht noch auf einem anderen Blatt.

Tendenziell, sagt Warken, könne sein Amt die nun beantragten Ferienwohnungen grundsätzlich genehmigen, bis auf die im Keller vorgesehene, denn dafür sei die Kellerdecke zu niedrig. „Schließlich fehlen in Markdorf ja auch Ferienwohnungen“, betont er. Entschieden sei Stand jetzt aber noch nichts, er und seine Kollegen befänden sich noch in der Prüfung.

Zwei Mal sei die Polizei nachts in der Sudetenlandstraße gewesen, sagt Polizeisprecher Simon Göppert: „Wir haben dort zur Ruhe ...
Zwei Mal sei die Polizei nachts in der Sudetenlandstraße gewesen, sagt Polizeisprecher Simon Göppert: „Wir haben dort zur Ruhe ermahnt.“ | Bild: Santini, Jenna

Polizei bestätigt zwei nächtliche Einsätze

Bei der Polizei wiederum bestätigt man mindestens zwei nächtliche Einsätze wegen Ruhestörung. Die Einsätze hätten Beamte des Polizeireviers Überlingen übernommen, da der Markdorfer Polizeiposten nachts nicht besetzt ist, sagt Simon Göppert, Sprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg. „Die Polizisten haben dort persönlich vorgesprochen und zur Ruhe ermahnt“, sagt Göppert. Weitere Maßnahmen seien nicht ergriffen worden.