Die Weber-Holding will in großem Stil in den Brennstoffzellenmarkt einsteigen. Gelingt es Albert Weber, einen Finanzpartner zu finden, bestenfalls sogar das Land, der das als Chance sieht und bereit ist, einen zweistelligen Millionenkredit bereitzustellen, könnte das nicht nur ein Meilenstein im Transformationsprozess des Automotive-Zulieferers zu einem Anbieter emissionsfreier Antriebslösungen sein. Es könnte auf lange Sicht auch einen Turboschub für Markdorf als Wirtschaftsstandort bedeuten. Denn wo sich Zukunftstechnologien ansiedeln, ziehen sie andere Akteure an, Unternehmen wie Investoren.
Regierung muss Prioritäten setzen
Auf dem Weg in die Klimaneutralität, der nicht mehr umkehrbar ist, spielt der Ausbau grüner Energien eine immense Rolle. Grüner Wasserstoff und damit die Brennstoffzellentechnik gehören dabei zu den Schlüsseltechnologien. Der mögliche Push für die Wirtschaft vor Ort ist die eine Seite. Die andere Seite ist auch eine politische: Die Landesregierung sollte es zu einer ihrer obersten Prioritäten machen, solche zukünftigen Schlüsseltechnologien im Land zu behalten und den Akteuren alle Voraussetzungen zu bieten, dass sie ihre Investitionen nicht andernorts tätigen, schon gar nicht in Billiglohnländern in Übersee. Gerade in Asien, und dafür ist Indien ein Beispiel, schicken sich aufstrebende Wirtschaftsnationen an, in diesen Technologien eine bedeutende Rolle auf dem Weltmarkt zu spielen.
Viel Zeit bleibt der Politik nicht
Gerade weil Deutschland mit dem Verbrenner-Aus quasi aus freien Stücken aus einer Technologie aussteigt, in der es eine globale Führungsrolle eingenommen hatte, darf es sich nun im Wettbewerb um die neuen Technologien nicht abhängen lassen. Hier ist die Politik gefordert: Viel Zeit bleibt nicht, ausufernde bürokratische Schleifen wird der globale Wettbewerb nicht zulassen.
Dazu passt, dass mehrere aktuelle Studien, etwa vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, aufzeigen, dass Berufe im Umweltbereich bei jungen Menschen immer stärker nachgefragt werden. Bereits heute arbeiten schon mehr als zwei Millionen Menschen in sogenannten „Green Jobs“. Der Weg zur Klimaneutralität wird in allen Bereichen der Wirtschaft Millionen neue Arbeitsplätze schaffen, ebenso wie im Gegenzug die Arbeitsplätze in den „alten“ Technologien wegbrechen werden. Wo Zukunftstechnologien angesiedelt werden, kommen hochqualifizierte Arbeitskräfte, Ingenieure, Techniker, Forscher.
Den ersten Schritt hat Albert Weber gemacht, indem er sein ehrgeiziges Vorhaben den beiden Politikern Raimund Haser und August Schuler vorgestellt hat. Die Abgeordneten sollten dieses Projekt nun mit Nachdruck in Stuttgart platzieren. Das Land muss solche Chancen ergreifen, um sich und seine Wirtschaft fit zu machen für die Zukunft.