Markdorf – Die Freiwillige Feuerwehr Markdorf hat einen neuen Kommandanten: Tobias Lumb. Anders als seine Vorgänger sei Lumb aber nicht von den Freiwilligen gewählt worden, sondern vom Markdorfer Gemeinderat. Dies erklärte Bürgermeister Georg Riedmann bei der jüngsten Hauptversammlung der ehrenamtlich arbeitenden Wehr. Hintergrund ist, dass der neue Kommandant seine Leitungsaufgaben nicht mehr ehrenamtlich erfüllt, sondern als hauptamtlich Angestellter.

„Die Anforderungen für die Feuerwehr sind in den letzten zehn Jahren drastisch gestiegen“, erläuterte Riedmann, warum der Gemeinderat beschlossen hat, die Leitungsstruktur der Freiwilligen Feuerwehr zu verändern. Dies geschah insofern, als die im zurückliegenden Jahrzehnt von Kommandant Daniel Kneule getragene Verantwortung künftig an einen bei der Stadt fest angestellten Kommandanten übertragen wird. Kneules Zeitaufwand für Organisatorisches sowie für die Einsatzleitung habe nah an eine Vollzeitbeschäftigung herangereicht – und habe damit einen Umfang gehabt, der Ehrenamtlichen kaum noch zuzumuten sei.

In seine Kommandanten-Tätigkeit habe Kneule sehr viel Zeit investiert, erklärte Martin Schweitzer, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Bodenseekreis. Kneules Kompetenz wurde im Kreis seiner Kommandanten-Kollegen überaus geschätzt, unterstrich Schweitzer. Und noch etwas habe den Markdorfer Kommandanten ausgezeichnet: „seine besondere Kameradschaft“, seine Zugewandtheit für die Mitglieder in seiner Feuerwehr. Neben seinen weiteren Verdiensten habe auch das den Kreisverband dazu bewogen, für Daniel Kneule das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber zu beantragen. Dies mit Erfolg, sodass Schweitzer Kneule die Auszeichnung aus Berlin anheften konnte.

Davor hatte Daniel Kneule – quasi als seine letzte Amtshandlung – seinem Nachfolger, Tobias Lumb, die Kommandanten-Schulterklappe mit den drei Balken an die Uniformjacke geheftet. Außerdem überreichte er ihm den Helm mit dem rot-weißen Kommandantenstreifen sowie den Autoschlüssel für den Kommandowagen der Markdorfer Feuerwehr. „Stolz und zufrieden“ sei er im Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre, erklärte Kneule. „Für mich war es eine erfüllende Aufgabe, Kommandant zu sein – zum Teil war ich aber auch sehr gefordert.“ Und trotz der deutlich gestiegenen Anforderungen für die Freiwilligen der Markdorfer Wehr sieht Kneule sie „zukunftssicher aufgestellt“.

Nicht zuletzt sei das dem Gemeinderat zu verdanken, der im vergangenen April dem neuen Feuerwehrbedarfsplan zugestimmt habe. Darin wurde unter anderem die Personalstelle für einen hauptamtlichen Kommandanten gefordert. „Im Ehrenamt sind diese Aufgaben wirklich nicht mehr zu erfüllen.“ An die im Saal anwesenden Stadträte richtete Daniel Kneule den Dank dafür, dass die im vergangenen Jahr beschlossene Haushaltssperre keinen Substanzverlust für die Markdorfer Feuerwehr nach sich gezogen habe. Er dankte Rat und Verwaltung für die gute Zusammenarbeit. Er bedankte sich ferner bei seinem Leitungsteam sowie allen Kameraden. Kneule vergaß auch nicht den Dank an die Partnerinnen und Partner der Wehrleute, die Verständnis und Unterstützung zeigen, wenn die Freiwilligen an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr bereit zum Einsatz sind.

„Wir haben alles richtig gemacht“, schaute Bürgermeister Riedmann auf die Entscheidung zu einem hauptamtlich arbeitenden Feuerwehrkommandanten zurück. Riedmann räumte ein, dass Markdorf wie alle Kommunen sparen müsse. „Das heißt auch, dass wir unsere Standards überdenken müssen.“ Nicht alles Wünschbare sei weiterhin machbar – etwa, was die Ausstattung von öffentlichen Einrichtungen anbelangt. „Manches müssen wir dringend zurückschrauben“, erklärte der Bürgermeister. Dass mit dem hauptamtlichen Feuerwehrkommandanten erneut ein höherer Standard festgesetzt werde, sei indes den angestiegenen Aufgaben- und Einsatz-Anforderungen der Feuerwehr geschuldet. Die Hochwasserkatastrophe des vergangenen Juni führte Riedmann als augenfälliges Beispiel dafür an.

„2025 werden viele Aufgaben auf uns zukommen“, kündigte Tobias Lumb vor den Anwesenden in der Stadthalle an. Aufgaben, die jedoch zu bewältigen seien, sofern „wir uns gegenseitig stützen“. Was ihm Sorgen bereitet, hatte der neue Kommandant zuvor geschildert. Zum Beispiel die Verkehrssituation in Markdorf, wenn sich von Ostern bis Oktober während der üblichen Stoßzeiten auch noch die Fahrzeuge von Touristen auf den Straßen befinden. Dadurch verlängern sich die Fahrtzeiten der Einsatzfahrzeuge erheblich. Als weitere Herausforderungen nannte Lumb Starkregen- und Hochwasser-Ereignisse, die gleichfalls vom Klimawandel verursachten Vegetationsbrände sowie die technischen Herausforderungen, mit denen die wachsende Nutzung erneuerbarer Energien die Feuerwehr konfrontiert. Zum neuen zweiten stellvertretenden Kommandanten wurde Dominik Stehle gewählt.