Für Nadine Kolb, Jungunternehmerin und Chefin der Bermatinger Fahrschule Nadine, kommen die von der Landesregierung nun vorgesehenen schrittweisen Lockerungen während der Corona-Krise gerade noch rechtzeitig. Erst im Oktober hat die Alleinunternehmerin ihre Fahrschule eröffnet – und wegen der Pandemie nach rund einem halben Jahr eine mehrwöchige Zwangspause einlegen müssen.

Die mehrwöchige Zwangspause ihrer Fahrschule trifft die Jungunternehmerin Nadine Kolb nach eigenem Bekunden hart. Erst von rund einem ...
Die mehrwöchige Zwangspause ihrer Fahrschule trifft die Jungunternehmerin Nadine Kolb nach eigenem Bekunden hart. Erst von rund einem halben Jahr hat sie „sauer Erspartes“ investiert und ihre Fahrschule eröffnet. | Bild: Ganter, Toni

„Innerhalb von drei Tagen musste ich auf Null herunterfahren. Die Wiederaufnahme des Fahrschulbetriebs ist für mich von existenzieller Bedeutung“, berichtet Kolb. Schließlich habe sie ihr „sauer erspartes Geld“ investiert. „Ich muss nun auch darum zittern, ob die Fahrschüler wieder kommen“, erzählt sie. Denn je nach Alter konnten oder können Fahrschüler wegen der Corona-Krise mangels Jobs kein Geld verdienen, andere seien inzwischen vielleicht sogar arbeitslos geworden. „Ich muss davon ausgehen, dass es vorerst wohl mindestens 50 Prozent weniger Kunden sein werden. Als Jung- und Alleinunternehmerin trifft mich die Situation besonders hart.“

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Nadine Kolb hätte den Fahrschulbetrieb nach eigenem Bekunden schon früher wieder aufnehmen können, so es nicht verboten gewesen wäre. „Der Schulungsraum ist groß genug, sodass die Sicherheitsabstände problemlos eingehalten werden können.“

Allein- und Jungunternehmerin Nadine Kolb im Schulungsraum ihrer Fahrschule misst und zeigt auf: Sogar bei noch zusammenstehenden ...
Allein- und Jungunternehmerin Nadine Kolb im Schulungsraum ihrer Fahrschule misst und zeigt auf: Sogar bei noch zusammenstehenden Tischen sind bei vier Fahrschülern die Sicherheitsabstände eingehalten. Wäre es nicht verboten gewesen, sie hätte ihren Betrieb schon früher öffnen können. Am Montag wird es endlich so weit sein. | Bild: Ganter, Toni

Außerdem habe sie genügend Möglichkeiten zum Händewaschen und zum Desinfizieren. Und während des praktischen Fahrunterrichts hätte Nadine Kolb ohnehin mit einem visierähnlichen Gesichtsschutzschild gearbeitet. Problematisch sei weiterhin, wie es mit Kindergärten und Schulen aussieht, sagt die Mutter. Sorgen bereitet ihr das Thema Impfungen. „Sollte eine Impfpflicht für Covid-19 kommen, würde ich schweren Herzens die Fahrschule schließen. Denn ich bezweifle, dass der Impfstoff ausreichend getestet ist. Sonst braucht es Jahre, bis ein Medikament für den Markt zugelassen wird.“

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Den Kopf in den Sand stecken ist ihre Sache nicht. Tatjana und Marcus Hagner, Eigentümer und Betreiber des Restaurants „Untertor“, schauen trotz der mehrwöchigen Beschränkungen zuversichtlich in die Zukunft. Was nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass auch sie ihr Päckchen zu tragen haben. „Uns trifft es doppelt. Das Restaurant ist seit Wochen geschlossen und die Ferienwohnung können wir auch nicht vermieten“, hat Tatjana Hagner berichtet. „Das ist eine schwierige Sache, weil alles in der Schwebe ist“, hat sie die bislang bestehende Ungewissheit beschrieben, wann der Betrieb wieder aufgenommen werden könne.

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Grundsätzlich sei das Kundeninteresse ja vorhanden, berichtete Marcus Hagner und nannte Beispiele: „Hochzeiten, Kommunion und Konfirmation, Geburtstage, Anfragen für die Ferienwohnung...“ Die Folge der Beschränkungen: „Jeder geschlossene Tag bedeutet Null Umsatz und je länger diese Situation andauert, umso schwieriger wird es... aber da geht es anderen Gastronomien ja genau gleich.“

Durchaus haben sich Tatjana und Marcus Hagner schon überlegt, im Restaurant einen Abholservice einzurichten. „Aber die räumlichen Gegebenheiten des Untertors erschweren das. Da hätten wir erneut investieren und umbauen müssen – ob das Sinn gemacht hätte, ist fraglich.“

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Während der Zwangspause gebe es immer noch so einiges zu tun. Homeschooling mit dem Sohn, Instandhaltungs- und Verschönerungsarbeiten im Restaurant und in der Ferienwohnung und natürlich die betriebsinterne Büroarbeit, darunter eben auch Stornos und Rückbuchungen.

Das Gastro-Ehepaar will sich jedenfalls nicht unterkriegen lassen: „Wir freuen uns schon auf den Tag, an dem wir das Untertor wieder offen haben“, sagte Tatjana Hagner. Ihr Mann Marcus ergänzte: „Je behutsamer die Menschen sind und sich an die Vorgaben halten, desto größer wird die Chance, dass die Gastronomien wieder aufmachen können.“ Nach den jüngsten Lockerungen durch die Landesregierung sollen Außengastronomien vor Pfingsten wieder möglich sein, ebenso sollen Speisewirtschaften wieder öffnen können.

Praxis musste Feierlichkeiten verschieben

Georgeta Böhm, Chefin der gleichnamigen Markdorfer Kosmetik-Praxis, hat ebenfalls eine mehrere Wochen dauernde Zwangspause hinnehmen müssen. Sie habe zwar Soforthilfe erhalten, aber „das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“. Sie hat auf Bestellungen per Telefon oder per E-Mail Produkte liefern lassen. Traurig stimmt Georgeta Böhm, dass sie im vergangenen Monat das 30-jährige Bestehen der Praxis – im April 1990 habe sie ihren Betrieb an der Marktstraße eröffnet – coronabedingt nicht feiern durfte. „Das ist ganz bitter... Wenn alles wieder normal läuft, wird die Feier nachgeholt“, hat sich die Kosmetikerin vorgenommen.

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Ohnehin ist Kosmetik nach Georgeta Böhms Dafürhalten „eine Gesundheitsdienstleistung für die Haut“. Und die Gesunderhaltung der Haut sei wichtig. Die Kosmetikerin nennt spontan als Beispiele Behandlungen bei Akne oder von Vernarbungen. „Jetzt hoffe ich, dass tatsächlich entschieden wird, dass Kosmetikbehandlungen wieder angeboten werden dürfen“, denn Hygiene spiele in kosmetischen Berufen ohnehin eine sehr große Rolle, sagte Böhm jüngst. Nach den nun beschlossenen Lockerungen, dürfen auch Kosmetikstudios ab kommenden Montag, 11. Mai, wieder öffnen.