Teils hegt Fritz Käser Hoffnung, teils klingt er skeptisch: Neue Hoffnung hat er geschöpft, seitdem das Bundesverkehrsministerium für den seit Jahren geplanten Streckenabschnitt Meersburg-Immenstaad der B31 eine neue Linienbestimmung angeordnet hat.
Laut Fernstraßen-Bundesamt, so zitierte Käser in der Hauptversammlung der Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf (IVI), sei die Vorzugsvariante B1 nicht in hinreichendem Maße rechtssicher. Es bedürfe einer neuerlichen Überprüfung der Umweltverträglichkeit. Und dies für insgesamt sechs der zur Diskussion gestandenen Trassenvarianten. Das berichtete Käser von der Informationsveranstaltung, zu der die Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) im September ins Hagnauer Gwandhaus eingeladen hatte.
Ökosystem Weingartenwald in Gefahr
Dass die vom Tübinger Regierungspräsidium geplante Vorzugstrasse B1-neu in Ittendorf wenig Anklang gefunden hatte, musste Käser keinem im Raum weiter erläutern. Sie würde von Meersburg aus an Stetten vorbei nach Norden schwenken, um dann durch den Weingartenwald zu führen, um schließlich zwischen Kippenhausen und Reute gen Ortsumgehung Friedrichshafen gehen, nördlich der Immenstaader Siedlung. Das würde laut Käser einerseits wertvollen Naturraum im Weingartenwald zerstören und andererseits landwirtschaftliche Sonderkulturen vernichten.

Insbesondere auf diesen Aspekt ging auch Karin Scherzinger ein, die ebenfalls an der Deges-Versammlung teilgenommen hatte, um dort die Sicht der Obstbauern auf die B31-neu-Trasse zu schildern. „Unsere Anbauflächen würden unwiederbringlich verloren gehen, Sonderkulturen kann man nicht einfach woanders wieder neu aufbauen.“ Betroffen wären indes auch jene Landwirte, deren Flächen nicht unmittelbar von der Trasse berührt sind, weil sie zwangsläufig zu erheblichen Beeinträchtigungen der landwirtschaftlichen Betriebsabläufe führe.
Selbst bei der in den Raum gestellten Flurbereinigung sei der „Ärger vorprogrammiert“. Besitzen die um Ittendorf bewirtschafteten Flächen doch recht unterschiedliche Bodenqualitäten und Anbaubedingungen. Gleich welche Variante zum Tragen käme, ihr dringender Appell an die Planer sei, „dass sie respektvoll und möglichst sparsam mit den landwirtschaftlichen Flächen umgehen“.

Erweiterung statt Ausbau
Aufs Flächensparen kam Käser wieder zurück, als er die Kernanliegen der Verkehrsinitiative ansprach. „Wir wollen den Ausbau vor einem Neubau.“ Aus Sicht der Initiative sei es sinnvoll, den bestehenden Streckenabschnitt zwischen Immenstaad und Meersburg zu erweitern. Doch sollte das nicht geschehen, dann dürfe die neue Trasse keinesfalls vier-, sondern allenfalls dreispurig ausfallen. Dass das reiche, um den Verkehr aufzufangen, zeigten die Verkehrszählungen.
Anders als es ältere Prognosen ankündigten, „nimmt der Verkehr bei uns nicht zu, sondern sogar ab“, sagte Käser mit Verweis auf die an der Zählstelle Harlachen erhobenen Daten sowie die von der Deges fürs gesamtdeutsche Verkehrsaufkommen gestellten Prognosen bis 2040.

Auch eine Erfolgsgeschichte
„Wir sind jetzt seit knapp 30 Jahren mit dem Trassenprojekt befasst und haben tatsächlich auch einiges bewirkt“, sprach Käser für die Initiative. Die anfänglichen „Katastrophen-Szenarien“, die Ittendorf zu einer „Insel inmitten von Verkehrsströmen“ gemacht hätten, konnten abgewendet werden. Doch welche Trasse kommen werde, sei noch völlig offen, nachdem das Bundesamt eine neue Linienbestimmung angeordnet habe. Sicher sei nur soviel: „Dass sich das Verfahren nun wieder einige Jahre hinziehen kann.“