Sportlich im doppelten Sinn ging es bei den Fußballern des SC Markdorf zu: Während der Hochzeit der Pandemie trainierten die jungen Spieler selbständig, was jeweils mit einem kleinen Geldbetrag aus einem Spendentopf oder von selbst gesuchten Sponsoren belohnt wurde. Dieses Geld – 4000 Euro – übergaben Verantwortliche kürzlich an die Tafel.

„Sensationell, was ihr geleistet und mit Blut und Schweiß erkämpft habt. Es gibt wahnsinnig viele Familien, die auf Spenden angewiesen sind“, sagten Ideengeber Stefan Hofmann und Trainer Oliver Deimling, und ließen Günther Wieth vom Verein Zukunftswerkstatt das Projekt Tafel vorstellen. Die Spende kam gerade recht: Die jüngsten Starkregenfälle hatten erheblichen Wasserschaden in den Räumen verursacht, ein Kühlfahrzeug erlitt Totalschaden und von der Versicherung wurde nur ein Teil ersetzt.

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Verwandte sponsern Teilnehmer

Betroffenheit spiegelte sich in den Gesichtern der jungen Fußballer, als sie hörten, dass die Markdorfer Tafel 150 Familien und somit mindestens rund 450 Menschen unterstützt, weil diese nicht genug zu essen haben. Sie staunten über die 2,5 bis drei Tonnen nicht mehr verkäufliche, aber noch wertige Lebensmittel, die die Helfer jede Woche in den Geschäften abholen und gegen eine geringe Gebühr abgeben und freuten sich, dass sie einen Beitrag leisten konnten. „Wie integrativ Fußball sein kann, kann man hier sehen“, verwies Oliver Deimling auf Omas, Opas, Eltern und andere Verwandten, die ihre Schützlinge sponserten. Abteilungsleiter Markus Kieferle freute sich, für das Projekt auch neue Sponsoren gefunden zu haben.

Sind die Inzidenz-Zahlen unten, darf wieder Fußball gespielt werden. Das Bild entstand Ende Juli.
Sind die Inzidenz-Zahlen unten, darf wieder Fußball gespielt werden. Das Bild entstand Ende Juli. | Bild: Christiane Keutner

Warum waren die Kinder und Jugendlichen dabei und mit welcher Motivation? Der neunjährige Noah ist in der Mittagspause während der Zeit des Homeschoolings vier Kilometer gejoggt. Bis zu 2 Euro gab es manchmal für den F-Jugend-Spieler, der von den Großeltern, den Eltern und Nachbarn gesponsert wurde. Für ihn bedeutete das Spaß: „Ich jogge gern und nebenbei konnte ich noch was Gutes tun.“ Die Tafel kannte der Neunjährige schon.

Kiyan, acht Jahre, hat mit seinem Papa und manchmal mit dem Cousin auf dem Hof Fußball gespielt. Dabei sind 104,50 Euro zusammengekommen. Nicht nur die Verwandtschaft, „auch von der Mama ihrer Tante der Freund“ hat den Geldbeutel gezückt. Die Trainervorgabe war mindestens eine halbe Stunde Sporteinheit. „Ich war auch skaten, Roller- und Radfahren, bin mit dem Vater an den See gefahren.“ Der Papa war nicht nur Hauptsponsor, er hat es auch vorgelebt. „Ich hatte erst Bedenken und gedacht, das ist so viel Geld, aber mein Vater hat gesagt, andere haben weniger.“ Gäbe es nochmals solch eine Aktion, Kiyan wäre auf jeden Fall wieder dabei, ist er sich sicher.

Alles super gelaufen: Stefan Hofmann hatte die Idee für die Challenge.
Alles super gelaufen: Stefan Hofmann hatte die Idee für die Challenge. | Bild: Christiane Keutner

Tamás Székely ist 120 Kilometer gejoggt. Er wollte seine Kondition verbessern und gleichzeitig für den wohltätigen Zweck laufen. Aus eigenem Antrieb heraus hätte er das nicht getan, gibt er freimütig zu, aber: „Man bekommt ein ganz gutes Gefühl und Gewissen, wenn man weiß, dass man Hilfsbedürftige unterstützt.“ Obwohl das Wetter nicht so gut passte, hat es Spaß gemacht. Der 17-Jährige mochte die „aktive Erholung“ und mit Musik im Ohr ging es nochmal so gut. Nebenbei war es eine gute Vorbereitung fürs Training.

„Das war eine gute Idee, Menschen zu helfen, die nicht so viel haben. Ich kenne Betroffene“, sagte Lautrim Ajazy, 15, der 123 Kilometer gelaufen ist. Die Aktion war für ihn auch eine persönliche Herausforderung: Er wollte abnehmen. Über 15 Kilo hat er „im Laufen“ verloren, trabte alleine oder mit Fußballerkollegen. Zugenommen hat er an Kondition; statt 6,30 Minuten benötige er nun nur 4,52 pro Kilometer. Beim jüngsten Spiel habe er gemerkt, dass er sehr viel besser und länger laufen könne und wendiger sei. Parallel dazu habe er die Ernährung umgestellt und hauptsächlich Reis, Gemüse und Hähnchen gegessen. Komplimente im Fußballverein und in der Schule hätten ihn bestätigt: „Ich wollte denen zeigen, ich bin nicht der dicke Junge.“

Als Sohn des Trainers wollte sich Nico Deimling doppelt beweisen, obwohl vom Papa keinerlei Duck ausging. Den gab es auch nicht in punkto Schnelligkeit: „Es kam nur auf die Kilometer an, Tempo habe ich aber trotzdem gemacht“, sagte der 16-Jährige. Während des Laufens habe er nicht an das Geld gedacht, „aber hinterher war das ein ziemlich tolles Gefühl, dass man nach jedem Lauf dem Ziel ein Stück näher war“.

Dass die erlaufene Summe innerhalb Markdorfs gespendet wird, fand er eine super Idee und „dass das Leuten hilft, die nicht denselben Standard haben wie man selbst“.