Ob sich der Gemeinderat tatsächlich in voller Konsequenz dessen bewusst war, was er da am Dienstagabend beschlossen hat? Wir gehen einmal davon aus. Keine Frage, das Ziel ist richtig: Markdorf soll und muss klimaneutral werden. Nur der straffe Zeitplan hat seine Tücken. In gerade einmal siebeneinhalb Jahren will die Verwaltung so weit sein, dass sie nicht mehr Treibhausgase verursacht, als sie – etwa durch grüne Stromgewinnung oder einen CO2-neutralen Fuhrpark – einspart.

Keine drittbesten Lösungen mehr

Der Beschluss wird weitreichende Folgen haben: Vorbei die Zeiten, in denen aus Kostengründen die zweit- oder drittbeste Lösung gewählt werden kann, weil sie günstiger ist. Fortan müssen alle Investitionen und Baumaßnahmen diesem Ziel untergeordnet werden. Da werden die Stadträte noch das ein oder andere Mal schmerzhafte Entscheidungen treffen müssen, die für heftiges Bauchgrimmen sorgen werden – und bei Kämmerer Michael Lissner für Schweißperlen, weil er trotz alledem ausgeglichene und genehmigungsfähige Haushalte zimmern muss.

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Für den Gemeinderat bedeutet dies nicht weniger als einen Paradigmenwechsel: Das Kostendiktat wird künftig vom Diktat des Klimaschutzes übertrumpft werden. Dass dies aus Generationensicht über die Jahrzehnte am Ende günstiger sein wird, steht auf einem anderen Blatt. Willkommen in der Realität des 21. Jahrhunderts, kann man da nur sagen. Aber um eine frühere Kanzlerin zu zitieren: Der Weg ist alternativlos. Wir sind gespannt und wollen den Weg zu mehr Klimaschutz positiv begleiten.