Jetzt ist es fix: Die gesamte Stadt soll bis 2035 klimaneutral sein
Der Gemeinderat beschließt einstimmig das Klimaschutzkonzept für Markdorf. Das soll die Verwaltung bis 2030 und die komplette Stadt bis 2035 klimaneutral machen. Klar ist jetzt schon: Es wird eine Herkulesaufgabe werden.
Nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Selbst wenn die Stadt alle ihre Liegenschaften, so wie die Stadthalle, mit Fotovoltaik ausstatten würde, wäre sie noch weit entfernt von der angestrebten Klimaneutralität. Fotovoltaik ist nur ein Baustein, nötig ist ein ganzes Maßnahmenbündel.
| Bild: Toni Ganter
Die Uhr tickt seit Dienstagabend: Sieben Jahre und knapp neun Monate hat die Stadtverwaltung noch Zeit, dann will sie klimaneutral sein. So hat es der Gemeinderat nach der Vorberatung am 8. März nun einstimmig beschlossen. Wie ambitioniert dieses Ziel ist, verdeutlichte in der Debatte FW-Chef Dietmar Bitzenhofer, als er sagte, es sei nicht fünf vor Zwölf, sondern fünf nach Zwölf.
Ein ganzes Bündel an Maßnahmen soll auf dem Weg dorthin in den kommenden Jahren helfen, im Zentrum das städtische Klimaschutzkonzept, das nun ausgearbeitet werden soll. Damit will Markdorf für sich das Pariser Klimaziel von 2015 erreichen, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Laut Weltklimarat sei dies nur noch unter gewaltigen Anstrengungen möglich, so UWG-Chef Joachim Mutschler: „Alle, auch wir in Markdorf, müssen anpacken.“
Ein Bauhof-Fahrzeug vor einem emma-Schild: Auch die städtische Fahrzeugflotte muss für das Klimaschutzkonzept auf den Prüfstand gestellt werden. Bürgermeister Georg Riedmann geht mit gutem Beispiel voran: Er hat auf Elektro respektive Hybrid umgestellt und fährt einen E-Passat.
| Bild: Toni Ganter
Ausdrücklich lobte er Bürgermeister Georg Riedmann und die Klimamanagement-Beauftragte im Stadtbauamt, Eva Glöggler, dafür, dass die Beschlussvorschläge der Fraktionen aus der Vorberatung ambitioniert überarbeitet worden seien. „Die Weichmacher in den Zielsetzungen sind draußen“, sagte er. Ein solch ambitioniertes Herangehen werde dazu beitragen können, auch Bürger und Betriebe zum raschen Handeln zu motivieren. Es setze „richtige Signale“, so Mutschler.
Verschiedene Klimakonzepte habe die Stadt bereits vor zehn Jahren entwickelt, daran müsse man nun anknüpfen, sagte Bitzenhofer. Es sei gut, dass man jetzt loslegen dürfe und müsse. Dafür müsse die Stadt aber auch die Bürgerschaft mitnehmen, mahnte der Freie-Wähler-Chef. In die selbe Kerbe hieb SPD-Fraktionschef Uwe Achilles. Ein Konzept sei das eine, es konkret zu füllen, aber das andere. Was bedeute die Umsetzung für den Bürger? Diese Frage müsse man im Rathaus rasch öffentlich beantworten. Um den städtischen Klimaschutz „erlebbar“ zu machen, könne er sich auch Klimawochen analog zu den Gesundheitswochen vorstellen. „Ein Konzept muss konkrete Handlungspunkte haben und es muss praktikabel sein“, betonte Achilles.
Klimakiller Verkehr, hier in der Markdorfer B-33-Ortsdurchfahrt. Nur drei bis fünf Prozent der Treibhausgasemissionen Markdorfs werden von der Stadt selbst verursacht. 95 bis 97 Prozent der Emissionen liegen außerhalb ihrer Handlungsmacht.
| Bild: Jörg Büsche
Bei der CDU habe man Probleme mit der unbefristeten Stelle, so Fraktionschefin Kerstin Mock. Diese müsse so beschrieben sein, dass sie auch nach Ablauf der Förderung im Stadtbauamt verankert bleibe. Dies sei so vorgesehen, so Riedmann.
Ihm fehle dennoch die Aufgabenbeschreibung der Stelle, kritisierte CDU-Rat Simon Pfluger, deswegen könne er diesem Punkt auch nicht zustimmen. Ebenso äußerte sich FDP-Rat Rolf Haas. Er glaube nicht, dass die zusätzliche Stelle bei der Erreichung des Zieles helfe, sagte er. Dafür sei ihr direkter Einfluss zu gering. „Wenn wir höhere Erwartungen an den Klimaschutz haben, brauchen wir diese Stelle“, entgegnete Riedmann. Auch Achilles betonte, dass die Stelle über die Fixpunkte 2030 und 2035 hinaus eine Dauereinrichtung bleiben müsse.
Auch Biotope oder renaturierte, wieder vernässte Moore tragen zu einer positiveren Klimabilanz einer Stadt bei. Ein großes Projekt entsteht zurzeit zwischen Ittendorf und Markdorf, wo Bachläufe und Moore wieder in einen ökologisch wertvolleren Zustand versetzt werden sollen.
| Bild: Jörg Büsche
Während FW-Rat Markus Gantert anmahnte, dass man im Rathaus das Klimaschutzkonzept konkreter und weniger bürokratisch angehen müsse als den European Energy Award, kritisierte auch Pfluger noch für ihn zu viele offene Fragen aus der Vorberatung. „Unsere Fragen sind nicht alle beantwortet worden“, sagte er. Konkrete Antworten würde die Arbeit am Konzept dann liefern, so Riedmann. Und er bekannte auch: „Unsere Kapazitäten sind momentan tatsächlich komplett ausgelastet.“
Die Stadt will auf dem Weg zur klimaneutralen Verwaltung bis 2030 alle Bereiche, in denen Treibhausgase verursacht werden, analysieren.