Wielant Ratz von „BodenseeMobil“ sieht verstärkten Bedarf an E-Mobilität für die Stadt. Sein Verein für Carsharing hält seinen derzeit Markdorfer 22 Mitgliedern seit Sommer 2019 einen roten Opel Corsa vor, der gegenüber der Stadthalle stationiert ist. Zwischenzeitlich waren es mal zwei Autos gewesen; jetzt möchte Wielant Ratz wieder erweitern.
Für einen elektrischen Renault Zoe braucht er noch einen Standplatz mit Ladebuchse und sucht dafür einen privaten Investor im Stadtbereich. „Der Stellplatz müsste nur öffentlich zugänglich sein; wir würden ihn dann vom Eigentümer mieten“, so Ratz. Das könne durchaus ein Lebensmittelmarkt sein, sagt Ratz, oder ein Hausbesitzer. Ideal fände er die Mangoldstraße hinter dem Proma. Die Wohnungsbebauung dort biete das ideale Klientel für Carsharing.
Was Sie über das Carsharing wissen sollten
Zehn aktive Mitglieder pro Auto machen es rentabel
Etwa zehn aktive Mitglieder pro Auto würden es laut Wielant Ratz rentabel machen. Abgerechnet wird bei E-Autos nur nach Stunden, nicht nach Kilometern. Fünf Euro pro Stunde; der Zugang zum Auto erfolgt über Chipkarte und Lesegerät in der Windschutzscheibe. E-Autos gehören im Carsharing die Zukunft.
„Ich bin da sehr zuversichtlich, dass das in Markdorf läuft.“Wielant Ratz, Verein „BodenseeMobil“, über Carsharing mit E-Autos
Besonders, wenn es hauptsächlich für Kurzstrecken genutzt wird. „Die Reichweite langt für die Benutzer allemal. Und ein Kaltstart stößt nicht so viel Schmutz aus wie bei einem Benziner, ist also viel verträglicher für die Umwelt“, so Ratz.
In der Stadt stehen genügend Ladesäulen zur Verfügung
Mittwochnachmittag, Ladesäule an der Stadthalle: „Ich finde das super“, sagt Attila Kölczey und stöpselt das Kabel für seinen Golf GTE ein: „Ich bin aus Salem, aber oft in Markdorf. Und da nutze ich das hier gerne.“ Er sei registrierter Kunde bei der EnBW; das mache die Abrechnung für ihn sehr einfach.

Zwei Doppel-Ladesäulen betreibt die Stadt Markdorf, am Stadtgraben gegenüber vom Schulamt und in der Bussenstraße bei der Stadthalle, über das Stromnetz der EnBW. Drei weitere stehen an der Dornierstraße, am Angerplatz und am Bahnhof. Markdorf scheint gut aufgestellt, was die Infrastruktur für elektrisch betriebene Autos anbetrifft. Derzeit sind in der Stadt 22 Elektroautos gemeldet, dazu rund 80 Hybridfahrzeuge. Hinzu kommen die Nutzer aus dem Umland, so wie Attila Kölczey.
Die vier EnBW-Stromtankstellen in der Innenstadt, vor knapp drei Jahren eingeweiht, laufen offenbar sehr ordentlich: „Da liegen wir bei der Auslastung im sehr guten Mittelfeld“, sagt Elke Möbius, Pressesprecherin der EnBW in Stuttgart. Genaue Zahlen möchte sie aber „aus Wettbewerbsgründen“ nicht nennen. Der Stromversorger mache dabei lediglich den Netzbetrieb; die Ladesäulen selbst gehören den Kommunen. So auch in Markdorf.
Infrastruktur ausreichend, aber offen für mehr
Sollte die Stadt ihr Angebot ausweiten wollen, habe man offene Ohren: „Wir sind da auch im ständigen Austausch“, sagt Elke Möbius. Generell sei der Bodenseekreis sehr gut ausgestattet, was E-Mobilität anbetrifft. „Und es ist wahrscheinlich, dass wir das weiter ausbauen, mit der ständigen Zunahme an E-Autos“, so die EnBW-Pressesprecherin.
Im Markdorfer Stadtbauamt ist Eva Glöggler zuständig für Klimaschutz und Energiemanagement. „Wir sind momentan ganz gut aufgestellt“, sagt Glöggler. „Aber das ist ein Feld, in dem noch viel Neues kommen kann.“ Bei Bedarf werde man über weitere Infrastruktur nachdenken, aber im Moment sei da noch nichts geplant.
Das entspricht auch der Aussage von Bürgermeister Georg Riedmann im Oktober gegenüber dem SÜDKURIER: Markdorf sei gut versorgt, die Dichte der Nutzung steige derzeit nicht. „Wohl auch, weil immer mehr die Photovoltaik auf dem eigenen Dach dazu nutzen, ihr Auto zuhause aufzuladen“, so Riedmann damals.