Im Bereich Klosteröschle – zwischen Schneider-Kreisel und Bergheim gelegen – soll ein neues Baugebiet entwickelt werden. Derzeit befindet sich auf der rund drei Hektar umfassenden Fläche eine Obstplantage. Bereits 2010 sollte das Areal in den Flächennutzungsplan aufgenommen werden, doch galt der Bereich damals als hochwassergefährdet. Dies wird inzwischen anders gesehen. So steht dem Bau von Häusern nichts mehr im Wege.
Bürgermeister Riedmann: Chance zu einer echten Quartiersentwicklung
„Wir haben damit die Chance einer echten Quartiersentwicklung“, erklärte Bürgermeister Georg Riedmann in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Riedmann lieferte die Kerngedanken einer „modernen Quartiersentwicklung“, wie er sie nannte, gleich mit: Die Frage, wie Jung und Alt zusammen wohnen und wie dem neuen Quartier Lebendigkeit vermittelt werden kann. Über all dies soll nachgedacht und diskutiert werden – im Gemeinderat, aber aber mit den Bürgern. Erst nach Abschluss des Gesprächsprozesses „wollen wir den Bebauungsplan erstellen“, kündigte Riedmann an.
Beabsichtigt ist, das Baugebiet Klosteröschle in Lose aufzuteilen. Teils sollen die von Investoren entwickelt werden, teils will sie die Stadt selbst entwickeln. Um eins der Lose könnte sich die neue Markdorfer Wohnbaugesellschaft kümmern, erklärte der Bürgermeister. Für die übrigen Abschnitte werde ein Wettbewerb ausgeschrieben, um zu einer optimalen Vorwegplanung zu gelangen.

Klosteröschle ist eine städtebauliche Herausforderung
Wie Jan Lülf, Stadtplaner vom Stuttgarter Büro Reschl Stadtentwicklung ausführte, wird die Quartiersentwicklung Klosteröschle keine ganz leichte Aufgabe sein. Zu lösen sei auf dem 3,6 Hektar großen Areal unter anderem die Erschließung. Der Verkehr sei zu beachten – sowohl der Individual- als auch der öffentliche Pernsonennahverkehr.
Weiterhin zu klären sei der „Quartierscharakter“. Welche Altersgruppen kommen und wie steht es um die Preise? Die Ökologie spielt eine wichtige Rolle – hinsichtlich der Grünbereiche, aber auch mit Blick auf Energie, Nachhaltigkeit und Umweltbelastungen. Ins Gewicht fällt die Entscheidung für die Akteure. An wen wird vergeben? Wer entwickelt? Schließlich stellen sich noch planungsrechtliche Fragen, bei denen bedarf es weiterer Abstimmungen, etwa mit dem Landratsamt und mit dem Regierungspräsidium.
Preisrichter könnten schon Mitte 2023 entscheiden
Stadtplaner Lülf skizzierte auch den Prozess bis zur Grundstücksvergabe im neuen Quartier. Zunächst gelte es die Grundlagen zu klären, Rahmenbedingungen abzustecken. Ein Vorgang, der insofern transparent ist, als er unbedingt in den Dialog mit den Bürgern münden muss. Dies soll bereits im dritten Quartal dieses Jahres geschehen, nachdem Grundlagen, Rahmenplan und Wettbewerb durch eine Klausurtagung konzipiert worden sind.
Mitte 2023 könnte dann bereits die Preisgerichtssitzung stattfinden. In der zweiten Jahreshälfte werden die Ziele des Wettbewerbs definiert und ausgelobt. Lülf betonte, dass es bei in mehreren Phasen gliedernde Verfahren immer wieder zu Abstimmungen kommt – auch zum Dialog mit den Bürgern.
Viel Zuspruch für Verfahren
Dieses Vorgehen begrüßte Bernhard Grafmüller von der Umweltgruppe ausdrücklich. „Das scheint mir genau das richtige Verfahren, um das neue Quartier zu entwickeln“, so Grafmüller und unterstrich den Einfluss des Gemeinderats.
CDU-Fraktionsvorsitzende Kerstin Mock regte an, sich in anderen Gemeinden umzuschauen. Der Blick in eine Kommune vergleichbarer Größe könnte wichtige Informationen liefern und zu neuen Ideen führen. Ein Vorschlag, den die Verwaltung aufgreifen werde, so Bürgermeister Georg Riedmann. Auch Uwe Achilles, Fraktionsvorsitzender der SPD, befürwortete das Vorgehen. Er hob hervor, wie wichtig der Aspekt Klimaschutz sein werde. Nicht weniger wichtig sei aber die Bezahlbarkeit des neuen Wohnraums im Klosteröschle.

Zu teuer, zu aufwendig, zu langsam?
Jens Neumann von den Freien Wählern stellte den vorgeschlagenen Weg in Frage. Aus seiner Sicht werde viel Geld und viel Zeit investiert, außerdem viel Aufwand betrieben. Er schlug vor, Kriterien zu definieren und dann einen Investor zu suchen. So wie man es auch andernorts handhabe. Bürgermeister Riedmann wandte ein, „dass wir dann die Gestaltung des Quartiers weitgehend dem Investor überlassen“. Dies fände auch Stadtplaner Lülf schade, handle es sich beim Klosteröschle doch „um ein Filetstück der Stadt“.
FDP-Rat Rolf Haas wollte wissen, wie viele Wohneinheiten entstehen sollen, aber auch bis wann. Die Frage nach den Wohneinheiten gelte es durch das Entwicklungskonzept zu klären, so Riedmann. Er hofft, dass im Idealfall 2024 mit der Erschließung begonnen werden kann. Dann seien zwei weitere Jahre zu veranschlagen.