Das Staatliche Schulamt Markdorf hat 155 neue Lehrkräfte an der Grundschule in Blitzenreute (Landkreis Ravensburg) vereidigt. Bei 95 von ihnen handelte es sich um Junglehrer, die nach Abschluss ihrer Ausbildung neu eingestellt werden. Die Übrigen 60 sind in den Schulamtsbezirk versetzt worden. Sie kommen aus anderen Bundesländern oder Schulbezirken, wo sie bereits unterrichtet haben.

„Insgesamt sind es etwas weniger neue und hinzuversetzte Lehrerinnen und Lehrer als zu Beginn des letzten Schuljahres“, bedauert Carmen Huber, die Leiterin des für die Bezirke Bodenseekreis und Landkreis Ravensburg zuständigen Markdorfer Schulamts. „Mit einer so hohen Zahl von Neueinstellungen zum Schuljahr 2022/2023 haben wir dennoch eigentlich gar nicht gerechnet“, sagt Huber im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

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Gemischte Gefühle mit Blick auf den Herbst

Für ihren Bereich macht Carmen Huber eine „derzeit noch gute Versorgung mit Lehrern“ aus. Andere Schulämter sähen sich da zum Teil in weit ungünstigerer Lage. Doch verhehlt sie nicht, dass sie dem kommenden Herbst mit gemischten Gefühlen entgegensieht. „Wir wissen nicht, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt.“

Neben den 33 Vorbereitungklassen im Primarbereich gibt es weitere 16 an Werkrealschulen und Realschulen. Eine solche ...
Neben den 33 Vorbereitungklassen im Primarbereich gibt es weitere 16 an Werkrealschulen und Realschulen. Eine solche Vorbereitungsklasse, in der vor allem auch Kinder von Geflüchteten sind, gibt es auch an der Realschule des Markdorfer Bildungszentrums. | Bild: Jörg Büsche

Auch befürchtet sie neue Flüchtlingswellen. Sowohl aus der Ukraine als auch aus Syrien kommen nach wie vor Familien, deren Kinder Schulunterricht brauchen. „Zum Teil setzen wir da auf gruppenspezifische Lösungen, indem wir Gruppen zusammenführen.“ Das Zusammenlegen von Vorbereitungsklassen sei jedoch nur dort möglich, wo die Schulen dicht beieinander liegen. In der Fläche, also auf dem Land, ließen sich auf diesem Wege keine Lehrer einsparen.

61 Lehrer nur für die Vorbereitungsklassen

Eigens für die Vorbereitungsklassen wurden aktuell auch 61 Lehrkräfte eingestellt, allerdings sogenannte „Nichterfüller“, Lehrer, die kein zweites Staatsexamen haben. Wie die Schulamtsleiterin berichtet, sei der Umgang mit den Vorbereitungsklassen heikel. Wenn in den Regelklassen Unterricht ausfallen muss – wegen Krankheit, wegen Schwangerschaft oder aus einem anderen Grund –, reagieren Eltern mitunter sehr dünnhäutig, sobald es in den Vorbereitungsklassen demgegenüber zu keinen Ausfällen kommt. Da herrsche dann erhöhter Erklärungsbedarf.

Kommunikation mit Eltern schwieriger als früher

Überhaupt sei die Kommunikation mit Müttern und Vätern inzwischen schwieriger als früher. „In nicht wenigen Fällen wenden sich die Eltern gleich ans Ministerium, wenn ihnen irgendetwas nicht passt.“ Der Klassenlehrer, die Schulleitung bekämen solche E-Mails dann allenfalls noch zur Kenntnis. Um in Kenntnis gesetzt, jedoch nicht aber angesprochen zu werden. Das mache das Lösen von Problemen unnötig aufwändig.

15.262 Grundschüler zählt das Schulamt in seinen beiden Schulbezirken Bodenseekreis und Ravensburg. Die Jakob-Gretser-Grundschule in ...
15.262 Grundschüler zählt das Schulamt in seinen beiden Schulbezirken Bodenseekreis und Ravensburg. Die Jakob-Gretser-Grundschule in Markdorf ist die größte Grundschule im Bodenseekreis. | Bild: Jörg Büsche

„Ich habe großes Verständnis dafür, wenn sich Eltern für ihre Kinder einsetzen“, erklärt die Schulamtsleiterin. Am besten ließen sich Schwierigkeiten aber stets dort ausräumen, wo sie auftreten. Die nächsthöhere Instanz könne dann bei Bedarf immer noch herangezogen werden, auf dem gewohnten Dienstweg.

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Rektorenmangel und kein Ende in Sicht

Keine Entspannung sieht Huber in der Frage der Grundschulleitungen. Die beiden vakanten Stellen in Kluftern und Leimbach würden im Oktober ausgeschrieben. Sehr zuversichtlich klingt die Schulamtsleiterin aber nicht. Dass Stellen drei Mal und öfter angeboten werden, sei keine Ausnahme. Das Problem sei nicht neu, die zusätzlichen Belastungen während der Pandemiephase hätten es aber weiter verschärft. Der erhebliche Bürokratieaufwand im Rektorat mache den Arbeitsplatz dort recht unattraktiv.

An der Grundschule in Leimbach ist die Rektorenstelle derzeit vakant. Sie soll demnächst neu ausgeschrieben werden.
An der Grundschule in Leimbach ist die Rektorenstelle derzeit vakant. Sie soll demnächst neu ausgeschrieben werden. | Bild: Jörg Büsche

Beim Stichwort Corona erklärt Schulamtsleiterin Huber, dass alles unternommen werde, um die Schulen offen zu lassen. „Wir suchen da immer nach flexiblen Lösungen“ – nicht zuletzt, weil der Präsenzunterricht so lange wie möglich aufrecht erhalten werden soll. „Bildung ist unser wichtigstes Potenzial“, betont Huber. Dabei plädiert sie für den Ganztagsunterricht. Mit Unterricht, „keinem Unterhaltungsprogramm“, gerade auch in den musischen Fächern: „Die sind für die Entwicklung von Kindern eminent wichtig.“