Keine weiteren Großprojekte mehr! Mit diesem eindringlichen Appell an die Stadträte gab Stadtkämmerer Michael Lissner im Gemeinderat eine Zwischenbilanz zum Haushalt 2022. Der objektive Grund: Der Ergebnishaushalt der Stadt wird zum Jahresende hin nicht ausgeglichen werden können. Stand jetzt, und das kann sich noch weiter verschlechtern, wird das Ergebnis mit rund 400.000 Euro im Minus liegen. 200.000 Euro weniger Einnahmen und 200.000 Euro mehr an Ausgaben stehen bislang zu Buche.

Die Schieflage wird noch schlimmer werden
In den kommenden Jahren wird sich die Schieflage eher noch verschärfen, wenn die Baupreise weiter so rasant steigen wie aktuell. Für Markdorf, das viele laufende Großbauvorhaben hat (Rathaus, Südumfahrung, BZM, dritte Grundschule und Erweiterung der beiden bestehenden Grundschulen), sind die explodierenden Baupreise ein Fallbeil, das drohend über dem Haushalt schwebt.

Spätestens im Frühjahr, so Lissner, werde die Stadt wieder Kredite aufnehmen müssen, mittelfristig zwischen fünf und acht Millionen Euro. Dafür ließ sich Lissner vom Gemeinderat gleich schon eine Ermächtigung geben, erforderliche Darlehen bereits jetzt schon über Bausparverträge abzusichern. Jetzt schon, weil die Zinsen bereits wieder steigen. Eile sei geboten, so Lissner, weil man nicht absehen könne, wie sich diese Entwicklung fortsetze.

Doch abseits realer Preissteigerungen berge auch der Ukraine-Krieg und die damit verbundene gesamtwirtschaftliche Entwicklung samt Inflation und Energiekrise immense Risiken für den städtischen Haushalt, warnte der Kämmerer. „Wir brauchen keine neuen Projekte mehr“, appellierte er an die Stadträte: „Das, was wir auf den Weg gebracht haben, sind für uns bereits riesige Herausforderungen.“
Unterhaltskosten laufen aus dem Ruder
Von den Preissteigerungen betroffen sind natürlich auch die Unterhaltskosten der städtischen Liegenschaften, auch der künftigen, wenn sie denn fertiggestellt sind. Durch die Einnahmen des laufenden Betriebes werden diese Summen auf Sicht kaum mehr zu stemmen sein. Eine kleine gute Nachricht angesichts all der schlechten hatte Lissner dennoch: In den vergangenen Wochen sei die Stadt bei den Zuschüssen von Land und Bund erfreulich gut berücksichtigt worden – zumindest ein Tropfen auf den glühenden Stein.