Markdorf will den Klimaschutz vorantreiben. So wie in vielen anderen Kommunen auch, ist dies schon seit Längerem erklärte Position der Stadt. Doch wo steht sie? Eine vorläufige Antwort darauf hat Walter Göppel, Geschäftsführer der Energieagentur Ravensburg. Die Energieberater aus der Schussen-Stadt haben nun ihre Ist-Stand-Analyse zur Nachhaltigkeit vorgelegt. Sie schauten auf Bereiche wie die Markdorfer Raum- und Entwicklungsplanung, die energetische Situation städtischer Gebäude oder die Mobilität. „Und das Ergebnis ist viel erfreulicher ausgefallen, als wir erwartet haben.“ Das erklärte der Markdorfer Bürgermeister Georg Riedmann bei der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Lob für ein unerwartet gutes Ergebnis
Von einem sehr guten Ergebnis sprach Energieagentur-Chef Walter Göppel. Bezogen auf die sechs untersuchten Handlungsfelder – neben Siedlungsplanung, kommunalen Gebäuden und Verkehr sind das noch Infrastruktur, administratives Geschehen und Außenkommunikation – habe die Stadt knapp über 60 Prozent ihrer Zielerwartungen erreicht. Das sei deutlich mehr als nötig, um von der Landesenergieagentur, der Trägerin des „European Energy Award“, ausgezeichnet zu werden. Noch ist es zu früh dafür, da die dafür nötige Zertifizierung erst 2023 erfolgt. Markdorfs Aussichten seien jedoch gut, erklärte Göppel. Er führt dies darauf zurück, dass sich die Stadt in Sachen Nachhaltigkeit längst auf den Weg gemacht habe.
Großer Handlungsbedarf bei Gebäuden
Bis zum Audit in zwei Jahren, wo die klimarelevanten Abläufe und Aktivitäten in der Stadt untersucht werden, sei noch hinreichend Zeit, „um an etlichen Stellschrauben zu drehen“, erklärte der Energieberater aus Ravensburg. Er nannte Bereiche wie die Eigenstromerzeugung, weitere Stromeinsparungen – etwa bei der Abwasserreinigung –, den Bereich der Mobilität oder das Energiemanagement städtischer Gebäude. Großen Handlungsbedarf machte Göppel im Gebäudesektor aus. Um hier Klimaneutralität zu erreichen, sei noch sehr viel zu tun. Auch im Bereich Verkehr müsse sich die Stadt klare Ziele setzen, wo sie 2030, 2040 und 2050 stehen will.


Weniger überrascht vom guten Ergebnis zeigte sich Kerstin Mock. Die Fraktionsvorsitzende der CDU im Gemeinderat wunderte sich über die Zahlen, die Walter Göppel zu den Energieverbräuchen der privaten Haushalte vorgelegt hatte. Er erklärte es mit den statistischen Mitteln. Joachim Mutschler, Fraktionschef der Umweltgruppe, vermisste Vorschläge für konkrete Maßnahmen zum Energieeinsparen: „Wir sehen da großen Handlungsbedarf, denn die Klimaentwicklung hat inzwischen einen Wendepunkt erreicht.“ Und Simon Pfluger fragte: „Wie können wir schneller werden beim Klimaschutz?“
Walter Göppel erläuterte, wie die Energieagentur arbeitet. „Wir gehen den Fragen nach: Wo klemmte es? Wo funktioniert es?“ Und Bürgermeister Riedmann antwortete Simon Pfluger: „Der European Energy Award will uns nicht schneller machen – er bewertet, ob wir schnell genug sind.“

Uwe Achilles, der Fraktionschef der SPD, hält die Ist-Stand-Analyse für sinnvoll. Es gelte, sich weitere Ziele zu setzen, zum Beispiel bei den Radwegen. Ebenso wichtig sei es, „die Bürger mitzunehmen – etwa bei der Häuser-Modernisierung“.