Huancaray liegt rund 10.000 Kilometer von Markdorf entfernt in den peruanischen Anden. In den nächsten Wochen werden sich einige Mitglieder des Markdorfer Peru-Kreises dorthin aufmachen. „Im Gepäck unserer Delegation wird eine geweihte Osterkerze sein“, so erklärt Manfred Lorenz, Sprecher des Peru-Kreises, „es geht uns ja auch immer um den spirituellen Austausch“.

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Die vor 37 Jahren von der Freiburger Erzdiözese angeregte Gemeindepartnerschaft wolle gepflegt sein. Den Besuchern aus Markdorf liege indes noch etwas am Herzen: Das Gespräch über das seit 2002 vom Peru-Kreis unterstützte Wasserprojekt. Genau genommen handelt es sich um 32 Einzelprojekte. Bei jedem einzelnen haben die Einwohner eines der Bergdörfer rund um Huancaray Wasserleitungen verlegt, damit ihre Familien Zugang zu sauberem Wasser bekommen konnten. „Und wir haben das dafür notwendige Material bezahlt“, erklärt Manfred Lorenz. Von den Armierungseisen über die Rohre bis zum Zement alles, was es braucht, um auf 3000 bis 4000 Metern Höhe Quellfassungen, Wasserreservoirs, Leitungen zu bauen. Leitungen, die bis vor die Häuser führen, sodass gleich mehrere Familien dort frisches Wasser entnehmen können.

Haben aus Anlass des Weltwassertages zum Pressegespräch über das Wasserprojekt in Huancaray eingeladen: Regina Lorenz, Helga ...
Haben aus Anlass des Weltwassertages zum Pressegespräch über das Wasserprojekt in Huancaray eingeladen: Regina Lorenz, Helga Konzet-Horn, Petra Holstein und Manfred Lorenz (von links) vom Markdorfer Peru-Kreis. | Bild: Jörg Büsche

Beim jüngsten Projekt haben die Einwohner des Dorfes Cachi Yaurecc Rohre über eine Gesamtlänge von rund zehn Kilometern verlegt und 110 Anschlüsse installiert. „Für etwa 230 Familien“, schätzt Helga Konzet-Horn. Sie hat den Partnerschaftsimpuls aus Freiburg vor 37 Jahren aufgegriffen und den Peru-Kreis gegründet, unterstützt dabei vom damaligen Gemeindepfarrer in Markdorf, Werner Reihing.

Keine Wasser ohne Spendenfluss

„Ohne die Spendengelder, die uns hier in Markdorf gegeben werden, könnten wir in Huancaray keine Leitungen bauen“, betont Manfred Lorenz. Inzwischen handelt es sich um einen sechsstelligen Betrag, der dazu verholfen hat, dass in 40 Dörfern rund um Huancaray frisches sauberes Wasser aus dem Hahn kommt. Das Trinkwasser für mehr als 14.000 Menschen. Nach dem Abschluss des inzwischen 32. Leitungsbauprojekts fasse man gemeinsam mit den peruanischen Partnern fürs begonnene Jahr zwei weitere Bauvorhaben ins Auge.

Arbeiten in schwindelerregender Höhe: Hier entsteht ein Wasserreservoir in Gemeinschaftsarbeit eines ganzen Dorfes.
Arbeiten in schwindelerregender Höhe: Hier entsteht ein Wasserreservoir in Gemeinschaftsarbeit eines ganzen Dorfes. | Bild: Peru-Kreis

Außer dem an den Peru-Kreis überwiesenen Spendengeld und der Eigenleistung der Dorfbewohner gebe es aber noch eine dritte Säule, auf die sich die Wasserprojekte stützen. Sie trägt den Namen Vidal Yupanqui Moran. So heißt der Wassermeister, den die Mitglieder des Peru-Kreises nur Vidal nennen und dem sie schon lang freundschaftlich verbunden sind. „Wir können ihm voll und ganz vertrauen“, erklärt Regina Lorenz. Mit größter Sorgfalt rechne er pünktlich alle Projekte ab. Vor allem aber verdanke der Peru-Kreis ihm viel, weil er sich im Laufe der Jahre „unendlich viele Erfahrungen“ angeeignet habe. Erfahrungen, die den Wasserleitungsbau rund um Huancaray überhaupt erst möglich machen. Auch auf schwierigstem Gelände, auch in schwindelnder Höhe, auch auf gänzlich unwegsamem Gebiet – wie die per WhatsApp nach Markdorf geschickten Fotos beweisen.

Unschlagbar günstig

Und das, so betont Manfred Lorenz, „zu Kosten, die nur bei einem Bruchteil von dem liegen, was von Unternehmen dafür ausgegeben werden müsste.“ Allein der Helikopterflug zur Gelände-Erschließung würde so viel kosten, wie der Peru-Kreis für eines seiner Projekte bezahlt. Apropos Kosten: Den Flug nach Peru bezahlen die Delegationsmitglieder aus Markdorf aus eigener Tasche. „Uns ist sehr wichtig, dass wirklich jeder Spendeneuro in unsere Projekte fließt“, erklärt Manfred Lorenz.

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Die vom Weltwassertag 2025 thematisierte Gletscherschmelze wird von den Markdorfer Huancaray-Besuchern also nicht in den Blick genommen. Dafür aber Fragen der Wasserqualität, der Sanitärversorgung sowie der Entwicklungsmöglichkeiten – alles Fragen, die von der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung bei vergangenen Weltwassertagen gleichfalls ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gerückt worden sind. Und die bei den Gesprächen mit Wasserbaumeister Vidal auch eine Rolle spielen werden: Beim Erörtern zukünftiger Wasserbauprojekte.